indische Zeiten
ich muss wieder mehr schreiben hier, also fange ich gleich mal an:
nach drei wochen stress dieses WE (naja, was nach Samstag Mittag, als ich den Job vorzeitig verließ, übrig war) endlich mal am Strand.
Blöd in Chennai ist, dass man den Stadtstrand, der ja nur eine halbe Stunde entfernt ist, nicht nutzen kann, der zweitgrößte Strand der Welt ist gleichzeitig das weltgrößte Klo - wo selbst Inder manchmal zustimmen ...
Also waren wir auf dem Land, sowieso für den "deutschen Stammtisch", jeden ersten Monat in der Nähe von Mahaballipuram, diesmal mit 16 Leuten, von denen dann ungefähr die Hälfte Deutsche waren, der Rest Polen und Türken, sehr stark besetzt. Wir blieben danach und nach dem Spiel Brasilien Belgien (die Belgier vom Tisch nebenan waren verzweifelt schon nach der Halbzeit verschwunden), gleich im Hotel, und konnten heute mit Freunden am Strand ausspannen.
Doch, einfach schön, so ein Wochenende, wo man viel Deutsch sprechen kann, wo man Spaß hat und die Arbeit vergisst (na gut, ich bin heimgekommen und sitze jetzt seit 6 am Computer, bevor ich hier anfing, bin ich gerade mit der Arbeit fertig geworden ...
Am Strand habe ich dann auch mal einen Versuch mit einem "Selfie" gemacht, ist trotz wasserdichtem Telephon nicht ganz so genial geworden, wie ich dachte - aber die Wellen sind auch richtig groß im Golf von Bengalen ...
und für alle, die meine Telephonnummer kennen: jetzt auch bei whatsapp, trotz der Datenbedenken ...
Heute war ich im Fahrradladen (ich habe bisher nur einen gesehen hier in Chennai, wo man wirklich gute Fahrräder kriegt - wenn auch leider keine richtigen Trekkingräder), mein eierndes Hinterrad brauchte Reparatur, morgen ist es dann wieder fertig, solange bin ich mit dem Motorrad unterwegs.
Und kaum kam ich aus dem Laden, sah ich ein Motorrad (auch eine Thunderbird, so wie meine sein wird, bald - und daran waren genau die Kisten, wie ich sie seit Ewigkeiten suche und nicht finden kann, Paneers werden sie genannt, aus Alu, groß genug für einiges an Gepäck, stabil und und und - und nicht aufzutreiben in ganz Indien.
http://treknride.com/Luggage/Motorcycle-Pannier-id-214156.html
Zurück im Fahrradladen fand ich den Besitzer, und der hat dann auch ganz zufällig den einzigen Laden in Indien, der genau diese Teile selbst herstellt und vertreibt, wunderbar, sobald das Motorrad da ist, kommen die Dinger dran, fertig.
Und irgendwann fahre ich damit dann ja auch nach Deutschland, also lohnt sich das ganze auch ;-)
aus einer Liste von 7 spontankaputten Teilen sind inzwischen repariert:
- kühlschrank (Service Mann kam am Tag nach dem Anruf pünklich und brachte das Ersatzteil sogar früher als verabredet - wofür er dann vor der Tür warten musste, wir waren pünktlich)
Motorrad - auf dem Weg schweißen lassen, gut und günstig
- Kamera - der Service in Chennai ist wohl gut und auch recht schnell mit vier Tagen - aber auch sehr teuer
Klimaanlagen - die beiden Techniker kamen gleich am selben Tag ein paar Stunden nach dem Anruf - sobald ich die richtige Telephonnummer hatte, ging es fix
Auf dem Wege der Besserung:
- kleiner Computer: Ersatzlüfter ist nicht lieferbar hier in Indien, gestern bestellt, heute Nachmittag an meine deutsche Adresse geliefert. Sobald ich dort ankomme, wird er eingebaut und fertig.
- großer Computer: Batterie bestellt. Lieferung wohl morgen in Deutschland. DVD-Laufwerk lass ich kaputt wie es ist, kann ich notfalls am Arbeitsplatz kopieren ...
- Fahrrad: immerhin schon geputzt, das Rad lasse ich richten, wenn ich wieder hier bin, hatte keine Lust, bei40°C mehr als notwendig draußen unterwegs zu sein.
- Kühlschrank - hatte ich beim letzten Mal vergessen. Der läuft schon lange wieder.
- Motorrad - der Ochsenschutzbügel (keine Ahnung, wie man das nennt, das in Indien eben übliche Gestell vorne rund um den Motor, vermutlich schützt es tatsächlich den Motor, wenn das Motorrad sanft auf die Seite kippt, aber was das Teil mit meinen Füßen anstellt, wenn wirklich mal eine Begegnung mit anderem Verkehr stattfände, das weiß ich ja nicht) - dieser Bügel also ist Samstag ganz abgefallen, also bin ich unterwegs beim nächsten Schweißer eingefallen, hat drei Euro gekostet und die Schweißnaht sieht gut aus ;-)
- Kamera - hat mich 120 € gekostet (wären in Deutschland also 250?). Der Chip scheint sauber zu sein, die Photos sehen jetzt um einiges besser aus auf den ersten Blick - aber ich glaube, mich stört auch das Objektiv, bei Gegenlicht funktioniert das Originalteil, das ich vorher in der Regel 'drauf hatte, einfach besser
nicht repariert und wieder abgeholt:
- der Computer, den passenden Lüfter gibt es angeblich in Indien nicht, man versucht es wohl noch, vielleicht nächste Woche (in Deutschland gleich bei mehreren Anbietern lieferbar, kostet allerdings auch gleich 43,- € - das wäre hier wahrscheinlich 10% billiger inclusive EInbau - aber wie gesagt, ist ja nicht.
- der Drucker: die Ersatzteile würden 14 000 Rupies kosten, 230 € oder so, 20 weniger als das Luxusteil neu gekostet hat. Statt dessen wird jetzt eben ein ganz einfacher gekauft, für die paar Tickets und Passkopien, die ich zur Zeit ausdrucke, reicht sowas dann auch.
auf der Warteliste:
- die andere Kamera. Aber brauche ich die unbeding? Im Augenblick photographiere ich ja eher weniger. Ich warte mal noch ein paar Tage ab.
- Klimaanlagen (ich habe die richtige Telephonnummer bekommen, aber warte denn doch ab, was S. geplant hat, ist immerhin ihr Geburtstag Morgen, da darf sie über die nächsten Abende verfügen, soweit sie frei hat - kommt wohl heute Abend wieder, ist aber arg beschäftigt diese Tage).
- Hinterrad für's Fahrrad - habe ich einfach nicht dran gedacht.
- Microwelle - wieder nicht daran gedacht - würde ich aber eh nicht benutzen, ist also nicht so wichtig.
Habe ich eigentlich noch größere Dinge von Wert, die kaputt gehen könnten?
Doch, Telephon und Waschmaschine. Na, ich bin gespannt, was das nächste ist.
Und klar, der große Computer, an dem ich gerade sitze. Das DVD-Laufwerk tut es ja schon mal nicht mehr ...
Genau das herrscht hier gerade, dieser berühmte Wettermix aus fies bewölkt, heftigen Regengüssen, dann wieder Sonnenschein und das alles im Halbstundentakt oder sogar noch schneller wechselnd.
Allerdings: Es herrschen angenehm kühle 30° C (Mai und Juni sind normalerweise die wärmsten Monate mit Temperaturen bis 45°, dass es so viel regnet ist eher selten), der Pool ist auch wieder angenehm kühl, schätzungsweise um 30° C, letzte Woche waren es eher 35° C.
Und was macht das mit mir, wie B. fragen würde?
Nun, ich hatte mir überlegt, vielleicht doch diese Woche nicht mehr mit dem Fahrrad zu fahren, weil es einfach zu heiß wurde. Nun fahre ich mit dem Motorrad, weil ich auf dem Fahrrad einfach zu sehr eingesaut würde, bei Regen oder bei nassen Straßen ist das Motorrad doch tausend mal angenehmer als das Fahrrad auf indischen Straßen ...
Kaputt:
- Hinterrad am Fahrrad - hat einen heftigen Schlag wegbekommen, da muss ich wohl eine neue Felge kaufen ...
- Rammschutz am Motorrad - an einer Stelle ist das Rohr von der Halterung abgerissen, muss ich schweißen lassen, macht vermutlich jeder Schweißer um die Ecke, vielleicht komme ich morgen dazu.
- Microwelle - haben wir von Freunden gekriegt, die nicht wussten, dass das Ding nicht funktioniert - müssen wir den richtigen Service finden.
- Die andere Kamera, seit langer Zeit schon spinnt sie (Auslöserknopf greift nicht recht, manchmal kriegt man ihn gar nicht ausgelöst, Störungen in der Elektronik) - die lasse ich bei Gelegenheit mal überprüfen.
- Klimaanlagen - Freitag ging die andere noch, Samstag, als wir hier eine Party hatten, war sie kaputt, danke laufender Klimaanlagen in den anderen Zimmern war es auch im Wohnzimmer erträglich ... Ich kann mit meinem Telephon die Wartungsfirma nicht anrufen, aus irgendwelchen Gründen, die ich nicht kenne, geht das nur mit S. Telephon und die sitzt in Bangalore fest.
In Reparatur habe ich heute gebracht:
- Die eine Kamera - Blitz ist seit Ewigkeiten hin und auf dem Chip hat sich ein Pilz angesiedelt.
- Der Drucke - hat letzte Woche einfach so mitten im Drucken einer Seite den Geist aufgegeben und nach verbrannt gerochen (Überspannung kann es nicht gewesen sein, er lief über Akku).
- der kleine Computer, der Lüfter tut es einfach nicht mehr und eine neue Batterie will ich auch haben.
Habe ich noch was vergessen?
Ach so, die heutige Tour im Taxi, um zwei verschiedene Canon-Servicecentren, ein Toshiba-Center und das Konsulat zu besuchen - und ja, ich habe mein Visum, hat nur fünfeinhalb Monate gedauert oder 165 Tage gedauert ...
Aber das Bild von der Tour kann ich nicht hochladen, der Computer, mit dem ich solche Spielereien machen kann, ist ja in Reparatur!
nachdem ich wieder ein Visum habe, also sicher wieder hierher zurückkehren werde, konnte ich heute auch losziehen zum Einkaufen:
und was haben wir gekauft?
In zwei Monaten sollte sie dann abholbereit sein, sofern ich in der Lage bin, ca. 2000,-€ dafür locker zu machen ...
Am 11.11.2013 habe ich (wohl nicht ganz um 11.11 Uhr, aber nicht auch nicht mehr als drei,vier Stunden vorher), mein neues Visum online beantragt.
am nächsten Tag habe meinen Pass und den entsprechenden vollständigen Antrag der deutschen Diplomatie überlassen, die ihn, versehen mit Begleitschreiben, dann dem indischen Ministy for External Affaires übergab.
Dort lag der Pass dann gemütlich in der Schublade der Ms. Trishla, die eine Unstimmigkeit zwischen den Akten im Computer (laut denen arbeite ich irgendwo in Kolkata) und meinem Antrag fand.
Genialerweise fragte die Dame nicht bei mir nach, nicht bei der Botschaft, nein, sie fragte eine Kollegin, die zuständig ist für irgendwelche Archivsachen. Und wartete auf Antwort und wartete und wartete.
Die deutsche Botschaft fing im Dezember an, nach dem Visum zu fragen. Im Februar - inzwischen nervte ich die Botschaft, die ja für mich die leidige Visaangelegenheit zu erledigen hat - im Februar also fragte die Botschaft dann mal ernster nach. Auch ihr wurde das Problem mit Kolkata genannt als Ursache für die Verzögerung.
Die Botschaft schickte also brav alle möglichen Unterlagen und harrte der Dinge, die da geschehen mochten.
Nix geschah. Der Fall wurde weitergeleitet, es wurde auf höhere Ebene nachgefragt mit der Antwort "wir arbeiten daran". Die Ebenen wurden höher und höher, die Antwort blieb die gleiche.
So gingen fünf Monate ins Land.
Dann ging S., die eh in Delhi war, spontan persönlich zum Ministry of External Affairs. Dort sprach sie mit genau dieser Ms. Trishla, die gar nichts von all den hohen Ebenen gehört hatte, bei der nie die Unterlagen angekommen waren, die die Botschaft so nett verschickt hatte, die sich gar nicht vorstellen konnte, dass man als Ausländer nach fünf Monaten ohne Visum und Pass doch allmähliche Probleme kriegt, deren Phantasie nicht ausreicht zu verstehen, dass man kein Telephon mehr hat, weil die Nummern entsprechend der Vorgaben der Regierung nach Ablauf des alten Visas geschlossen werden, dass man sich illegal im Land aufhält, in keinem Hotel mehr übernachten darf, weil die einen ohne Visum nicht beherbergen, nicht fliegen kann, weil man dafür als Ausländer den Pass braucht usw. usw.
Nach dem Gespräch mit S. wurde der Ms. Trishla dann wohl doch klar, dass es eine ausgemachte Schweinerei ist, ein Visum für fünf Monate zu verweigern, ohne eine Antwort zu geben und den Pass in der eigenen Schreibtischschublade zu versenken - sie kümmerte sich endlich, sagte S. und damit mir, dass sie Unterlagen zur Arbeit hier in Chennai bräuchte, bekam sie sofort und weniger als eine Woche später liegt der Pass mit Visum gestempelt und gescannt irgendwo in der Botschaft, von der ich dann auch sofort Erfolgsmeldungen bekam.
Die Botschaft bediente sich folglich der üblichen diplomatischen Wege mit all den wachsenden Ebenen bis hin zu Gesprächen zwischen deutschen Außenministerium und der indischen Botschaft in Berlin oder zwischen deutscher Botschaft und Delhi und irgendwelchen hohen Tieren im entsprechenden Ministerium, das ganze wuchs sich allmählich zum politischen Problem aus, mein Name war der meistgenannte in den Morgenrunden der Botschaft in den letzten Wochen, aber ...
aber diese kleine Sachbearbeiterin hörte nie davon, bekam nie die gesendeten Unterlagen, bekam nie eine Antwort auf ihre Mail in der sie nachfrafte und danach lies sie den Pass einfach liegen, fertig.
S. ging nun direkt zu dieser Dame, der wurde klar, in für einer Arschlöchigkeit sie da gerade die Schlüsselposition innehatte und schwupps, weniger als eine Woche später war der ganze Vorgang mit allen Nachfragen, Stempeln, OK's und Unterschriften erledigt.
Und die Moral von der Geschicht? Manchmal muss man einfach persönlich hingehen um den kleinen Lichtern, die man über all die großkopferten diplomatischen Kanäle nicht erreicht, ein Licht aufzustecken ...
Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass S. den Vorgang auf ein paar Tage beschleunigte, der trotz der Tätigkeit der Botschaft fünf Monate gedauert hatte und ohne irgend eine Änderung vermutlich noch ewig so weitergegangen wäre - wie gesagt, Ms. Trishla hatte nie von all den diplomatischen Verwicklungen gehört ...
In Tamil Nadu wird Donnerstag gewählt - also gibt es seit heute im ganzen Land keinen Alkohol mehr zu kaufen, auch nicht in Hotels oder Bars oder sonst wo (na gut, wen wundert es in dem Land, in dem ein Hardrock Cafe aufgemacht wurde, in dem kein Alkohol serviert wird?)
Klugerweise haben wir für die Party am Samstag schon gestern eingekauft ;-)
Inzwischen ist es fast viereinhalb Monate her, seit ich mein neues Visum beantragte. Seit fast zwei Monaten ist das alte Visum abgelaufen.
Heute bekam ich einen Anruf, wonach die Chance besteht, dass ich nächste Woche möglicherweise endlich auch ein Visum bekomme - oder zumindest den Pass zurück, wäre auch schon mal was ...
Ich weiß, es ist paranoid, aber manchmal habe ich schon Angst, ich würde ratzfatz im Gefängnis sitzen, wenn ich die Polizeikontrollen hier überall sehe. Bisher bin ich ja immer souverän durchgefahren, sowohl auf dem Fahrrad als auch auf dem Motorrad und habe höchstens mal mit dem Kopf genickt, wenn rund um mich herum alle Welt konrolliert wurde, aber irgendwann werden sie mich dann doch anhalten.
Möchte ich wirklich wissen, wie ein Indisches Gefängnis von Innen aussieht?