Donnerstag, 14. März 2013

indische Bürokratie oder "Wir können auch anders"

Vorgestern Abend war das Gas alle, die Flasche endgültig leer, ein Süppchen gab es nicht mehr.
Nachbars sagten mir, der normale Weg, eine neue Flasche zu bekommen, sei es, im Rechnungsbuch nachzuschauen, die dort verzeichnete Nummer anzurufen, die eigene Abonnement-Nummer anzugeben und das Gas würde geliefert. Bezahlen müsse man auch - soweit ich verstanden habe, irgendwo bei der Niederlassung der Gesellschaft im nahen Stadtteilzentrum. Zur Bekräftigung wurde mir so ein Büchlein gezeigt, mit Stempeln drinnen und Daten, Einträgen, alles sehr schön bürokratisch und indisch und kompliziert ohne Ende - ganz wichtig: ohne die Nummer geht gar nix.
Ich schrieb also den Vermieter an, bekam dann auch heute Morgen Antwort, die Telephonnumer des Agenten, der solche Sachen für meinen Vermieter immer erledigte, seinen Namen, die Abonentennummer, den Namen der Gesellschaft, alles, was ich an Information auch brauchte. Heute Abend wollte ich anrufen und, wie mir gesagt worden war, zwei, drei Tage auf die Lieferung warten.
Auf dem Weg nach Hause hatte ich das große Vergnügen, einen Lieferwagen genau dieser Gesellschaft zu sehen, den Fahrer anzuschwätzen und fünf Minuten später schon den Gasherd anwerfen zu können - die Bürokratie in Indien ist die Hölle, aber es gibt eben auch immer wieder mal kurze Wege :)
Das

Wetter

Aus meiner Höhle heraus (mein Raum ist in "zweiter Reihe", er hat kein Fenster nach draußen, was hier leider normal ist, aber da alle Wände rundherum aus Fenstern bestehen, kann man trotzdem auch ein Stück blauen Himmel ahnen, aus dieser dunklen und kühlen Höhle bin ich also heraus gekommen und in den anderen Teil der Schule hinübergewandert, ein Weg von vielleicht einmal 100 Metern.
Ich war nicht wirklich durchgeschwitzt, aber doch kurz davor. Und drüben haben sie in ihren Klassenzimmern keine Klimaanlage, sitzen nicht in zweiter Reihe wie ich, sondern kriegen den ganzen Tag volle Sonne und dementsprechend Hitze.
Wie ich bei dem Wetter aber nach Hause radeln soll, das weiß ich noch nicht ;-)

verlorenes Rennen

das heutige Rennen habe ich verloren:
Vor mir kamen zwei kleine Jungs von einem Weg auf die Straße, vierte, fünfte, vielleicht auch noch sechste Klasse, klein, beide, in einer Uniform, die weniger an eine Schuluniform und mehr eine Pfadfinderuniform erinnerte. Einer von beiden stand in den Pedalen des ziemlich großen Fahrrads, der andere saß auf dem Gepäckträger, nach ersten Schlenkern ging es dann doch erstaunlich gut und gerade aus, der Fahrer gab kräftig Gas, nicht wegen mir, noch hatten sie mich nicht bemerkt und als es soweit war, fuhr ich einfach vorbei, ohne dass sie auch nur einen Schimmer einer Chance gehabt hätten, schneller zu sein und auch kein Rennen wagte, sie schauten einfach fröhlich und waren mehr damit beschäftigt, selbst und allein so schnell zu fahren wie es ihnen möglich war (und sie waren schon fix, weit schneller als die meisten Erwachsenen, die gemütlich durch die Welt rollern, ...).
Nach einiger Zeit und einem Kilometer hörte ich ein Motorrad von hinten, wurde überholt und siehe da, der Mopedfahrer schob mit seinem Fuß das Fahrrad mitsamt den beiden Jungs, die strahlend an mir vorbei sausten - jetzt musste ich einsehen, dass ich keine Chance hatte. Ich fuhr hinterher und stellte anerkennend fest, dass die beiden tatsächlich die ersten Radfahrer waren, denen ich ohne zu zögern den ZurSchuleFlitzPokal überlassen musste, so locker und cool ist noch nie jemand an mir vorbei geradelt ;-)

Na gut, als der Schieber dann abbog, dauerte es nicht lange, bis ich sie wieder einholte, aber das zählt nicht mehr

Zeit für Organspende?

Ein Freund von mir sagte irgendwann ganz ruhig, dass er wisse, wie einer ihm nahestehenden Person (vielleicht seine Mutter, vielleicht ein Bruder, eine Schwester) zu helfen sei, die totkrank sei: Er müsse mich schlachten und einen Teil von mir mahlen und dieser Person dann zuführen (ich weiß nicht mehr, ob er mich intravenös spritzen wollte oder verfüttern oder wie auch immer, aber er war einfach davon überzeugt, dass das der einzige Weg sei, dieser Person zu helfen.
Er verkündete das ruhig vor seinem Computer sitzend, seine große, kräftige Gestalt auf dem Bürostuhl ein wenig in meiner Richtung gedreht (wohnten wir zusammen?)
Anfangs war ich mir sehr unsicher. Ich hielt diesen Plan für einen Scherz. Aber er fing an, mir Details zu erklären, dass er mich mit dem Bergsteigerhammer erschlagen würde, wie er mich auzuschlachten gedächte ...
Es war also Zeit für mich, wegzulaufen. Ich rannte in Richtung des Waldes hinter dem Haus in D., in dem ich aufgewachsen bin. Im Garten und bis zur Hälfte des angrenzenden Feldes war ich außér Sichtweite, einen kleinen Streifen des Feldes würde er einsehen können, das wusste ich, also müsste ich später, im Wald, Haken schlagen um ihn auf einen falsche Fährte zu führen.

Wie er mich dort einfing, weiß ich nicht mehr. Erstaunlicherweise weiß ich aber, dass ich gestresst aufwachte, wirklich klar war.
Nur ging es danach dann wieder weiter. Ich war wieder im Zimmer, noch immer war er ganz ruhig, auf sich konzentriert, hatte eine sehr sympathische Art zu sprechen und zeigte mir eine gigantische Klistierpumpe oder wie auch immer man das Teil nennen kann, das er mir zeigte und etwas von Reinigung erzählte. Mich erwischte das kalte Entsetzen und ich wollte nur noch fliehen, rannte weg, wurde erwischt, saß im Auto neben ihm.
Ich wollte weg, sah aber keine Chance, zu entkommen. Und ich wusste, dass ich die nicht hatte, denn das Buch, das ja genau dieses mein Erlebnis beschrieb, das ich ja selbst geschrieben hatte, hörte genau hier an dieser Stelle im Auto auf, Beleg dafür, dass meine Geschichte genau hier aufhören würde.
Aber wieder entkam ich. Das Auto fuhr durch eine hügelige Steppenlandschaft, ich konnte in einer Kurve die Tür aufmachen, er versuchte, das Auto ins Gebüsch zu steuern, gegen den Felsen, damit ich nicht hinaus konnte, aber trotzdem konnte ich mich rausfallen lassen, aufstehen, den Berg hinunter rennen.
Ich war vor seinem Blick gedeckt, konnte also versuchen, mich zu verstecken, Wege zu laufen, die er nicht erwarten würde, obwohl er sehr nah hinter mir kam. Ich schlug Haken, ja, war immer noch außerhalb seiner Sicht, konnte mich verstecken in einem sehr großen Stein, der, innen hohl, aufgebrochen war und somit einen Hohlraum zeigte, in den ich mich kauerte. Pathetisch dachte ich, dass der Dinosaurier, der im Innern des Steins als Fossil ewige Zeiten überdauert hatte, mich jetzt retten würde, ein Jäger dem Gejagten nun Schutz böte.
Aber irgendwie wurde ich doch gefunden. Ich saß nun in einem anderen Auto, dem zweier anderer Freunde, die mich dort versteckten. Aber als wir hielten war es mein großer starker Verfolger, der mich aus dem Auto zerrte und süfisant etwas davon sagte, dass meine "Freunde" ja nun ein schönes neues Auto hätten, dass 200 000 Mark gekostet hätte.

Jetzt endlich wachte ich auf, sah auf der Uhr, dass es nicht mehr, wie beim ersten mal, 3.30 Uhr war sondern fast zwei Stunden später und ich in etwa einer halben Stunde aufstehen müsste.
Diese letzte halbe Stunde war ich zwar befreit vom Traum, aber nicht von der Angst.

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