ägyptische Zeiten

Montag, 2. Januar 2012

Abenteuer Sylvester in Port Said

Wir haben einfach mal beschlossen, dass wir auch Sylvesterknallerei haben wollten - interessanterweise wollte es besonders S., auch wenn es in der Türkei eher weniger üblich ist als für mich, der ich ja aus dem guten alten, geistergläubigen Deutschland kommme, wo in das neue Jahr hinein gekracht und gezündelt wird, als gäbe es nicht nur böse Geister zu vertreiben sondern noch viel mehr zu böllern und zu blenden ...
Wir zogen los, glaubten, in einem Supermarkt im Bazar fündig zu werden - aber nein, nur Wunderkerzen gab es da und Tischfeuerwerk der langweiligeren Sorte. Also ging es weiter. Wir fragten in einem öden, kleinen Geschenkeladen, in dem ein eher älterer, unscheinbarer Mann arbeitete und als er an unseren gestenreiche Erklärung verstanden hattem was unser Begehr sei, tat ganz geheimnissvoll und führte er uns zu seinem Auto und kramte aus dem Kofferraum eine Kiste mit - Feuerwerkskram heraus, allerdings der richtig fiese chinesische Kram Marke "spreng-dich-selbst-in-die-Luft". Wir kauften zwei Mini-Raketenstarter für viel zu viel Geld nach langem Handeln, wobei uns der gute Mann tausend mal versicherte, es sei verboten, Feuerwerk zu verkaufen, aber kein Problem, es zu zünden.

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Kaum hatten wir den Laden verlassen, dämmerte uns, dass wir 1.: den Blondypreis bezahlt hatten, Ägypter würden sicher nur ein Drittel des Preises bezahlen und dass wir 2.: vermutlich nur ein paar zischende Langweilerböllerchen erworben hatten, ganz und gar nicht die funkelnden Raketen, nach denen uns der Sinn stand.
Also zogen wir weiter, in der Hoffnung, im Schreibwarenladen fündig zu werden oder wenigstens den Besitzer fragen zu können, der ganz gut Englisch spricht (und nett sind die Leute dort auch).
Kaum hatten wir gefragt und der gute Mann verneint, als ihm einfiel, dass sein Cousen vor der Tür sei und dass der jemanden kenne, der jemanden kenne ...
Kurzentschlossen rief der Cousen also jemanden an, sprach am Telephon, erklärte, dass es ganz unterschiedliches Feuerwerk gäbe und wir mitkommen sollten. Wir zogen los, wurden in ein Taxi gesetzt und fuhren und fuhren und fuhren und kamen später, lange später irgendwo im Basar an. Dort wartete der Freund und es ging in einen Verliesähnlichen schmutzigen Verkaufsgang, der aussah wie der Nebenbeigang zu irgendwelchen aufgegebenen Futtermittellagern oder Ähnliches. Dort zog er aus einer heimlichen Ecke tatsächlich verschiedene Modelle von Feuerwerk hervor, zwar allsamt chinesischer Herkunft aber doch besser aussehend und auch teurer als jene Minibatterie, die wir schon hatten.
Dazu mehr später.

Zunächst kamen wir nach Hause und unsere Gäste warteten schon vor der Tür - drei Couchsurfer aus Deutschland, 18 Jahre alt aber mit mehr Auslandserfahrung als die meisten alten Säcke wie ich inzwischen einer bin ...

Die drei zogen bald wieder los, Freunde zu treffen während wir uns auf ein ruhiges Sylvester einrichteten, es uns gemütlich machen, uns an unserer Flasche Sekt betrinken wollten, die wir uns extra im Duty-free in Kairo besorgt hatten, ...
Nichts wurde daraus, draußen lärmte es plötzlich wie als wäre eine neue Revolution ausgebrochen, von oben aus dem 12. Stock sah es aus, als amüsierten sich die Menschen sehr, wir sausten also runter um zu sehen, was geschähe. Unten angekommen sahen wir es dann auch - und es wurde uns erklärt: Wer oder was immer sich in die Mitte der Straße traute, wurde von oben und den Seiten mit Wasserbomben attakiert, ein alter Brauch, der vor allem in unserer Gegend ausgeübt wird, so dass sich hier auch die Feierjugend versammelt hatte - viele viele Leute waren da, ausgestattet mit wassergefüllten Plastikbeuteln aus so feiner Folie, dass sie auch wirklich platzten beim Aufprall auf ein beliebiges Ziel, aber auch mit Beuteln voller Sand, manche gar mit Wurgeschossen aus Holz oder eben auch Kartons über dem Kopf als Schutz vor dem Bewurf von oben.
Besonderes Ziel waren die Autos auf der Gomhorreya Street, der Hauptstraße gleich um die Ecke - und dementsprechend gab es kaum Autos, die Leute hatten wo anders geparkt, fast niemand traute sich im Auto auf die Straße, diejenigen, die es taten, wurden auf`s heftigste attakiert mit ebendiesen Wurfgeschossen, anfangs Wasser, später aber leider auch gefährlicheres bis hin zu halben Backsteinen, die aus dem zweiten oder dritten Stock geschleudert wurden.

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Solange wir dort waren, war der Stein, der das Dach eines Autos demolierte, das heftigste Ereignis, später wurden wohl bei einigen Autos die Scheiben eingeschlagen (ein Kollege z.B., der sein Auto in der Nähe geparkt hatte, verlor Heck- und Frontscheibe, während das Dach des Autos von Wurfgeschossen arg zerbeult wurde) und es gab wohl richtige Straßenschlachten mit dem Austausch aller möglichen Wurfgeschosse, mit verletzten und sogar mit dem Einsatz von Schusswaffen.
Schade, wäre es bei Wasser geblieben, hätte es wirklich richtig Spaß gemacht.

Wir zumindest kletterten nachdem der Flugstein das Auto direkt neben mir getroffen hatte, wieder auf unser Dach, wo wir dann endlich unseren Sekt trinken konnten, anstoßen, und auch unsere Raketen starten ...

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(und hier ein erstes mal ein Photo nicht von mir selbst sondern von einem unserer Gäste, von Paul )

Dienstag, 6. Dezember 2011

Panzer?

Panzer?

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Ja, einfach so stehen plötzlich wieder Panzer auf den Straßen hier in Port Said und ein Konvoi mit Militärluxusjeeps fährt immer wieder mal durch die Stadt, ansonsten ist es ruhig wie immer.
Wirklich surreal, es herrscht Alltag und es scheint sich niemand um diese Panzer zu kümmern, die aber aus irgend einem Grund in die Stadt geschickt wurden.
Natürlich geht meine Phantasie sofort spazieren: Haben die Militärs plötzlich Angst vor den Menschen bekommen, die ihnen die Macht nehmen wollen und droht ein brutaler offener Angriff des Militärs auf die zarten Knospen der Demokratie?
Oder ist irgend ein militärischer Machtmensch zu Besuch in der Stadt, irgend einer mit vielen Sternchen? (mein Gott, Sternchen verteile ich in der Grundschule, in der sechsten, siebten Klasse wird man schon ausgelacht, wenn man das Wort nur in den Mund nimmt, aber bei Generals geilt man sich wieder daran auf, möglichst viele Sternchen zu bekommen)
Interessant auch, dass sich die Herren Generale hinter Panzern verstecken müssen. Spricht nicht für ihre menschlichen Qualitäten, eher für den Schiss, den sie vor der Demokratie haben, vor der Wahrheit, vor den Menschen ...


Ach so, noch eine kleine Info zum Bild: wiederholt wurde mir heute deutlich gemacht, dass man es gar nicht gut findet, wenn ich Photos vom Militär mache, also musste ich das Teleobjektiv benutzen und die Bilder, die ich machen konnte, sind nicht wirklich gut geworden.

Freitag, 2. Dezember 2011

situation normal all fucked up

In Ägypten wurde gewählt, das ändert aber gar nichts.
Nach wie vor ist das Militär an der Macht und wird diese vermutlich nicht so schnell abgeben, auch wenn der Wunschpartner des Militärs, die Islamisten die meisten Stimmen bei den Walen erhalten haben - auch sie sind eher rechts, eher auf den Erhalt des Status quo ausgerichtet, auch sie sind eher gegen eine zu weit gehende Befreiung des Volkes und vor allem sind sie gewiss nicht diejenigen, bei denen die Generäle und die alten Machthaber befürchten müssten, zur Rechenschaft gezogen zu werden - wenn Tantawi und Co Kirchen abreißen und Christen umbringen, dann lachen sich die Islamisten nur ins Fäustchen, benutzen sie doch genauso die Religion für ihre eigenen Ziele (und dass es den maßgeblichen Gestalten dabei um spirituelles Leben ginge, wage ich ganz heftig zu bezweifeln, gerade bei den Moslembrüdern und Salafis geht es um Pfründe, um Macht, um Besitz, auch darum, sich (auch als Mann) besser zu fühlen, weil ja die anderen (Christen, Juden, der Staat Israel als Sinnbild des Feindlichen und natürlich auch die Frau als unreine, böse Verführerin) Schuld sind. Da geht es ganz gewiss nicht um die Grundideen der Religion (und die sind auch im Islam Achtung des Nächsten, das Prinzip des Teilens, die Notwendigkeit, "gut" zu sein, wahrhaftig, vergebend, liebend, ... - und all das passt kaum in die gelebte "Religiösität" derer, die sich so wohlgefällig "Islam Btortherhood" nennen, oder "Salafis" ..)
Aber egal, geändert hat sich nichts an der realen Machtverteilung, das Militär regiert, eine zu bildende Übergangsregierung (wohlgemerkt keine, die irgendetwas mit diesem ersten Teil der Wahlen zu tun hätte, die ja noch lange nicht abgeschlossen sind), eine vom Militär bestimmte Regierungm, wird gebildet und wird Tantawis Befehle brav ausführen, der größte Teil des Volkes ist glücklich, weil gewählt wurde, weil wir ja jetzt ach so demokratisch sind, und wird brav daheim bleiben und abwarten.
Allmählich wird jegliche Opposition in den Gefängnissen verschwinden, das Militär ist gut darin, laut Amnesty International weit "besser" als das alte Mubarakregime, während die westliche Welt, während Amerika die wenigen, die in Ägypten noch aufzubegehren wagen, zur Mäßiggung aufruft. So geschah es vor anderthalb Wochen: Das Militär ließ friedliche Demonstranten reihenweise umbringen, was Amerika dann als Grund sah, die Demonstranten wie auch das Militär aufzurufen, brav zu sein, statt Stellung zu beziehen und deutlich zu machen, dass Tantawi und Co ganz und gar kein Recht haben, Menschen zu ermorden, die friedlich ihre Meinung sagen - aber das ist amerikanische Politik. Und die amerikanischen Geheimdienste sind ja sowieso dafür bekannt, dass sie sich besonders gut mit Militärdiktaturen verstehen während Demokratien gar nicht so beliebt dort sind ...


Oh, ich werde wieder viel zu politisch. Eigentlich wollte ich nur sagen, dass die Wahlen nichts ändern, dass sich die Militärdiktatur betoniert und einen demokratischem Schleier übergeworfen hat zur Tarnung, dass ein mehr oder weniger menschenverachtendes System aufgebaut wird hierzulande und dass die meisten Menschen sich blenden lassen vom Prozess der Stimmabgabe.

Und was mache ich? Ihc halte mich brav raus und bin stolz darauf, diese Woche schon fünf mal alle 12 Stockwerke hinauf gewandert zu sein, jedes mal 226 Stufen. So vertreibt man sich die Zeit in Zeiten der Revolution.

Donnerstag, 1. Dezember 2011

Immer noch in Zeiten der Revolution in Ägypten ...

In Port Said geht das Leben ganz normal weiter.
Die Wahlen von Montag und Dienstag wurden begeistert wahrgenommen, schon Morgens um 10 trafen wir Leute, die nach Wahlteilnahme wirklich glücklich im Café saßen und Frühstückten - also schon eine Stunde nach Öffnung der Wahllokale ...
"Wir sind glücklich. Das war eine wirklich freie Wahl. Wir konnten verdeckt wählen, niemand hat zugeguckt, es gab keine Gewehre und es gab sogar einen Richter, der aufgepasst hat. Ja, das waren richtig gute Wahlen" fasste einer der älteren Herren, alle arbeiten sie im Handel in Port Said, das Erlebnis der ersten freien Wahl seit vielen Jahrzehnten zusammen.
Außerdem meinten sie, dass bald die Jugend nicht mehr auf den Tahrir Platz gehen müsste, dann würde das Parlament herrschen, man könne sich an die Abgeordneten wenden und es werde auf das Volk gehört. Die Militärherrschaft lehnen sie zwar ab - der Feldmarschall wurde als "crazy" bezeichnen, sie glauben aber, dass das Militär tatsächlich die Macht dem zivilen Parlament abtreten wird.

Aber ich muss zugeben, dass ich diesen Wahlen nicht traue, dem Militär nicht traue, das hemmungslos Gewalt einsetzt gegen jeden, der Demokratie will, gegen jeden, der die Macht des Militärs einschränken möchte. Ein Teil dieser Gewalt ist der exzssive Einsatz von Tränengas, vor allem einer Sorte, die in Amerika als CR-Gas als zu gefährlich sowohl für zivilen als auch militärischen Einsatz verboten wurde aber dort von Combined Systems Inc., einem Waffenproduzenten aus Jamestown in Pennsylvania, hergestellt wird und jetzt vom Militärregime in Kairo im großen Stil eingekauft wurde und ausgeliefert werden soll - die ersten sieben der bestellten 21 Tonnen wurden von Hafenarbeitern in Abadiya, einem kleinen Hafen in der Nähe von Suez, blokiert, die sich weigerten, zur Vergasung ihrer Landsleute beizutragen. Die Amerikaner haben da ja keine Hemmungen, die ägyptischen Generäle sowieso nicht.
Man stelle sich vor, die Generäle ordern 21 Tonnen Tränengas, nehmen wir an, in einer Granate sind 200 Gramm, dann sind es immer noch 100 000 Granaten. Pardon, wer glaubt da noch daran, dass das Militär auch nur im Traum daran denken würde, irgendwann mal friedlich abzuziehen?

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(Das Bild zeigt eine der Granaten, die Sicherheitskräfte am 28.01.2011 in Tahrir Street benutzten, damals wurden tausende solcher Granaten auf Demonstranten abgefeuert, in den vergangenen Tagen waren es auch jene Granaten mit dem in Amerika verbotenen CR-Gas ...)

Eine zweite Nachricht aus Kairo stimmt nachdenklich: Am Dienstag Abend griffen zivil gekleidete Menschen die Demonstranten auf dem Tahrir Square an. Genau das meinte ich in meinem vorletzten Blogbeitrag "Ich persönlich frage mich ja, wann Tantawi und Co dann die gekauften Schläger auf den Platz schicken, so wie es auch Mubarak und Freunde gemacht haben (nicht vergessen, Tantawi gehörte auch damals schon lange und immer noch zu den führenden Personen des Mubarak-Regimes)"
Es fängt an. Das Ende wird, wenn sich die Menschen nicht wehren, die Diktatur sein, die vielleicht als "Tantawi-System" in die Geschichte eingehen wird, kräftig unterstützt von US-amerikanischen Waffenschmieden (und die Deutschen würden auch liebend gerne ihre Panzer verkaufen, wenn sie könnten, aber zur Zeit braucht man hier eben Gas und Gummigeschosse, die kriegt man in Amerika sehr günstig ...)






Siehe z.B. http://english.ahram.org.eg/NewsContent/1/0/27956/Egypt/0/Suez-port-employees-reveal-ton-US-tear-gas-order-f.aspx
oder http://www.eufrika.org/wordpress/2011/11/agypten-hafenarbeiter-blockieren-tranengas-lieferung-%E2%80%9Emade-in-usa%E2%80%9C/
oder http://www.fr-online.de/politik/aegypten-unruhen-in-kairo-beenden-wahlen,1472596,11240032.html
...

Samstag, 26. November 2011

Immer noch unter der Herrschaft des Militärs ...

begehrt das Volk auf in Kairo während das Leben in Port Said seinen langweiligen Gang weiter geht.
Immerhin gab es gestern eine kleine Demonstration - wir hatten sie erwartet, wir hörten sie näher kommen, es klang nach einer wirklich großen Aktion, aber als sie vorbeizog sahen wir vom Dach aus, dass es gerade mal 150, vielleicht 200 Menschen waren.
Egal, wir gingen hin, um genaueres zu erfahren. Wir sahen eine Mischung aus allen möglichen Teilen der Bevölkerung, viele junge Menschen, wenige konservative Moslems.

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Und das führt zu einer weiteren politischen Betrachtung:
Das Militär wütet seit Monaten schlimmer als das alte Mubarak Regime, massenweise verschwinden Menschen ohne ordentliches Verfahren in Gefängnissen, weil sie dem Militär unlieb sind, etwa, weil sie öffentlich die allgemein bekannten Brutalitäten des Militärs benennen, die Verstrickung der regierenden Generäle in Vorgänge wie Korruption, Folter, Mord oder auch einfach nur, weil sie für bessere Arbeitsbedingungen demonstrieren oder gar so dreist sind, eine menschenwürdige Entlohnung für Arbeit zu fordern (z.B. wagen nach wie vor manche Menschen für einen Mindestlohn von 1200 ägyptische Pfund zu fordern, umgerechnet 200Dollar oder 150 Euro, nach wie vor gibt es Leute, die zu erwähnen wagen, dass in Ägypten immer noch 40% der Menschen weit unter der Grenze für absolute Armut leben, also zu verhungern drohen, ...). Nach wie vor attakiert das Militär christliche Gebäude, Gruppen, Veranstaltungen (unter dem Vorwand, es gäbe keine ordentliche Genehmigung für den Bau wurden Kirchen zerstört, während es in ganz Ägypten wohl kaum Gebäude mit ordentlichen Genehmigungen gibt, ganz sicher müssten, wenn gleiches Maß angewendet würde, tausende von Moscheen zerstört werden, Demonstrationen von Christen werden regelmäßig angegriffen, wenn nicht direkt mit Panzern und von Soldaten in Uniform, dann jedoch immer ohne dass Sicherheitskräfte es verhindern würden, selbst wenn sie direkt daneben stehen, ...), unter der Herrschaft des Militärs finden Gerichtsverhandlungen gegen die Täter der Gewalt, Unterdrückung und gesetzlosen, hemmungslosen Ausbeutung des ägyptischen Volkes gar nicht statt oder, wenn das Volk deutlich macht, dass es sich dieses Aussitzen nicht länger gefallen lässt, unter Ausschluss der Öffentlichkeit, ernstzunehmende Verurteilungen gibt es fast gar nicht, Freisprüche oder lächerliche Ministrofen dafür um so mehr, während die Gegner des Regimes wie gehabt unter albernen Vorwänden, durhc Lügen, durch Betrug oder einfach nur durch unrechtmäßige Pseudoverhandlungen massenweise weggesperrt werden.

Und die Gruppe, die sich erhofft, bei den Wahlen zu gewiinnen (die sich also von einer Mehrheit des Volkes wählen lassen will), die Moslembruderschaft, hält sich bei den Protesten gegen die Militärherrschaft heraus, hat gestern dann sogar in der El Aksar Moschee eigenen Protest angestimmt, einen Protest, der sich gegen Israel richtet, einen Protest, der die Palästinenser unterstützt.
Entschuldigung, habe ich etwas falsch verstanden?
Nein, es ist tatsächlich so, die Moslembruderschaft sieht die für Montag vorgesehenen Wahlen als das Wichtigste, was ansteht in Ägypten, Wahlen, die zwar durchgeführt werden dürfen, die dann auch irgendwann zu einem Parlament führen sollen (im März), die dann gefolgt werden sollen von Präsidentenwahlen, nach Vorstellung des Militärs "nicht früher als Anfang 2013", jetzt wurde dem Militär abgerungen, sich auf July 2012 einzulassen, vermutlich hoffen die Generale, bis dahin genug Gelder verschwinden zu lassen, genug Zeugen mundtot zu machen (oder eben ganz tot), genug Vorbereitungen für einen echten Staatsstreit zu treffen oder im Notfall die Flucht ins Ausland vorzubereiten. Das Parlament hat nach Vorstellungen des Militärs gar keine Befugnisse, der Ministerpräsident genauso wenig, eine zivile Regierung dürfte die Entscheidungen des Militärrates verkünden oder den Rücktritt vom Militär erbitten, falls es mit dessen Verhalten nicht einverstanden ist, wie es vor ein paar Tagen der Fall war.
Und die Moslembruderschaft schweigt dazu - offensichtlich liegen Moslembruderschaft und MIlitär auf einer Linie, es geht nicht um die Rechte der Menschen, es geht nicht um Demokratie, sondern es geht um Macht und darum, sich ein Stück vom Kuchen "Ägypten" abzuschneiden, ganz ohne Rücksicht auf die Menschen dort.
Und dementsprechend handeln die Moslembrüder: sie negieren die Demonstrationen vom Tahrir Square und richten ihre Agitation gegen Israel, nach dem alten Muster, dass äußere Feinde immer am besten von inneren Problemen ablenken und ein äußerer Feind das Volk vereint - die Agitation gegen Israel als den vermeinllichen Gegner soll den Menschen weiß machen, es ginge den Moslembrüdern darum, die wahren Feinde des Volkes zu bekämpfen (die Israelis sind immer gut dafür) und müssten gewählt werden - die tatsächlichen Feinde des Volkes, korrupte Politiker, Generale und eben auch Moslembrüder.

Und noch eine kleine Nebenbemerkung: der faktisch regierende General Tantawi (76jährig, langjähriger enger Mitarbeiter Mubaraks, für 20 Jahre dessen Verteidigungsminister) bestimmte jetzt als eine der wenigen Reaktionen auf die Proteste gegen seine Herrschaft den 78jährigen Kamal al-Gansuri (langjähriger MItarbeiter Mubaraks und für drei Jahre Ministerpräsident unter Mubarak) zum neuen Ministerpräsidenten (wie gehabt mit wenigen Befugnissen, die Regierungsgewalt behält der oberste Militärrat, behält Tantawi). Pardon, bedeuten diese alten Männer und allesamt Vertraute Mubaraks irgend einen Wechsel in der realen Politik in Ägypten? Diese Männer haben das alte System getragen, diese Männer werden einen Teufel tun, eine wirkliche Änderung aktiv voranzutreiben.
Eine Demokratisierung ist offensichtlich nicht mit sondern nur ohne Tantawi möglich.
Schön wäre es, wenn irgendwann einmal ähnliche Einsichten aus den USA und aus Europa zu hören wären, es würde vielleicht anfangs nichts ändern aber es würde den Menschen auf dem Tahrirsquare ein wenig Hoffnung und wenigstens moralische Unterstützung geben, die sie dringend brauchen, sind sie doch die einzigen, die ernsthaft für die Interessen des Volkes eintreten.

Donnerstag, 24. November 2011

Nach wie vor absurde Normalität in Ägpyten ...

Während in Kairo die Straßenschlachten weiter toben, waren wir heute Abend gemütlich beim Abendessen bei S. Kollegen - sie waren alle, wie wir auch, während der Revolution vom 25. Januar in Port Said und sind, wie wir auch damals, schon ziemolch früh ausgereist um dann nach Mubaraks Rücktritt wiederzukehren.
Den Tag über war es wieder ruhig in Port Said, bis jetzt ist nichts zu merken von einer Revolution, nicht einmal der Hubschrauber von vorgestern war zu sehen oder zu hören, auch keine Düsenflieger oder sonst etwas. An den üblichen Punkten sind Polizisten oder Soldaten zu sehen, nicht mehr als normal, auch nicht besonders angespannt, wie üblich lungern sie herum, bringen weder ein mehr an Sicherheit noch das Gefühl, irgend etwas gtegen das Chaos ausrichten zu wollen oder zu können, das den ägyptischen Verkehr auszeichnet.
Krass: Überall laufen die Fernseher, die auch hier bei ägyptischen Sendern Bilder vom Tahrir Square zeigen, den Ton dazu verstehe ich nicht, aber es wird angeblich nicht mehr ganz so schlimm gelogen wie noch bei den Angrriffen auf die Kopten vom 9. Oktober, wo das staatliche Fernsehen behauptete, die "Christen schießen auf unsere Soldaten", während auf der Straße vor dem Haus des Rundfunks Chrsten von Soldaten grundlos angegriffen und ermordet wurden.
Während wir also im Fernsehen die Bilder vom Tahrir Square sehen, laufen in Kairo die Straßenschlachten weiter und die Kollegen sind der Meinung, dass hier der Alltag ganz normal weiterlaufen wird und sich die Lage in Kairo beruhigt.
Ich persönlich glaube nicht daran, ich gehe davon aus, dass das Militär nicht nachgeben wird - würde Tatawi dem (gerechtfertigten und notwendigen) Druck weichen,, würde er Platz machen für eine demokrtatische Regierung, für eine Regierung, die auf rechtlichen Grundsätzen basiert, würde er, der ja verantworlich ist für seine zwanzig Jahre als Verteidugungsminister, für Milliarden Dollars, die irgendwo aus dem Militäraparat in private (nicht zuletzt seine eigenen) Taschen verschwunden sind, für Gewalt, Folger, Morde verübt von Soldaten, die systematisch und sicher nicht spontan sondern in höherem Auftrag handelten, für Bomben, die vom Mubarak-Clan in Auftrag gegeben wurden gegen Kirchen, gegen Tourismuszentren, für die Gewalttaten der letzten WOchen und Monate, die Ägypten ja in der ganzen Welt bekannt gemacht haben ...
Es liegt im ureigensten Interesse der Generäle, nicht verantwortlich gemacht werden zu können für all ihre Taten und dementsprechen müssen sie notwendigerweise weiter machen.
Und deswegen müssen die Menschen auf der Straße weiter machen, denn sonst wird sich in Ägypten nie etwas ändern.
Und dazu gehört es auch, dass Tantawi in seiner Lügenrede gestern Abend winzige Schritte auf die Forderungen der Demonstranten zuging (ja, man werde die Macht abgeben, die Präsidentenwahlen würden doch im Sommer durchgeführt und nicht erst 2013 wie man das noch ein paar Tage vorher gesagt hatte also möglichen Termin, wo man frühestens daran denken könne, die Macht an zivile Stellen zu übergeben ...), Lippenbekenntnisse ablegte ohne eine einzige konkrete Zusage zu machen außer der, dass man die Soldaten und Polizei aus der Innenstadt abziehe, eine Zusage, die gefolgt wurde von neuen Attacken mit Gummigeschossen (nicht die schon grausamen aus Vollgummi, sondern wohl auch die mit Metallkern) und mit Tränengas (man geht davon aus, dass ein in Europa verbotenes Gas benutzt wird, das weit schädlicher ist als herkömmlches Tränengas, ein Gas, das unter Umständen zu blutigem Husten und ähnlich grausamen Folgen führt), durchgeführt von Soldaten und Polizisten von Panzern aus, mit der allbekannten Brutalität und Hemmungslosigkeit.
Ich persönlich frage mich ja, wann Tantawi und Co dann die gekauften Schläger auf den Platz schicken, so wie es auch Mubarak und Freunde gemacht haben (nicht vergessen, Tantawi gehörte auch damals schon lange und immer noch zu den führenden Personen des Mubarak-Regimes) - ein Angriff von ein paar hundert bezahlten Schlägern mit Baseballschlägern, Messern, die als normale Demonstrationsteilnehmer getarnt auf den Platz gebracht werden, würde das Chaos sehr schnell in ungeahnte Dimensionen treiben und Tantawi würde vor die Kameras treten und - wie Mubarak damals - sagen: "Seht ihr, ohne mich gibt es nur Chaos!", würde die Demonstranten, sofern sie noch leben, in Gefängnissen verschwinden lassen, die bezahlten Schläger und Mörder würden, falls zufällig jemand bekannt und vor Gericht gebracht würde, wie die Angreifer der israelischen Botschaft mit erhobenem Zeigefinger "du böser, mach das nicht nochmal" auf Bewährung mit ein paar Monaten Papierstrafe wieder freigelassen und stünden bereit für den nächsten Einsatz, Tantawi würde weitermachen wie gehabt und hätte noch ein paar Monate oder Jahre mehr Zeit, seine Machenschaften, seine Millionen wenn nicht gar Milliarden zu verschleiern, sofern es ihm nicht gelingen sollte, eine Generalamnesie für alle Mörder und Diebe des Mubarak- und Tantawi-Regimes in die neue Verfassung einzubauen, für die er ja gerne selbst verantwortlich zeichnen will und vor deren Verabschiedung er keineswegs die Macht aus den Händen geben will.

Ich schreibe mich wieder in Rage - nein, ich schreibe die Rage auf, in die mich die Lügen und das Verhalten dieser Menschen gebracht haben.
Und besonders interessant finde ich ja, dass die ganze Welt an der Rede gestern Abend auzssetzte, dass es keine Entschuldigung für die Toten der letzten Tage gab, die wurde jetzt nachgeliefert, nicht von Tantawi, ich glaube, so etwas käme ihm nicht über die Lippen, er muss ja so tun, als hielte er seine Menschenverachtung, seine Brutalität, seinen grenzenlosen Egoismus und Eigennutz wirklich für "das Beste für unser Volk" usw.
Und mit der Entschuldigung für die Toten geht der parallele Einsatz des neuen, giftigen Gases einher, geht das Schießen weiter, fahren die Panzer auf in Kairo, Alexandria, in Ismailia, das Sterben weiterer Demonstranten, die friedlich für die Demokratie eintreten wollten und sich jetzt mit Steinen gegen die größte Militärmaschine Nordafrikas wehren müssen.

(Und, wie gesagt, gleichzeitig geht hier in Port Said der Alltag weiter - aber zumindest ich bin gespannt darauf, ob es nicht wenigstens morgen, nach dem Mittagsgebet nicht doch eine Demonstration geben wird.
Wir haben uns vorgenommen, morgen endlich einkaufen zu gehen, uns mit dem Allernotwendigsten einzudecken für den Fall, dass wir irgendwann vielleicht doch gezwungen werden, längere Zeit in der Wohnung zu bleiben oder es vielleicht irgendwann mal etwas nicht gibt - ich traue dem Frieden hier in Port Said nicht dauerhauft - wo damals im Januar und Februar ja auch geschossen wurde, wo Demosntranten ermordet wurden, wo später dann plündernde, vom Mubarakregime losgelassene Banden durch die Stadt marodierten, wo auch Polizeiwachen brannten und irgendwann die Stellvertreter des Regimes vertrieben wurden.

Und wenn sich die Situation wieder normalisiert - wie es die meisten hier hoffen, dann werden wir Mehl, Trinkwasser, Nudeln,Reis, Dosengemüse usw. einfach so wieder verbrauchen, kein Problem ...

Dienstag, 22. November 2011

ich könnte zum Mörder werden ...

...
hier in Port Said ist die Situation ruhig, von den Vorgängen auf dem Tahrir-Square ist hier nichts zu merken, ein Hubschrauber kreiste über der Stadt, ja, vor dem Gouverneursgebäude stehen zwei Panzer, die ich beim letzten Mal, als ich vorbei kam, nicht bemerkt hatte, vielleicht, weil sie wirklich nicht da waren, vielleicht weil ich an den Anblick von Panzern im ägyptischen Leben gewöhnt bin und nicht darauf geachtet habe, ja, sogar eine kleine Demonstration von ca. 50 Menschen habe ich gesehen, die durch die Stadt zog, ganz ohne Polizei und ohne Probleme.
Die Polizei war kaum zu sehen, vor allem das zentrale Polizeigebäude am Fähranleger sah fast verwaist aus, nur zivile Bedienstete waren zu sehen, die Uniformierten wurden wohl zurückgezogen, vielleicht aus Angst, vielleicht um Manpower für eine erwartete ernste Konfrontation andernorts zu sparen, vielleicht auch in der Absicht, das hier beliebteste Spiel zu spielen, nämlich Unordnung zu stiften, das nach Mubaraks Rücktritt (das Regime Mubarak war verantwortlich für Bomben auf Kirchen, für Bomben auf Touristenzentren, für das Verschwinden sämtlicher Polizei am 29. Januar während gleichzeitig die Gefängnisse geleert wurden - manche Gefangene wurden tatsächlich mit Gewalt aus den Gefängnissen heraus geprügelt - und während Polizisten in Zivil Plündererbanden anführten, die in die Städte einfielen, plünderten, brandschatzten, um sich schossen, ...) vom Militär kräftig weiter gespielt wird (selbst konservative Leute müssen zugeben, dass auffällig viele LKWs vollbesetzt mit typischen Schlägergestalten an jenem Tag in der Nähe der israelischen Botschaft zu sehen war, als diese angegriffen wurde, was mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit vom Militär und seinem Umfeld organisiert war, zu tausend Prozent sicher ist, dass das Militär die Angreifer machen ließ, zuschaute und nicht einschritt,, sicher ist genauso, dass bei den gewalttätigen Ausschreitungen Mitte Oktober zwischen Christen und Militär die Gewalt nicht von den Demonstranten ausging, sondern dass es Militärpanzer waren, die in die Menge fuhren, dass die Christen die Opfer waren und ganz sicher nicht die Blogger, die das Militär nach den Ausschreitungen wegen "Anstiftung zur Gewalt" zu Gefängnisstrafen verurteilen ließ, natürlich Zivilisten vor Militärgerichten, ...

Das Militär ist zur Zeit das größte Problem in Ägypten, wegen der Militärherrschaft hält sich die Wirtschaft mit Investitionen zurück (S. Firma könnte das Dreifache an Aufträgen annehmen, müsste dafür aber ein neues Gebäude aufbauen, neue Maschinen aufstellen, was nicht geschieht solange, bis eine zivile, stabile Regierung vorhanden ist, die eine rentable Zukunft ermöglicht, dem Militär ist nicht zu trauen - und wie diese FIrma geht es sehr vielen, man investiert nicht, solange es eine Militärregierung gibt, die z.B. auf die schwachsinnige Idee kommt, ein Gesetz zu machen, das von Besuchern verlangt, Visa vor Reiseantritt bei der entsprechenden Botschaft zu beantragen - das ist der Tod für jeden Wirtschaftsreisenden und der Tod für den Tourismus, der den allergrößten Teil der ägyptischen Wirtschaft darstellt, man investiert nicht, wenn morgen dieses Militär vielleicht die nächste Botschaft attakieren lässt, man investiert nicht, wenn man befürchten muss, dass eine Militärregierung, die vielleicht Ahnung von Panzern haben mag aber sicher nicht von Wirtschaft, nicht von Sozialpolitik, eigentlich von gar nichts außer eben Panzern und Gewalt ...


Das Militär versprach im Februar eine Übergangszeit von 6 Monaten - die sind lange vorbei. Später wurde gesprochen davon, die Macht an die Regierung zu übergeben, die nächste Woche gewählt wird - kaum rückte der Wahltermin näher, ließ das Militär verlauten, dass die Macht vielleicht Ende 2012, Anfang 2013 abgegeben werden könnte ... - Tantawi oder wie dieser ekelige Greis heißt, hält an der Macht genauso fest, wie jeder andere Diktator.
Gleichzeitig wollte das Militär Regeln in die Verfassung geschrieben haben, wie z.B. die, dass das Militär alleine entscheidet darüber, wie viel Geld es aus dem Staatshaushalt erhält und wie das Geld verwendet wird - eine Regelung, die absurder, macht- und geldgeiler nicht mehr möglcih ist. Andere, ähnlich absurde Regeln wollten Tantawi und seine Freunde (allesamt stammen sie aus Zeiten des Mubarakregimes) festschreiben, die dem Militär weit mehr Macht noch gegeben hätte als schon zu Mubaraks Zeiten oder als heute.
Seit der Revolution wurden 11000 bis 14000 Zivilisten von Militärgerichten abgeurteilt, die meisten waren Demonstrationsteilnehmer bei Veranstaltungen, die den Herren Generalen nicht gefielen, viele aber auch einfach Leute, die öffentlich die Machenschaften des Militärs beschrieben, die Wirklichkeit aufschrieben und abgeurteilt wurden, weil sie dem Militär schaden "übel nachredeten". (Die Gewalttäter von der israelischen Botschaft aber wurden allesamt zu 6 Monaten auf Bewährung verurteilt, immerhin, Leute, die nachweislich heftigste Gewalt ausübten, während Leute, die einen Blog betreiben, die die Wahrheit sagen, die auf Demontrationen einfach nur ihre Meinung sagen, dafür eintreten, dass eben gerade keine Gewalt ausgeübt wird, für drei Jahre eingesperrt werden, in Verhandlungen, bei denen keine Verteidigung zugegen ist, von der die Angeklagten (wenn überhaupt) Minuten vor Beginn erfahren, Verhandlungen, für die es keine Gesetze, keine Regeln gibt, Verhandlungen, die allesamt geheim sind, ...).
Das Militär hat eine Reihe von Gesetzen erlassen, in den ersten Tagen schon wurde so ziemlich jede Demonstration verboten, indem gesagt wird, dass Demonstrationen nur dann erlaubt werden können, wenn sie dem Wohl des Landes oder der Produktion nicht schaden, nun, wer die Entscheidung trifft, welche Demonstration schadet, welche nicht, ist klar: der Militärrat. Das erwähnte schwachsinnige Visa-Gesetz wurde schon erwähnt, immerhin hat das Militär, das ja auch Hotels betreibt, Tourismusunternehmen, sich überzeugen lassen, dass so ein Gesetz absolut schädlich wäre für den Devisenerwerb, also wurde es ausgesetzt, trat nicht in Kraft, aber auf dem Papier existiert es, mit Tantawis Unterschrift.
Eine Verfassungsänderung wurde vom Militär auf den Weg gebracht, die nicht wirklich mehr Demokratie bringt, für die kommenden Wahlen wurden Gesetze gemacht, die die Wahlkreise verändern, so dass kleine Gruppen weniger EInfluss haben, letztlich wurden auch schwer belastete ehemalige Mitlglieder der ehemaligen Partei Mubaraks zugelassen, die jetztt in der Regel als unabhängige Kandidaten sich wählen lassen wollen - und das Geld, sich die notwendigen Stimmen einzukaufen, haben sie aus Schmiergelden in der Mubarak-Ära locker verdient.

Endlich gehen die Menschen gegen dieses Militärregime auf die Straße.
Und Tantawi, ich könnte kotzen, wenn ich den Namen höre, stellt sich hin und sagt, dass das Militär nichts von all dem gemacht hätte, sondern immer auf Seiten des Volkes stünde, dass es keine Militärgerichte gäbe, dass er nicht an der Macht festhalten wolle, dass die bösen die anderen seien ...
Niemals habe ich solche Lügen gesehen während ich gleichzeitig wusste, dass genau das Gegenteil der Fall ist.
Seit dem billigen, miesen Auftritt dieses altersschwachen "Feldmarschalls", DIktators, Lügners würde ich tatsächlich zum Messer greifen, würde er plötzlich vor der Tür stehen. Hätte ich das nicht schon früher begreifen müssen, hätte ich spätestens heute gelernt, dass es tatsächlich richtig schlechte Menschen gibt, Menschen, die von innen heraus, aus ihrem tiefsten Inneren einfach nur schlecht sind.

Absurdes Leben in Zeiten der Revolution

Peinlich ist es, aber ich muss zugeben, dass ich von den Vorgängen in Kairo (auf dem Tahrir Square tobt die Revotution wieder, Ziel des Aufbegehrens ist endlich das Militär, das die Nacht an sich gerissen hat und sie wie sich das für Militär gehört, ausübt, brutal, ohne Rücksicht auf Menschenrechte oder Vernunft.
Tatsächlich ist es ruhig gewesen in Port Said, ich war ständig draußen unterwegs die letztten zwei Tage und von Revolution, nicht einmal von Spannungen war etwas zu bemerken - und ich habe ausnahmsweise meine Nachrichtenabfragen vernachlässigt, die ich normalerweise einmal am Tag mache, um auf dem aktuellen Stand zu sein. Und macht man es einmal ein paar Tage lang nict, siehe da, es brodelt -
und endlich, heute Nacht dann auch hier, eine erste Demonstration kam gerade vorbei.



hiding 01


Ansonsten ist es ruhig, ich habe immerhin ein paar Photos gemacht in den letzten Tagen, ein neues MIniprojekt gestartet (die Farbe rot am Strand), statt immer nur in der Wohnun zu werkeln, mich um das beheben ägyptischer Bau-Idiotie zu kümmern, um ein undichtes Dach, um nicht funktionierende Abflüsse, um das Streichen von WÄnden, um dieses und jenes, das mich die letzten Wochen beschäftigt hat.
Morgen werde ich mal schauen, was so rund um das Gebäude der Geheimpolitzei geschieht, auf der Hauptstraße, an den Orten, wo im Januar, Februar demonstriert wurde - ach so, bei der normalen Polizei werde ich auch mal vorbei schauen, dort in der Gegend steigt heute Abend eine dicke fette Rauchwolke auf, aber wahrscheinlich ist es nur irgend ein Müllhaufen, der verbrannt wird, wie es hier auch mitten in der Stadt öfter mal passiert.

Sonntag, 13. November 2011

Großstadtleben in ägyptisch Sibirien

also, erst war, wegen des Opferfestes alles geschlossen, arg lang, mindestens zwei Tage länger als jeder andere Laden hatten die beiden Optiker zu, der eine auch heute noch, aber der sieht eh nicht iwirklich vertrauenerweckend aus, der andere hatte endlich geöffnet. Und der Mensch darinnen sagte auf die Nachfrage, ob er Englisch spräche, im Brustton der Überzeugung "Ja!". Nun, sein Englisch war gut genug um mir zu erklären, dass er keine Kontaktlinsen hätte, dass es auch in der Mahalle, in der Stadt, in Port Said keine gäbe.
Aber ich könnte ja mal bei Dr. Gamal, dem Augenazt fragen, vielleicht könnte der mir helfen.

Dafür bin ich also eine Woche lang jeden Tag dahin getappert um darauf zu warten, dass die endlich mal öffnen ...

Und dann dachte ich mir, dass der gute Mann ja doch arg ahnungslos geklungen hatte, in Kairo hatte mir schon damals mal ein Optiker gesagt, in Ägypten würden gar keine Kontaklinsen getragen, die müsse ich mir in Europa besorgen, sowas kennte man gar nicht in Ägypten, und ein paar Straßen weiter fand ich dann gleich einige Optiker, die allesamt Linsen und auch alles andere hatten wie jeder normale Optiker auf der ganzen Welt auch.
Also ging ich munter drauf los, um in einer Apotheke nach einem anderen, besseren Optiker zu fragen und siehe da, Mittwoch haben die dann meine Linsen, fertig und aus ;-)

Samstag, 12. November 2011

ägyptisch Sibirien

... immerhin habe ich den Kruezfahreranleger vor der Tür, da kann ich immer mal gucken, ob denn was los ist.
Heute ist es die Norwegian Jewel mit bis zu 2300 Passagieren an Bort, na, immerhin. Und wer gucken will: http://de.wikipedia.org/wiki/Norwegian_Jewel oder deren Bordkamera: http://www.ncl.com/shipcams/jewelcam/fullsize.jpg?browser_popup=320x240

So, ich gehe jetzt einkaufen.

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