Jakobsweg – 14.05.2008: Leon => Hospital Orbigo

Brav war ich um 6.30 aufgestanden und um 7.15 los gewandert. Entgegen dem alten Plan, wieder zurück zu fahren und die Strecke nachzuholen, die ich vor Leon verpasst hatte, hatte ich beschlossen, einfach hier weiter zu machen und die Paar Kilometer zwischen Sahagún und Leon ausfallen zu lassen, ich war einfach genervt von Leon und wollte weg – und vor allem so bald auch nicht wiederkommen.
In Leon kam ich dann auch noch im Sonnenaufgangslicht an einem alten Palast vorbei – ich habe leider inzwischen vergessen, was es war, aber wie so oft war er geschmückt unter anderem mit Pilogerbildnissen, den üblichen Heiligen und eben auch dem schicken, sich ausruhenden Pilger unter dem Kreuz, der genau auf den Eingang schaute:
Kreuz mit Pilger

Außerhalb der Stadt zweigte sich der Weg in zwei Möglichkeiten – entweder an der Nationalstraße entlang etwas einfacher und kürzer mit weniger Steigungen oder alternativ abseits der Nationalstraße und etwas weiter – und natürlich auch wieder mit mehr Steigungen – aber die Straße war dann doch nicht so reizvoll, dass ich an ihr hätte bleiben müssen. Und nachdem ich die lärmende Gruppe französischer Pilger hinter mir gelassen hatte, hoffte ich dann auch, dass es auf der längeren Strecke etwas ruhiger werden würde als zu Beginn der Strecke, wo schon sehr viele Pilger untewegs waren.
Nach einigen Kilometern entdeckte ich dann, dass einer meiner Märchenerzählerhelden, Tolkien, auch hier gewesen sein musste: außerhalb der urbanen Zentren fanden sich kleine offensichtlich sehr alte Gebiete mit Häusern, die Höhlenartig in die Berge hineingebaut waren, noch weit mehr an die Wohnungen der Hobbits erinnernd, als die Siedlung, wie sie für den Film in Neuseeland gebaut worden war:
Auenland
Das Auenland war also ganz offensichtlich keine reine Erfindung – und bei Gelegenheit sollte ich wirklich einmal nachforschen, ob Tolkien in persona dort war oder ob er Kunde von diesen Siedlungen hatte, überhaupt muss ich mal mehr über diese Gegend in Erfahrung bringen.
Neben einigen weiteren Beispielen solcher Siedlungen gab die Strecke sooo viel nicht her, man könnte dort Photos für den „Der Landbote – Kalender für den Bauern von Gestern“ machen, schicke Landschaft mit Hecken und angenehmen Wellenerhebungen, dann mit einem Fluss und natürlich auch Störchen
Fleiger

Wie so oft gab es auch hier die üblichen Wegzeichen mit genauso üblichen Verzierungen, der Jakobsweg und die Pilger darauf zelebrieren sich immer wieder selbst – genau so wie ich das in solchen Photos ja auch zu Genüge getan habe.
Dracula

Dadurch, dass ich einerseits eine weitere Strecke ging, als die meisten Führer beschreiben und mir auch viel Zeit ließ, hatte ich das große Vergnügen, den ganzen Tag allein zu gehen, am Anfang zwar ständig in Sichtweise von ganzen Pilgerscharen, am Nachmittag dann aber wieder ganz allein. Die Wege waren zwar öfter mal kleine Landstraßen, aber auf denen konnte man die Autos, die vorbei kamen, wirklich mit den Fingern einer Hand abzählen.
Vor Hospital Orbigo galt es noch die mittelalterliche Brücke mit dem mittelalterlichen Turnierplatz zu überqueren, wo im Sommer dann Ritterspiele mit Turnieren stattfinden, ein Ereignis, bei dem ich gerne mal zuschauen und photographieren würde. Nicht gar zu weit weg fand ich dann auch eine nette Herberge mit Betten, die in Pavillons im Garten ausgestattet war, insgesamt ein sehr netter Ort, nur leider mit sehr wenigen Leuten, mit denen ich etwas anfangen konnte.
Dracula
Aufgeschrieben habe ich mir ein Zitat von einer Frau aus einer – wieder mal sehr lärmenden – Deutschländergruppe: „Hier gibt’s auch wieder nur dieses weiße Brot, das können die einfach nicht, ...“, ich kann mich auch dunkel an die Gruppe erinnern, die reichlich laut den Garten in Beschlag genommen hatte und in ordentlicher Frührentnermanier gediegene deutsche Piknikmahlzeiten bereitet wurden, aber Details weiß ich nicht mehr, was auch daran liegen mag, dass ich solcher geballter Gruppenpilgerfrömmigkeit regelmäßig aus dem Weg ging. Im anderen, ruhigeren Teil der Herberge fand ich dann noch drei andere Leute, mit denen sich dann ein einfaches geteiltes Abendessen ergab: Burkhard, Hannes und Alexandra, soweit ich mich erinnere, gehörten die ersten beiden zusammen und Alexandra wanderte allein, aber mehr als dieser eine Abend ergab sich wohl nicht. Aber grundsätzlich erging es mir schon so, dass ich mich zusammen mit anderen Einzelwanderern wesentlich besser verstand als mit größeren Gruppen.

Strecke: 30 bis 32 Kilometer
Schritte: 53 500
Wetter: sonnig, warm
Allgemeine Befindlichkeit: gut – nicht mehr einschränkende aber noch vorhandene Schmerzen in den Knien, die mich bis zum Ende nicht mehr verlassen würden, auch noch in den Schienbeinen aber wesentlich schwächer. Mit neuer Kamera und genug Barem für den Rest des Weges wohlgemut.
Samuel B. - 25. Mai, 21:08

je länger ich hier lese, desto klarer wird mir, wie gut das sein muss, mal nicht nur für vier tage sondern für ne ganze weile auf sich zurückgeworfen zu werden.

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