indische Zeiten
Eigentlich bin ich kein Volltrottel. Im Alltag fällt mir selten etwas herunter.
Seit ich mich aber nicht mehr selbst bücken kann (ärztliches Verbot für drei Monate!!!) fallen ständig Sachen herunter, mal hier eine Pille, mal da ein Kleidungsstück, Messer, Gabeln, Papiere, Geld sowieso, die Sachen, die ich versuche in die oberen Fächer des Kühlschranks einzuräumen, ... alles.
Ständig muss ich Leute bitten, mir etwas aufzuheben oder die Mayonaise wegzuputzen, die mir mitsamt Glas auf den Boden gekracht ist, als ich versuchte, sie in den Kühlschrank zu legen ...
na gut, bisher helfen alle noch ohne zu Murren, schauen wir mal, wann ich boykotiert werde ...
Nach über einem Jahr war dann gestern auch die Gasflasche leer.
Und nach dem kurzen aber heftigen Regen gestern Abend gab es plötzlich keinen Strom mehr - und das bis heute Nachmittag. Strom hatten wir dann wieder gegen fünf, mal für eine viertel Stunde, dann wieder keinen für eine Stunde, dann wieder mal ein paar Minuten, jetzt inzwischen schon ungefähr eine Stunde lang.
Als ich heute Morgen aufstand, war beides nicht da, weder Strom für die Kaffeemaschine noch Gas, um den Kaffee manuell zu kochen, für einen Abhängigen wie mich recht arg (na gut, das Gas reichte aus, um eine Tasse auf "heiß" zu bringen, so dass ein gebrühter kaffee denn doch noch erträglich dabei herauskam ;-)
Aber wie heftig ein Stromausfall von einem ganzen Tag sein kann, ist mir jetzt erst klar geworden. Der Abendfilm stoppte in der Mitte, weil sowohl die UPS-Einheit als auch die Laptopbatterie nicht bis zum Ende des zweiten Filmteils ausreichten.
Die Klimaanlage arbeitete sofort nach dem Wegbleiben des Stromes (gegen acht Uhr abends) nicht mehr, der Ventilator (von der Riesenbatterie gespeist, die irgendwo im EIngangsbereich vor sich hinstickt, wenn sie dann wieder geladen wird) schaffte es noch eine halbe Stunde, vielleicht sogar eine Stunde, aber im Schlafzimmer war es dann doch noch gefühlte 35 Grad warm, es werden wohl nur 30 gewesen sein, aber nach dem Regen entsprechend schül und unerträglich.
Heute Morgen gab es nur einen Notkaffee, der Kühlschrank war kaum noch kühl, selbst das Gefrierfach war allerhöchstens noch kühl, heute Nachmittag auch das nicht mehr, Computer konnte ich den ganzen Tag nicht nutzen, das Telephon nur eingeschränkt, um Strom zu sparen ...
Sehr interessant, doch - wir sind schon arg abhängig.
Ganz besonders dann die Aufzugserfahrung (wir haben einen Generator, der bei Stromausfällen die Aufzüge und einen Teil der Treppenhaus- und Flurlampen bedient): Nach meiner Rückenoperation kann ich zwar kilometerweit gehen inzwischen aber nicht gut Treppen steigen, vor allem herab ist richtig schwierig. Also gingen wir einkaufen (ich war das erste Mal draußen seit zwei Wochen, richtig schön das:-). Wir fuhren mit dem Aufzug herunter, kein Problem. Wir stiegen unten ein, auch das kein Problem. Aber statt uns in den dritten Stock zu bringen, machte es plötzlich einen heftigen Schlag (auch in meinem frisch operierten Rücken) und der Aufzug stand im vierten Stock, zeigte den ersten an und ließ sich nicht öffnen.
Nach einer Viertel Stunde wurden wir befreit, prima das ...
Aber immerhin: Heute Morgen hatte ich gleich neues Gas geordert, und das kam sogar pünktlich.
Und danach gab es dann sofort einen richtigen, guten, reichlichen Kaffee - paradiesisch.
Dutch zufall haben wir ein wirklich schoenes Hotel gesendet, wo uns die monkey bar empfohlen wurde fuer das abendessen empfohlen wurde: wenn ihr mal nach BANGALORE kommt, wirklich sehr empfehlenswert, Von den polish dumplings ueber die gefuellten championing bis hin zu den fish filets einfach nur gut, so gut kriegen ich sons nur bei B und F zu essen
Gestern Morgen war ich noch glücklich mit dem neuen Motorrad, bin damit zum Job gefahren, dann überraschenderweise früher als vorgesehen nach Hause, habe flugs gepackt für einen kleinen Ausflug zu Freunden auf's Land und hatte ein totes Motorrad unter mir, das sich auch mit gefühlten Stunden Kickstartfolter nicht mehr starten lies. Die Elektrik war völlig tot, leider ein Erlebnis, das immer wieder von Käufern funkelnagelneuer Royal Enfields berichtet wird.
Nun, der Service kam nach dem entsprechenden Anruf sofort, nahm das Motorrad mit und ließ mich an der Straße stehen - "some loose cables" wurde beschwichtigend gesagt, Montag könne ich das Motorrad wieder abholen.
Ich wanderte also gemütlich nach Hause, eingeklemmt zwischen stinkigem Kanal und einer der am meisten befahrenen Straßen Chennais, aber Tuk Tuk wollte ich dann auch nicht mehr fahren, da war ich eigen.
Das WE wurde dann eben ein ruhiges, aber gefreut hatte ich mich auf diesen Ausflug denn doch sehr!
Mitte April bestellt ist es endlich meins, das MOtorrad - und vor lauter Aufregung habe ich gleich das mieseste Photo seit ewigen Zeiten gemacht
(und für die fleißigen Leser bisher: es hat gereicht, eine böse Mail geschrieben zu haben und dem Typen bei der komischen Register und Verkehrsbehörder den entsprechenden Text zukommen zu lassen, in dem mein Pass zusammen mit Diplomatenpässen aufgeführt wird, das hat dann doch offensichtlich sehr viel Eindruck gemacht ;-)
Mein Motorrad ist seit einer Woche beim Händler, bezahlt haben wir natürlich sofort, seitdem laufen die Versuche, das ganze anzumelden.
Der Chef der entsprechenden Behörde kennt keinen offiziellen Pass, kennt keine offiziellen Visa (eine Stufe unter dem Diplomatenstatus, daher brauche ich eben keine Anmeldung, daher bekomme ich keine Arbeitserlaubnis - die durch das Visum, das nur für die eine bestimmte, im Pass festgeschriebene, Tätigkeit gewährt wird - daher bekomme ich keine Aufenthaltserlaubnis usw. usw.).
Jetzt will dieser hochmotivierte, supergebildete Idiot wohl, dass ich selbst dort hin komme, sicher um dann ein entsprechendes Schmiergeld einzukassieren.
Wenn der wirklich darauf besteht, nachdem ich ihm das Gesetz habe nennen lassen, auf dessen Grundlage für mich solche Regeln nicht zutreffen, nachdem ich ihm ein Schreiben des auswärtigen Amtes habe zukommen lassen, in dem ausgeführt wird, dass ich all solche Sachen nicht bekomme und dementsprechend ihm auch nicht vorlegen kann, wenn er es wirklich auf die SPitze treibt, werde ich ihn ganz erstaund fragen "Ach, das wussten Sie nicht? Na, dann werde ich das nächste Mal, wenn ich wieder in Delhi im Außenministerium bin, bitten, dass man Ihnen entsprechende Informationen zuschickt" - ich bin mir sicher, dass alleine die Nennung einer höher gestellten Behörde - und Außenministerium klingt schon sehr gut, einiges bewirkt, vor allem, da ihm inzwischen schon klar sein sollte, dass mein Visum, das ja direkt vom Außenministerium ausgestellt ist, mit dem ganzen "official" und rot und Kram, was besonderes ist und dass ich, der ich in der Lage bin, ihm zu erklären, in welchen Gesetzen er nachschauen soll, nicht einer von den braven Indern bin, die zu allem brav nicken und eben zahlen, weil man ja sonst nix machen kann.
Natürlich kann es aber auch sein, dass ich mir mit so einem offensiven auftreten auch die Möglichkeit verbaue, meinen Kram einfach geregelt zu bekommen und dass er mir Stress macht, ohne seine Unterschrift kriege ich ja die Zulassung nicht, aber schauen wir mal.
Bisher sieht es hier immer so aus, dass es sehr viel Gewicht hat, wenn man seine Rechte, Gesetze und Vorschriften, kennt, wenn man jemanden in irgendwelchen höheren Etagen kennt usw. usw.
Ich habe die Chefin, die für die Reinigung hier zuständig ist, schon gefragt, wann denn mal die Fenster geputzt werden. Sie hat das gar nicht verstanden, dass man Fenster sauber machen kann, gehört offensichtlich nicht zu ihren Vorstellungsmöglichkeiten.
Aber mich nerven richtig dreckige Fenster, ein Schreibtisch, auf dem die Maus Kratzgeräusche macht, weil er so verstaubt ist, mich nerven verpestete Klos - die Klos putze ich nicht selbst, nein, aber meinen Schreibtisch sowieso, da lasse ich die Reinigungsfrau nicht mehr dran, die bringt eh nur Chaos und jetzt eben auch wiedermal die Fenster, es ist ratzfatz viel heller geworden hier in meinem Raum ;-)

"Das gibt's doch nicht, es ist Samstagmorgen und wir wissen nicht, was wir machen sollen ..."
Doch, das gibt es. Es war schon halb zehn, als der Satz fiel, bis zum Frühstück im Hilton Hotel, das um 10:00 schließt, hätten wir es nicht mehr geschafft (das nächste, einigermaßen erträgliche Frühstück, wo man dann auch ein oder sogar zwei Sorten Käse und Baguetteähnliches Brot bekommt im Gegensatz zu den Schwämmen, die man sonst essen muss) und ansonsten ist auch nicht viel los hier in Chennai, es gibt einfach keinen zentralen Ort, wo man hinfahren könnte, sich treiben lassen und sponntan irgend etwas machen könnte.
Irgendwann muss ich zurück nach Istanbul. selbst wenn dort zur Zeit ein recht mieser Diktator am Werke ist und sich die Mehrheit der Bevölkerung von dem heftigst verarschen lässt ...
Lebenswerter und liebenswerter ist Istanbul trotzdem allemal - und ob Chennai politisch so viel besser ist, weiß ich nicht wirklich ..
unser Motorrad ist bezahlt ;-)))
(das sind 140 Scheine a 1000 Indian Rupies und 86 Scheine a 500 Indian Rupies, zusammen ca. 2350 € - um das Geld zusammenzubringen, brauchten wir zwei Tage und drei Geldautomaten, die wir völlig leer gesaugt haben ;-)
und wenn es dann angemeldet ist und ich es mir hoffentlich am Montag abholen kann (ja, solche Sachen dauern länger hier in Indien), dann sieht es dem hier ziemlich ähnlich

das neue Motorrad ist schon beim Händler, morgen hole ich das restliche Geld von der Bank (wenn ich daran denke, mache ich mal ein Phot von sagenhaften 180 000 Rupies, sind zwar bisher nur 1000er Scheine, aber auch so schon ein großer Haufen).
Photos vom Motorrad gibt es, sobald ich es habe, dauert wohl noch ca. eine Woche inclusive Anmeldung, Versicherung und allem drum und dran ;-)