Sonntag, 10. Mai 2009

Jakobsweg - 10.05.2008: Leon

Mit gepacktem Rucksack auf dem Rücken, den Schlüssel der Pension schon abgegeben, zog ich los zu frühstücken und dann mit dem Zug nach Sahagún zurück zu fahren. Da ich fast kein Geld mehr hatte, beschloss ich, gleich genug Bares für die nächsten Tage zu ziehen, wusste ich ja nicht, wo ich landen würde und ob es dort Geldautomaten gäbe (die waren nicht soo häufig in den kleinen Dörfern, wie man erwarten würde). Und siehe da, die Karte funktionierte nicht, der Automat konnte sie nicht lesen, was er mir fröhlich pfeifend mitteilte. "Blöde Maschine, dann eben nicht, gibt noch andere," dachte ich, versuchte es bei seinen Freunden und Kollegen in der ganzen Stadt und erkannte bald, dass die Karte kaputt war.
Automatensuche
(während der Automatensuche war ich ja noch in der Lage, einfach so vor mich hin zu photographieren).

Später lernte ich einen Bankmenschen kennen, der selbst solche Automaten aufgestellt und gewartet hatte, und der erzählte mir, dass die, wenn sie nicht ganz ganz genau skaliert sind, auf dem Magnetsreifen der Karte Chaos machen, indem sie den Teil, der eigentlich als reiner Leseteil gedacht ist, der also nicht beschrieben werden soll, weil er die Grundinformationen enthält, beschreiben und damit die Informationen löschen oder zumindest unlesbar machen. So stand ich also da, hatte noch fünf, sechs Euro, Hunger, ...
Es gab dann doch ein Frühstück (das billigste, das ich auftreiben konnte, ein Kaffee mit einem Stück einer seltsamen Mischform zwischen Brötchen, Kuchen und Schwamm). blieben, soweit ich mich erinnere, 4 Euro übrig, und Morgen wäre Pfingsten und ich Idiot hatte eine Kreditkarte ohne Geheimnummer, konnte sie also nicht benutzen um an Bargeld zu kommen.
Ich überlegte, dass es in Banken vielleicht möglich wäre, mit viel Überzeugungskraft, Kreditkarte, Personalausweis und dem Onlinezugang zu meinem deutschen Konto, das ja reichlich gedeckt war, vielleicht irgendwie an Bares zu kommen, nur waren die Banken am heiligen Pfingstsamstag geschlossen.

Flugs zur Herberge gesaust, dort gäbe es vielleicht jemanden, der mir eine Möglichkeit zeigen könnte, mit der Kreditkarte oder wie auch immer an Bares zu kommen. Dort waren gerade ein paar Kids mit einem Stand, wo sie Brot und Kram verkauften, um für eine Gruppenreise nach Australien Geld zu sammeln - irgendwas Katholisches war wohl letztes Jahr in Australien, wo sie hin wollten.
Und der Hostelero bat sie, mir weiter zu helfen und die beiden riefen flugs Mama und Papa an (der eine Papa ist Banker) und wir liefen da und dorthin in der Stadt, ohne jemanden anzutreffen oder ohne dass die Leute uns helfen konnten - nicht einmal große Hotels waren in der Lage, Geld von der Karte abzubuchen und es dann bar wieder auszuzahlen.
Auf jeden Fall war es total süß, wie die beiden versuchten, dem armen Pilger zu helfen, auch wenn es nichts brachte.
Helferlein

Na gut, bei der Post erfuhr ich immerhin, dass es dort möglich ist, per Western Union Geld anzuweisen, das bar bei einem Postamt irgendwo in der Welt eingezahlt wird - und zwar immerhin von Minuten - nur leider war Pfingstsamstag, alle Leute, die das für mich machen könnten, im Pfingswochenende und auf die Schnelle nicht mehr zu erreichen, also bliebe mir nichts übrig, entweder in Istanbul jemanden mit Bargeld und Montagszeit aufzutreiben oder bis Dienstag auf die Leute in Deutschland zu warten - und die Öffnung der deutschen Postämter - und bis dahin müsste ich die Zeit eben irgendwie überbrücken und mit Kreditkarte bezahlen (das ging in meiner Pension, also hatte ich immerhin ein Zimmer).
Bei der Post fand ich immerhin jenen hier, mit dem güldenen Fußdaumen:
Helferlein
Ich weiß nicht mehr, ob ich versuchte, ihn anzugrabbeln, aber immerhin photographierte ich ihn, vielleicht brächte das ja auch Glück oder Bares oder beides ;-)

Ansonsten lungerte ich den ganzen Tag nur herum, sprach hier und dort mit ein paar Leuten, die ich vom Weg her kannte, traf Paul, den Belgier, der auch einfach nur wartete (seine Freundin würde in ein paar Tagen ankommen, vielleicht morgen, vielleicht übermorgen, der genaue Termin war irgendwie unklar), und schließlich auch Helmut und eine Frau (an die ich mich gerade nicht erinnern kann), als ich beschloss, einfach richtig Essen zu gehen, denn das könnte ich ja mit der Kreditkarte bezahlen, während ich mir billige Kleinigkeiten, die ich ja bar hätte bezahlen müssen, nicht leisten konnte. Und da hatte ich die geniale Idee, für die beiden mitzuzahlen, so dass ich deren Rechnung per Karte zahlte und von den beiden Bargeld bekam - und schwuppdiwupp hatte ich gegessen und 20,- € in bar ;-).

Der Tag ging dann mit Lungern, Leitungswasser und Internetcafe zu Ende - ja, prima, online hatte ich Zugriff auf meine Konten, auf denen damals auch noch genug Geld war, mehr als ich in ein paar Wochen (normalen Urlaubs) in Leon hätte ausgeben können, nur leider hatte ich gerade keine Möglichkeit, dieses Kontogeld in mein Portemonaie zu bekommen, völlig absurd, vor allem wenn ich Luxus wie das Aufladen des Handys locker per Internet gestalten konnte, wo ich auch tausende von Euros von einem Konto auf das andere hätte transferieren können, während ich mir ernsthaft überlegte, ob das Internetcafe nict als vermeidbarer Luxus zu streichen gewesen wäre ...

Wanderstrecke 0 km, durch die Stadt irren eine Menge Kilometerlangen
Wetter: unbeständig, um 15 °C, öfter mal Regen, immer wieder auch mal regenfreie Zeiten
Allgemeine Befindlichkeit: zunehmendes Hineindriften in eine der Situation geschuldete Verzweifelung (was etwas zu heftig klingt, aber depressiven Charakter hatte das schon irgendwie)

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