Jakobsweg - 11.05.2008: Leon

Nach wie vor hatte ich kein Geld – und ehe das Problem nicht gelöst war, würde ich nicht weiter ziehen.

Ansonsten war heiliger Pfingstsonntag, ich hatte noch eine Nacht in der Pension vor mir, dann würde ich auch die verlassen müssen. Bis dahin konnte ich mich aber dort ganz zu Hause fühlen un dgenoss es, auszuschalfen und in aller Ruhe das Treiben draußen aus dem Fenster zu beobachten, wo sich ein kleiner Park befand, der offensichtlich als Photohintergrund für Hochzeiten und ähnliches benutzt wurde. Dort kamen dann auch mehrere Gesellschaften vorbei, die festlich gekleidete Mädchen begleiteten für irgend eine religiöse Zeremonie, nehme ich an, ich bin allerdings nie dahintergesteigen, was da im einzelnen geschah:
Maedchenfeier

Und bei einer dieser Gesellschaften gelang es den Kindern dann auch, auszubrechen und sich ganz normalen kindlichen Gepflogenheiten zu widmen, statt gut erzogen schön zu sein und zu schweigen:
Kinder

Zum Frühstück gab's dann wieder einfach nur einen Kaffee und ein merkwürdiges Gebäckstück, das immerhin den Bauch besser füllte, als es aussah, etwas, was entfernte Ähnlichkeit mit armen Rittern hatte, Weißbrot in Milch oder in anderen Gegenden auch Ei geschwenkt, um es dann zu braten.
Frisch gestärkt und mit den 22 oder 23 €, die mir blieben, zu haushälterisch um mir teures Obst oder etwas ähnlich leckeres zu gönnen, lungerte ich wieder lange Zeit vor der Kathedrale herum, dem Platz, wo sich irgendwann alle Pilger einfinden und hoffte, dort einerseits mir die Zeit mit Photos vertreiben zu können, andererseits vielleicht nette Leute zu treffen, die mir dann vielleicht sogar weiter helfen könnten (allerdings fand ich niemanden, dem ich eine Transaktion hätte zumuten können, wobei ich in seinem/ihren Beisein per Internet Geld auf sein/ihr Konto hätte überweisen können, um es dann von der Person bar zu bekommen – das wäre eine Möglichkeit gewesen, an Geld zu kommen und ich kann mir vorstellen, dass z.B. die beiden Hessen, die inzwischen aber abgereist waren, um den Weg im nächsten Jahr fortzusetzen, dazu bereit gewesen wären, aber den flüchtigen anderen Bekannten vom Weg wäre so eine Aktion, die ein gewisses Maß an Vertrauen voraussetzt, wohl nicht zuzumuten gewesen.) Absurd eigentlich, da hat man reichlich Geld, so viel wie nie zuvor, und kann es nicht nutzen, weil es nur wenige tausend kilometer entfernt auf einem Konto liegt, über das man zwar für alle möglichen bargeldlosen Sachen verfügt, das einem aber trotzdem nicht das Kleingeld für ein bisschen Obst und Ähnliches für einen richtigen Einkauf ermöglicht.
Egal, das Problem kannte ich schon und hatte ich zu Genüge analysiert, mir blieb einfach nichts anderes übrig, als auf die Postanweisung aus Deutschland zu warten und immerhin hatte ich ja ein wenig Geld für heute und Morgen und bis Dienstag würde ich das schon noch irggendwie hinkriegen. Ich beschloss also, zumindest ein paar schicke Photos zu machen, solange ich in Leon fest saß, es hätte auch schlimmer sein können, in irgend einem der Kuhdörfer auf dem Weg zum Beispiel ..
Wie sich das gehört, besuchte ich natürlich auch die Kathedrale, die mich mit den unendlichen Steinmetzarbeiten mächtig beeindruckte, aufgrund des Dämmerlichts herinnen aber nicht photographierbar, immerhin habe ich einige Aufnahmen des Eingangs:
Jakobsweg-08-05-11-6280.jpg
Kathedrale Leon

Weil es zu langweilig gewesen wäre, den ganzen Tag nur auf dem Platz herumzuhocken, habe ich auch den Rest der (Innen)Stadt erkundigt.
Leon


Aufgrund meiner depressiven Stimmung habe ich damals allerdings nichts aufgeschrieben und anhand der Photos (und die meisten sind dann auch nichts geworden) könnte ich ein, zwei der konzentrischen Kreise um das Zentrum herum rekonstruieren, aber ich glaube, es wäre arg langweilig, hier zu lesen „ah ja, noch ein altes Haus, rechts vom Platz le Torres, und das hier war sicher mal eine Schule oder sowas in der Art und wie hieß die Straße noch, ups, habe ich glatt vergessen ...“, also fasse ich zusammen: Spaziergänge ohne besondere Ziele (und alles, was die Touristeninformation mir anbieten konnte, war entweder geschlossen oder wäre zu teuer geworden), ein paar oberflächliche Gespräche mit ein paar Mitpilgern, Panikattaken, während derer ich mich neben der Kathedrale sitzen und um ein paar Cent betteln sah, ein gewisses Maß an Selbstironie und einiges an Langeweile, schließlich ist Leon denn auch nicht sooo groß, vor allem, wenn man sich nicht auskennt, keine guten Informationsquellen hat, kein Geld zur Verfügung hat, geplagt von einem nicht ganz so einfachen Problem ist und eigentlich osfort wieder weiter wandern möchte.
Bei meinen Ausflügen begegneten mir dann aber viele viele Schuhe (ein oder zwei Schuhphotos wird es dann noch in der Galerie http://www.erik-nehring.de/steps/steps.htm geben, ein allererstes aber schon mal hier:
steps

Und natürlich gibt es in Leon auch neben der Geschichte und den daraus stammenden alten schicken pompösen Bauwerken auch ein modernes Leben mit Geschäften und Kram und all dem – und sowieso einer Menge unerfüllter Wünsche (nicht nur meiner ;-)
Träume, unerfüllt

Und damit sei für heute Schluss. Am nächsten Tag ging es genau so weiter ;-)


Strecke: 0 Km
Wetter: fieser Regen-Sonne-Mix aber tendentiell trockener als die Tage davor
allgemeine Befindlichkeit: aufgrund der Situation depressiv

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