Donnerstag, 14. Mai 2009

Jakobsweg – 14.05.2008: Leon => Hospital Orbigo

Brav war ich um 6.30 aufgestanden und um 7.15 los gewandert. Entgegen dem alten Plan, wieder zurück zu fahren und die Strecke nachzuholen, die ich vor Leon verpasst hatte, hatte ich beschlossen, einfach hier weiter zu machen und die Paar Kilometer zwischen Sahagún und Leon ausfallen zu lassen, ich war einfach genervt von Leon und wollte weg – und vor allem so bald auch nicht wiederkommen.
In Leon kam ich dann auch noch im Sonnenaufgangslicht an einem alten Palast vorbei – ich habe leider inzwischen vergessen, was es war, aber wie so oft war er geschmückt unter anderem mit Pilogerbildnissen, den üblichen Heiligen und eben auch dem schicken, sich ausruhenden Pilger unter dem Kreuz, der genau auf den Eingang schaute:
Kreuz mit Pilger

Außerhalb der Stadt zweigte sich der Weg in zwei Möglichkeiten – entweder an der Nationalstraße entlang etwas einfacher und kürzer mit weniger Steigungen oder alternativ abseits der Nationalstraße und etwas weiter – und natürlich auch wieder mit mehr Steigungen – aber die Straße war dann doch nicht so reizvoll, dass ich an ihr hätte bleiben müssen. Und nachdem ich die lärmende Gruppe französischer Pilger hinter mir gelassen hatte, hoffte ich dann auch, dass es auf der längeren Strecke etwas ruhiger werden würde als zu Beginn der Strecke, wo schon sehr viele Pilger untewegs waren.
Nach einigen Kilometern entdeckte ich dann, dass einer meiner Märchenerzählerhelden, Tolkien, auch hier gewesen sein musste: außerhalb der urbanen Zentren fanden sich kleine offensichtlich sehr alte Gebiete mit Häusern, die Höhlenartig in die Berge hineingebaut waren, noch weit mehr an die Wohnungen der Hobbits erinnernd, als die Siedlung, wie sie für den Film in Neuseeland gebaut worden war:
Auenland
Das Auenland war also ganz offensichtlich keine reine Erfindung – und bei Gelegenheit sollte ich wirklich einmal nachforschen, ob Tolkien in persona dort war oder ob er Kunde von diesen Siedlungen hatte, überhaupt muss ich mal mehr über diese Gegend in Erfahrung bringen.
Neben einigen weiteren Beispielen solcher Siedlungen gab die Strecke sooo viel nicht her, man könnte dort Photos für den „Der Landbote – Kalender für den Bauern von Gestern“ machen, schicke Landschaft mit Hecken und angenehmen Wellenerhebungen, dann mit einem Fluss und natürlich auch Störchen
Fleiger

Wie so oft gab es auch hier die üblichen Wegzeichen mit genauso üblichen Verzierungen, der Jakobsweg und die Pilger darauf zelebrieren sich immer wieder selbst – genau so wie ich das in solchen Photos ja auch zu Genüge getan habe.
Dracula

Dadurch, dass ich einerseits eine weitere Strecke ging, als die meisten Führer beschreiben und mir auch viel Zeit ließ, hatte ich das große Vergnügen, den ganzen Tag allein zu gehen, am Anfang zwar ständig in Sichtweise von ganzen Pilgerscharen, am Nachmittag dann aber wieder ganz allein. Die Wege waren zwar öfter mal kleine Landstraßen, aber auf denen konnte man die Autos, die vorbei kamen, wirklich mit den Fingern einer Hand abzählen.
Vor Hospital Orbigo galt es noch die mittelalterliche Brücke mit dem mittelalterlichen Turnierplatz zu überqueren, wo im Sommer dann Ritterspiele mit Turnieren stattfinden, ein Ereignis, bei dem ich gerne mal zuschauen und photographieren würde. Nicht gar zu weit weg fand ich dann auch eine nette Herberge mit Betten, die in Pavillons im Garten ausgestattet war, insgesamt ein sehr netter Ort, nur leider mit sehr wenigen Leuten, mit denen ich etwas anfangen konnte.
Dracula
Aufgeschrieben habe ich mir ein Zitat von einer Frau aus einer – wieder mal sehr lärmenden – Deutschländergruppe: „Hier gibt’s auch wieder nur dieses weiße Brot, das können die einfach nicht, ...“, ich kann mich auch dunkel an die Gruppe erinnern, die reichlich laut den Garten in Beschlag genommen hatte und in ordentlicher Frührentnermanier gediegene deutsche Piknikmahlzeiten bereitet wurden, aber Details weiß ich nicht mehr, was auch daran liegen mag, dass ich solcher geballter Gruppenpilgerfrömmigkeit regelmäßig aus dem Weg ging. Im anderen, ruhigeren Teil der Herberge fand ich dann noch drei andere Leute, mit denen sich dann ein einfaches geteiltes Abendessen ergab: Burkhard, Hannes und Alexandra, soweit ich mich erinnere, gehörten die ersten beiden zusammen und Alexandra wanderte allein, aber mehr als dieser eine Abend ergab sich wohl nicht. Aber grundsätzlich erging es mir schon so, dass ich mich zusammen mit anderen Einzelwanderern wesentlich besser verstand als mit größeren Gruppen.

Strecke: 30 bis 32 Kilometer
Schritte: 53 500
Wetter: sonnig, warm
Allgemeine Befindlichkeit: gut – nicht mehr einschränkende aber noch vorhandene Schmerzen in den Knien, die mich bis zum Ende nicht mehr verlassen würden, auch noch in den Schienbeinen aber wesentlich schwächer. Mit neuer Kamera und genug Barem für den Rest des Weges wohlgemut.

Jakobsweg – 13.05.2008: Leon

In der Herberge stand ich wie alle anderen auf und verließ sie brav mit meinem Gepäck auf dem Rücken – und das war arg schwer mit zwei bis drei Kilo zusätzlich, die durch die Ersatzkamera inklusive Zubehör verursacht wurde, die ich später per Post nach Santiago schicken würde.
Aber vorher musste ich die Zeit überbrücken, bis das Geld aus D. ankam, das mir E. gleich am Morgen schicken wollte – sie wollte von der Arbeit in das Postamt nebenan gehen und dort die Überweisung auf den Weg bringen.
Allmählich zog ich also Richtung Post und stromerte da durch die Umgebung – saß im Park, und setzte mich in der Nähe in eine Bar, wo ich auf den Anruf wartete, in dem mir E. die Nummer gäbe, mit der ich die Anweisung abholen könnte.
Postpark

Nur kam der Anruf nicht. Bis 12 Uhr wollte ich warten, um dann selbst anzurufen und nachzufragen, E. führte ihr alltägliches deutsches Leben mit dem üblichen Stress mit Arbeit, Kindern usw., in das sie dann den Gang zur Post irgendwie einbauen müsste und ich wollte sie nicht unter Druck setzen und weiter wandern könnte ich sowieso nicht, da ich am Nachmittag mit Paul verabredet war, dem ich ja sein Darlehen zurückgeben müsste – er hatte zwar gesagt, das sei nicht nötig, aber für mich war es nötig.
Irgendwann klingelte dann endlich das Telephon, E war bei der Post gewesen, konnte aber in der deutschen Kleinstadt keine Postanweisung machen, das ging nur von der Hauptpost in einer größeren Stadt - Kassel war wohl gerade groß genug, sich diesen Service leisten zu können. E. war nun auf dem Weg in die Stadt, hatte C. dabei und die Kinder bei einer Nachbarin und Freundin untergebracht, ich müsste mich noch ein Weilchen in Geduld üben.
Etwas später dann ein neuer Anruf, es ging darum, einiges an Informationen auszutauschen, die für die Anweisung nötig waren, so brauchten die Postler die Postleitzahl Leons, die ich nicht wusste (die der Postmensch dann aber doch im Computer fand, außerdem brauchten sie eine Adresse – ich gab ein Cafe an, an dessen Namen ich mich noch erinnern konnte und wo ich auch den Straßennamen schnell fand, eine Adresse, wo ich notfalls dann auch hingehen könnte, wenn das nötig würde, ... und irgendwann gaben sie mir dann eine unendlich lange Nummer und das Passwort (der Name meines Neffen, einfach, eindeutig und unmöglich zu vergessen), mit denen ich mein Geld ausbezahlt bekäme – und das ganze Gespräch fand per Handy auf dem Weg vom Café zur Post statt, in die ich dann auch hinein stolperte und sofort, ohne irgendwelche Probleme, mein Geld bekam, naja, mit dem Problem dann doch, dass im ganzen Postamt die Bargeldbestände zusammen gesammelt wurden, weil eine größere Bargeldauszahlung direkt vor der Mittagspause nicht mehr vorgesehen gewesen war.
Ich konnte dann dem gleichen Schalterbeamten noch mein Paket geben und auf den Weg schicken und genüsslich Mittagessen gehen.
Auf dem Platz vor der Kathedrale wartete ich dann gemütlich auf Paul, der dann auch irgendwann kam um mir strahlend seine Freundin vorzustellen, während ich ihm strahlend seine 20,- € wiedergeben konnte – natürlich war die Kamera dabei.
Stadtleben

In meiner alten Pension hatte es zwar gestern kein Zimmer mehr gegeben, aber ich ging vorbei um nachzufragen, ob es heute wieder Platz gäbe – die Wirtin empfing mich wie einen alten Bekannten und gab mir die Adresse einer anderen Pension, wo sie telephonisch nachgefragt und mich angekündigt hatte.
Ich verabschiedete mich dann also von dem Platz, an dem ich ja relativ lange gewohnt hatte, und wanderte der neuen Pension entgegen, die dann auch praktischerweise auf dem Weg war, auf dem ich Morgen die Stadt verlassen würde.
Platz der Türme

Ich konnte wieder meinen geliebten gelben Pfeilen folgen, wie ich das ja inzwischen gewohnt war, und begegnete auf dem Weg dorthin auch noch einem anderen Pilger:
Pilger

Ich hatte eine neue Bleibe für die folgende Nacht, konnte noch einkaufen, bekam auch ein interessantes Abendessen beim Türken um die Ecke (und spanische Türken kommen spannenderweise aus Indien und spanischer türkischer Döner schmeckt wieder ganz anders als deutscher türkischer Döner) und bereitete mich, wie immer, auf den frühen Aufbruch vor, denn am folgenden Morgen ginge es weiter.

Strecke 0 Km.
Wetter: wärmer, gemischt, aber nur noch wenig Regen.
Allgemeine Befindlichkeit: wieder wohlgemut – körperlich weder durch Knie- noch Schienbeinschmerzen sonderlich eingeschränkt.

Jakobsweg - 12.05.2008: Leon

Und noch ein Tag mehr in Leon – ich hätte zwar genausogut auch weiter gehen können mit meinen 20 Euro, aber das Problem in den kleinen Ortschaften am Rand wäre gewesen, dass es dort einfach nicht die Möglichkeit gegeben hätte, eine Postanweisung zu empfangen. Und immerhin war schon Pfingstmontag, bis Dienstag müsste ich noch ausharren und dann käme die rettende Anweisung aus Deutschland.
Mein Zimmer in der Pension musste ich verlassen, die war ausgebucht für diese Nacht, aber ich könnte in der Herberge schlafen, wo ein freiwilliger Obolus erbeten wurde, aber kein Entgelt. Nur konnte ich da erst nachmittags hin, wie die meisten Herbergen war die geschlossen um gereinigt zu werden. Aber es war kein großes Problem, die Zeit vom Auschecken bis zum Einchecken zu überbrücken, galt es doch einfach, ein Frühstück zu bekommen – wieder in der selben Bar wie gestern auch, günstig und sättigend, der dortige arme Ritter, und dann gab es den großen Platz vor der Kathedrale, den ich mittlerweile ja schon so gut kannte.
Immerhin war ich noch einmal in der Kathedale, diesmal mit etwas mehr Ruhe und etwas besserem Licht.
Leon Kathedrale

Lange sprach ich mit Klaus, dem ehemaligen Banker aus Frankfurt, der mir dann auch erklärte, warum meine Karte nicht mehr funktionierte. Und ich traf San wieder, die mich zu einem Kaffee einlud. Ganz dumm lief eine Begegnung mit einer Gruppe, aus der ich zwei Leute flüchtig kannte, einen sympathischen jungen Spanier und eine deutsche Frau, die sich irgendwo auf dem Weg zum Paar gefunden hatten, die ich beide unterwegs schon gesehen hatte. Und sie wollten dann mit einer größeren Gruppe essen gehen – was natürlich genial für mich wäre, wenn ich einfach mitkäme und die Rechnung dann per Karte bezahlte, während ich von allen das Bargeld bekäme.
Dumm gelaufen, weil inzwischen auch meine Kreditkarte nicht mehr wollte – statt 200 € in die Tasche zu bekommen, waren auch meine letzten 20,- € weg, übrig blieb tatsächlich nur noch genug für ein, vielleicht zwei Kaffee (und dafür dann ein mittelmäßiges, relativ teures Essen mit einer Gruppe, in der es leider nur zwei, drei Leute gab, mit denen ich etwas anfangen konnte, aber deren Mehrheit ich ziemlich schrecklich fand).
OK, das Essen war weg, der Rucksack in der Herberge, ich erforschte die Nebengassen und fand ein paar sehenswerte Kleinigkeiten.
Fenster

Zwischendurch war ich noch einmal bei der Post um detailliert herauszubekommen, wie der Geldtransfer aus Deutschland funktionierte. Dort gab es dann nicht nur den Recken mit dem güldenen Zeh, den ich gestern photographiert hatte, sondern auch endlich mal wieder etwas Graffiti – wie so oft in den Bezirken ein wenig abseits des Zentrums.
Graffiti in Leon

Den Rest des Tages wanderte ich durch die Stadt und überlegte, was ich wohl am Abend essen wollte – entweder ich triebe etwas Geld auf, oder ich würde fasten, ungewollt fasten. Sehr passend dazu fand ich dann immer wieder Details in der Stadt, besonders skuril z.B. diese Kellerklappe:
Dracula

Meine finanzielle Lage entspannte sich, als mir Pauls anbot, mir 20 € zu leihen, er würde auch noch bis Morgen auf seine Freundin warten müssen und erst am Mittwoch weiter wandern, wie ich es auch müsste. Entspannt gab es also doch eine Kleinigkeit zu Essen für den Abend .- soweit ich mich erinnere, ein Brot, etwas Käse und ein paar Äpfel, ein echtes Festmahl also.

Früh ging es dann ins Bett, wieder in einer Herberge, an die ich mich allerdings kaum mehr erinnere (und von der ich dann auch gar nichts aufgeschrieben hatte). Die Herberge gehörte zu einem Orden, ich weiß nicht mehr genau, welchem, und es gab jeden Abend einen Gottesdienst in der Kapelle des Klosters, in dessen Mauern auch die Herberge lag. Ausnahmsweise wollte ich einfach mal bei einer dieser Andachten, wie sie überall auf dem Weg veranstaltet wurden, teilzunehmen – war aber dann doch entsetzt ob einer Nonne, die vor Beginn der Andacht eine halbe Stunde lang den Leuten (auf Spanisch zwar, aber ein ganz klein wenig verstehe ich ja doch) erklärte, wie sie sich cerhalten zu hätten, dass Sie still zu sein hätten, dass sie aber dann besonders laut zu singen hätten um Gott zu zeigen dass wir gute Christen seien usw. usw. Das Ganze erinnerte mich dann leider doch zu sehr an Kasernen oder ähnliche Situationen, wo es nicht auf das ankommt, was man selbst denkt oder fühlt, sondern auf das, was man tun soll oder muss – und nein, ich muss ganz sicher nicht lauthals irgendwelche katholischen Lieder singen, um irgendeinem Gott irgend etwas zu zeigen – wenn es diesen Gott wirklich gäbe, und er hätte diese Schleimerei meinerseits nötig um sich gut zu fühlen, dann wäre dieser Gott eher ein armes Würstchen als etwas in meinen Augen anbetungswürdiges. Nein, gäbe es einen Gott, dann wäre der allmächtig genug, auch ohne falsche Inbrunst und auf Befehl geheuchelte Gläubigkeit zu erkennen, ob es sich bei mir um ein verdammungswürdiges Etwas handele oder nicht. Ich verließ die Veranstaltung dann durch den Eingang, durch den wir auch herein geleitet worden waren, um mich vor verschlossenen Toren wiederzufinden, inmitten einer Gruppe von heftig angeheiterten Belgiern, die heute in Leon angekommen waren, um nach einem feuchtfröhlichen Abend morgen früh die Pilgerfahrt Richtung Santiago zu beginnen, mit dem festen Vorsatz auch auf dem Weg die Abende ähnlich zu verbringen. Es war zwar ganz witzig, mit diesen Leuten, die schon sehr lustig waren, draußen vor der Tür zu stehen, aber die Regeln des Klosters bestimmten ja eigentlich, dass nach 21.30 niemand mehr hinein gelassen würde. Und die Aussicht, hier noch länger warten zu müssen, war nicht die berauchendeste. Aber nach einiger Zeit erbarmte sich jemand unserer und öffnete die Tür, brav verschwanden wir allesamt in unseren Schlafsäcken und wurden nur noch einmal in unserer Ruhe gestört, als die Andachtsteilnehmer den Weg in die Schlafsäle fanden.

Jakobsweg - 11.05.2008: Leon

Nach wie vor hatte ich kein Geld – und ehe das Problem nicht gelöst war, würde ich nicht weiter ziehen.

Ansonsten war heiliger Pfingstsonntag, ich hatte noch eine Nacht in der Pension vor mir, dann würde ich auch die verlassen müssen. Bis dahin konnte ich mich aber dort ganz zu Hause fühlen un dgenoss es, auszuschalfen und in aller Ruhe das Treiben draußen aus dem Fenster zu beobachten, wo sich ein kleiner Park befand, der offensichtlich als Photohintergrund für Hochzeiten und ähnliches benutzt wurde. Dort kamen dann auch mehrere Gesellschaften vorbei, die festlich gekleidete Mädchen begleiteten für irgend eine religiöse Zeremonie, nehme ich an, ich bin allerdings nie dahintergesteigen, was da im einzelnen geschah:
Maedchenfeier

Und bei einer dieser Gesellschaften gelang es den Kindern dann auch, auszubrechen und sich ganz normalen kindlichen Gepflogenheiten zu widmen, statt gut erzogen schön zu sein und zu schweigen:
Kinder

Zum Frühstück gab's dann wieder einfach nur einen Kaffee und ein merkwürdiges Gebäckstück, das immerhin den Bauch besser füllte, als es aussah, etwas, was entfernte Ähnlichkeit mit armen Rittern hatte, Weißbrot in Milch oder in anderen Gegenden auch Ei geschwenkt, um es dann zu braten.
Frisch gestärkt und mit den 22 oder 23 €, die mir blieben, zu haushälterisch um mir teures Obst oder etwas ähnlich leckeres zu gönnen, lungerte ich wieder lange Zeit vor der Kathedrale herum, dem Platz, wo sich irgendwann alle Pilger einfinden und hoffte, dort einerseits mir die Zeit mit Photos vertreiben zu können, andererseits vielleicht nette Leute zu treffen, die mir dann vielleicht sogar weiter helfen könnten (allerdings fand ich niemanden, dem ich eine Transaktion hätte zumuten können, wobei ich in seinem/ihren Beisein per Internet Geld auf sein/ihr Konto hätte überweisen können, um es dann von der Person bar zu bekommen – das wäre eine Möglichkeit gewesen, an Geld zu kommen und ich kann mir vorstellen, dass z.B. die beiden Hessen, die inzwischen aber abgereist waren, um den Weg im nächsten Jahr fortzusetzen, dazu bereit gewesen wären, aber den flüchtigen anderen Bekannten vom Weg wäre so eine Aktion, die ein gewisses Maß an Vertrauen voraussetzt, wohl nicht zuzumuten gewesen.) Absurd eigentlich, da hat man reichlich Geld, so viel wie nie zuvor, und kann es nicht nutzen, weil es nur wenige tausend kilometer entfernt auf einem Konto liegt, über das man zwar für alle möglichen bargeldlosen Sachen verfügt, das einem aber trotzdem nicht das Kleingeld für ein bisschen Obst und Ähnliches für einen richtigen Einkauf ermöglicht.
Egal, das Problem kannte ich schon und hatte ich zu Genüge analysiert, mir blieb einfach nichts anderes übrig, als auf die Postanweisung aus Deutschland zu warten und immerhin hatte ich ja ein wenig Geld für heute und Morgen und bis Dienstag würde ich das schon noch irggendwie hinkriegen. Ich beschloss also, zumindest ein paar schicke Photos zu machen, solange ich in Leon fest saß, es hätte auch schlimmer sein können, in irgend einem der Kuhdörfer auf dem Weg zum Beispiel ..
Wie sich das gehört, besuchte ich natürlich auch die Kathedrale, die mich mit den unendlichen Steinmetzarbeiten mächtig beeindruckte, aufgrund des Dämmerlichts herinnen aber nicht photographierbar, immerhin habe ich einige Aufnahmen des Eingangs:
Jakobsweg-08-05-11-6280.jpg
Kathedrale Leon

Weil es zu langweilig gewesen wäre, den ganzen Tag nur auf dem Platz herumzuhocken, habe ich auch den Rest der (Innen)Stadt erkundigt.
Leon


Aufgrund meiner depressiven Stimmung habe ich damals allerdings nichts aufgeschrieben und anhand der Photos (und die meisten sind dann auch nichts geworden) könnte ich ein, zwei der konzentrischen Kreise um das Zentrum herum rekonstruieren, aber ich glaube, es wäre arg langweilig, hier zu lesen „ah ja, noch ein altes Haus, rechts vom Platz le Torres, und das hier war sicher mal eine Schule oder sowas in der Art und wie hieß die Straße noch, ups, habe ich glatt vergessen ...“, also fasse ich zusammen: Spaziergänge ohne besondere Ziele (und alles, was die Touristeninformation mir anbieten konnte, war entweder geschlossen oder wäre zu teuer geworden), ein paar oberflächliche Gespräche mit ein paar Mitpilgern, Panikattaken, während derer ich mich neben der Kathedrale sitzen und um ein paar Cent betteln sah, ein gewisses Maß an Selbstironie und einiges an Langeweile, schließlich ist Leon denn auch nicht sooo groß, vor allem, wenn man sich nicht auskennt, keine guten Informationsquellen hat, kein Geld zur Verfügung hat, geplagt von einem nicht ganz so einfachen Problem ist und eigentlich osfort wieder weiter wandern möchte.
Bei meinen Ausflügen begegneten mir dann aber viele viele Schuhe (ein oder zwei Schuhphotos wird es dann noch in der Galerie http://www.erik-nehring.de/steps/steps.htm geben, ein allererstes aber schon mal hier:
steps

Und natürlich gibt es in Leon auch neben der Geschichte und den daraus stammenden alten schicken pompösen Bauwerken auch ein modernes Leben mit Geschäften und Kram und all dem – und sowieso einer Menge unerfüllter Wünsche (nicht nur meiner ;-)
Träume, unerfüllt

Und damit sei für heute Schluss. Am nächsten Tag ging es genau so weiter ;-)


Strecke: 0 Km
Wetter: fieser Regen-Sonne-Mix aber tendentiell trockener als die Tage davor
allgemeine Befindlichkeit: aufgrund der Situation depressiv

von fremder hand!

eigentlich hätten ja die beiträge über den jakobsweg jeden tag automatisch hochgeladen werden sollen. aber twoday hats einfach nicht getan, obwohl alles richtig eingestellt war. daher habe ich - im auftrag des blogeigners, der gerade im krankenhaus seine zeit verbringt - gerade etwas nachgeholfen.
ich hätte das auch schon am samstag machen wollen / sollen, war aber so blöd den datenspeicher, den er mir gegeben hat, zu verlieren. also erst mit zwei tage verspätung das ganze. sorry für das.
ich werde jetzt auch noch die letzten vorhanden texte hochladen und darauf aufpasen, dass sie auch pünktlich erscheinen. und ich trete dem blogeigner jeden tag auf die füße weiter zu schreiben, auch wenn es im krankenbett nicht so einfach ist, aber egal, er hat ja zeit und den umständen entsprechend geht es ihm ja gut.
samuel

Aktuelle Beiträge

Ein neuer Anfang
Es sieht so aus, als gäbe es Stückzeit noch - aber...
erik-n - 29. Aug, 12:13
Dem Elefanten waren die...
Dem Elefanten waren die Augen zugeklebt? Unfassbar,...
iGing - 16. Apr, 09:33
Bangalore - Delhi
Meine kleine Himalayareise hat begonnen. Ich sitze...
erik-n - 16. Apr, 04:06
Der Himalaya ruft
Heute war der letzte Arbeitstag. Morgen ist Packen...
erik-n - 13. Apr, 19:17
Der Himalaya ruft
Heute war der letzte Arbeitstag. Morgen ist Packen...
erik-n - 13. Apr, 19:17

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6054 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Aug, 12:13

Web Counter-Modul


ägyptische Zeiten
Auf den Ohren
Auf nach Indien
Bilderchen
Fundstücke
für die menschheit nix großes
Hohe Zeiten
house art
indische Zeiten
photozeiten
Splitterzeiten
Tatort
Traumzeit
türkische Realität
Türkishe Realität
unterzeitwegs
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren