Abenteuer Sylvester in Port Said

Wir haben einfach mal beschlossen, dass wir auch Sylvesterknallerei haben wollten - interessanterweise wollte es besonders S., auch wenn es in der Türkei eher weniger üblich ist als für mich, der ich ja aus dem guten alten, geistergläubigen Deutschland kommme, wo in das neue Jahr hinein gekracht und gezündelt wird, als gäbe es nicht nur böse Geister zu vertreiben sondern noch viel mehr zu böllern und zu blenden ...
Wir zogen los, glaubten, in einem Supermarkt im Bazar fündig zu werden - aber nein, nur Wunderkerzen gab es da und Tischfeuerwerk der langweiligeren Sorte. Also ging es weiter. Wir fragten in einem öden, kleinen Geschenkeladen, in dem ein eher älterer, unscheinbarer Mann arbeitete und als er an unseren gestenreiche Erklärung verstanden hattem was unser Begehr sei, tat ganz geheimnissvoll und führte er uns zu seinem Auto und kramte aus dem Kofferraum eine Kiste mit - Feuerwerkskram heraus, allerdings der richtig fiese chinesische Kram Marke "spreng-dich-selbst-in-die-Luft". Wir kauften zwei Mini-Raketenstarter für viel zu viel Geld nach langem Handeln, wobei uns der gute Mann tausend mal versicherte, es sei verboten, Feuerwerk zu verkaufen, aber kein Problem, es zu zünden.

hiding 01


Kaum hatten wir den Laden verlassen, dämmerte uns, dass wir 1.: den Blondypreis bezahlt hatten, Ägypter würden sicher nur ein Drittel des Preises bezahlen und dass wir 2.: vermutlich nur ein paar zischende Langweilerböllerchen erworben hatten, ganz und gar nicht die funkelnden Raketen, nach denen uns der Sinn stand.
Also zogen wir weiter, in der Hoffnung, im Schreibwarenladen fündig zu werden oder wenigstens den Besitzer fragen zu können, der ganz gut Englisch spricht (und nett sind die Leute dort auch).
Kaum hatten wir gefragt und der gute Mann verneint, als ihm einfiel, dass sein Cousen vor der Tür sei und dass der jemanden kenne, der jemanden kenne ...
Kurzentschlossen rief der Cousen also jemanden an, sprach am Telephon, erklärte, dass es ganz unterschiedliches Feuerwerk gäbe und wir mitkommen sollten. Wir zogen los, wurden in ein Taxi gesetzt und fuhren und fuhren und fuhren und kamen später, lange später irgendwo im Basar an. Dort wartete der Freund und es ging in einen Verliesähnlichen schmutzigen Verkaufsgang, der aussah wie der Nebenbeigang zu irgendwelchen aufgegebenen Futtermittellagern oder Ähnliches. Dort zog er aus einer heimlichen Ecke tatsächlich verschiedene Modelle von Feuerwerk hervor, zwar allsamt chinesischer Herkunft aber doch besser aussehend und auch teurer als jene Minibatterie, die wir schon hatten.
Dazu mehr später.

Zunächst kamen wir nach Hause und unsere Gäste warteten schon vor der Tür - drei Couchsurfer aus Deutschland, 18 Jahre alt aber mit mehr Auslandserfahrung als die meisten alten Säcke wie ich inzwischen einer bin ...

Die drei zogen bald wieder los, Freunde zu treffen während wir uns auf ein ruhiges Sylvester einrichteten, es uns gemütlich machen, uns an unserer Flasche Sekt betrinken wollten, die wir uns extra im Duty-free in Kairo besorgt hatten, ...
Nichts wurde daraus, draußen lärmte es plötzlich wie als wäre eine neue Revolution ausgebrochen, von oben aus dem 12. Stock sah es aus, als amüsierten sich die Menschen sehr, wir sausten also runter um zu sehen, was geschähe. Unten angekommen sahen wir es dann auch - und es wurde uns erklärt: Wer oder was immer sich in die Mitte der Straße traute, wurde von oben und den Seiten mit Wasserbomben attakiert, ein alter Brauch, der vor allem in unserer Gegend ausgeübt wird, so dass sich hier auch die Feierjugend versammelt hatte - viele viele Leute waren da, ausgestattet mit wassergefüllten Plastikbeuteln aus so feiner Folie, dass sie auch wirklich platzten beim Aufprall auf ein beliebiges Ziel, aber auch mit Beuteln voller Sand, manche gar mit Wurgeschossen aus Holz oder eben auch Kartons über dem Kopf als Schutz vor dem Bewurf von oben.
Besonderes Ziel waren die Autos auf der Gomhorreya Street, der Hauptstraße gleich um die Ecke - und dementsprechend gab es kaum Autos, die Leute hatten wo anders geparkt, fast niemand traute sich im Auto auf die Straße, diejenigen, die es taten, wurden auf`s heftigste attakiert mit ebendiesen Wurfgeschossen, anfangs Wasser, später aber leider auch gefährlicheres bis hin zu halben Backsteinen, die aus dem zweiten oder dritten Stock geschleudert wurden.

hiding 01

Solange wir dort waren, war der Stein, der das Dach eines Autos demolierte, das heftigste Ereignis, später wurden wohl bei einigen Autos die Scheiben eingeschlagen (ein Kollege z.B., der sein Auto in der Nähe geparkt hatte, verlor Heck- und Frontscheibe, während das Dach des Autos von Wurfgeschossen arg zerbeult wurde) und es gab wohl richtige Straßenschlachten mit dem Austausch aller möglichen Wurfgeschosse, mit verletzten und sogar mit dem Einsatz von Schusswaffen.
Schade, wäre es bei Wasser geblieben, hätte es wirklich richtig Spaß gemacht.

Wir zumindest kletterten nachdem der Flugstein das Auto direkt neben mir getroffen hatte, wieder auf unser Dach, wo wir dann endlich unseren Sekt trinken konnten, anstoßen, und auch unsere Raketen starten ...

hiding 01

(und hier ein erstes mal ein Photo nicht von mir selbst sondern von einem unserer Gäste, von Paul )
Samuel B. - 3. Jan, 18:27

das mit den wasserbomben werde ich in k. dieses jahr auch einführen! biste dabei?

und???? wie haben die chinesischen dinger geknallt? ist eine pädagogische frage. wir haben uns an vier wunderkerzen gelabt.

erik-n - 9. Jan, 22:17

die kleinen stinker vom photo haben wir noch gar nicht angezündet, das große rohr sieht man ja - knallte ein wenig und gab einen kleinen sternenregen, ganz hübsch ...

doch, es macht sogar spaß ;-)

Aktuelle Beiträge

Ein neuer Anfang
Es sieht so aus, als gäbe es Stückzeit noch - aber...
erik-n - 29. Aug, 12:13
Dem Elefanten waren die...
Dem Elefanten waren die Augen zugeklebt? Unfassbar,...
iGing - 16. Apr, 09:33
Bangalore - Delhi
Meine kleine Himalayareise hat begonnen. Ich sitze...
erik-n - 16. Apr, 04:06
Der Himalaya ruft
Heute war der letzte Arbeitstag. Morgen ist Packen...
erik-n - 13. Apr, 19:17
Der Himalaya ruft
Heute war der letzte Arbeitstag. Morgen ist Packen...
erik-n - 13. Apr, 19:17

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Suche

 

Status

Online seit 6059 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 29. Aug, 12:13

Web Counter-Modul


ägyptische Zeiten
Auf den Ohren
Auf nach Indien
Bilderchen
Fundstücke
für die menschheit nix großes
Hohe Zeiten
house art
indische Zeiten
photozeiten
Splitterzeiten
Tatort
Traumzeit
türkische Realität
Türkishe Realität
unterzeitwegs
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren