Montag, 4. Mai 2009

Jakobsweg - 04.05.2008: Burgos

Ruhetag in Burgos:
Lange lange geschlafen hatte ich (bis ca. 8.30 Uhr!).
Frühstück gab's dann auf dem Bett aus der Tüte, lustiges Mampfen von einem Stück Brot mit Käse und Wurst (hey, die Wörter fallen mir teilweise sogar wieder ein, musste ich ja teilweise einkaufen in richtig kleinen Läden, also wurde losgestammelt "un pan por vavor ve un poco queso ..." (na, teilweise gab's ja auch Supermärkte für den Einkauf ;-) Der Nachteil bei den Billigpensionen war allerdings, dass man zum Frühstück keine Möglichkeit hatte, einen Kaffee zu bekommen, den gab's dann erst draußen, im nächsten Café - wo ich dann feststellte, dass es tatsächlich zwischendurch geregnet hatte.
Nach dem Kaffee dann also viel Burgos: eine Menge Volk war dort unterwegs, es gab Kunst auf den Straßen, und das eine oder andere Museum, allerdings eine geschlossene Touristeninformation, so dass ich die kulturellen Höhepunkte nicht so einfach fand.
Aber auch, wenn es spannend gewesen wäre, mal mehr als nur durch die Welt latschen und Stadtbilder aufzusaugen, blieb mir so viel anderes nicht übrig: ich fand zwar das Stadtmuseum, kam wohl auch an einer Uni vorbei, aber das war's dann auch schon. Im Museum war das Photographieren natürlich verboten, also gibt's von da nix, aber immerhin gibt's eine Menge Kunst draußen in der Welt, die sich dann teilweise auch mit der Bedeutung Burgos als Großstadt auf dem Jakobsweg auseinander setzt - und typisch für die Pilgersleut sind ja die Hüte:
Hut

Lange lange Zeit latschte ich dann durch die Stadt auf der Suche nach einem Internet-Café, schließlich wurde der Platz auf meiner Arbeitsspeicherkarte stetig weniger und die Photos immer mehr (es ist dann tatsächlich auch nur ein Bruchteil, der hier erscheint, übrigens allesamt bisher mit einer Ausnahme davor unveröffentlicht), und ich wusste ja nicht, wann ich das nächste Mal in einer etwas größeren Ortschaft wäre, wo man davon ausgehen musste, dass es Internet-Cafe´s gäbe. Aber nach langem Suchen gab ich auf und begnügte mich statt dessen mit einem Einkauf in einem richtig fetten Supermarkt, wo es alles mögliche gab, Joghurt z.B., verschiedene Obstsorten, Käse natürlich, Meeresfrüchte aus Galizien in Konserven (die liebe ich ja, allerdings frisch noch viel mehr), Brot sowieso und vielleicht sogar schon den löslichen Kaffee, den ich später unterwegs immer wieder mal fand und kochen konnte, sofern es einen Topf und eine Kochmöglichkeit gab - und die gab es in fast jeder Herberge, aber oft genug kein Frühstück, keinen frischen Kaffee und nicht mal einen Kaffeeautomaten.

Den viel zu schweren Einkauf (Konserven, dann auch gleich noch zwei, wenn auch nur die ganz kleinen!), Äpfel in riesigen Mengen, soweit ich mich erinnere, gleich 4 Stück, Käse und (!) Wurst, all diese Luxusschlemmereien brachte ich in mein Zimmer, wo es dann auch gleich Mittagessen aus der Tüte gab, das Gewicht, das aus dem Einkaufsrausch resultierte, gehörte schließlich wieder reduziert. Dann gab es wieder eine Kathedrale zu besichtigen:
href="http://www.erik-nehring.de" title="Kathedrale">Kathedrale

Wie immer war auch diese Kirche auf's heftigste verziert mit Heiligenfiguren, Kreuzen, Jesusen, alles mindestens in Gold und besonders wertvoll, alles etwas übertrieben und sehr gewöhnungsbedürftig für jemanden aus evangelischer Herkunft, wo das "Du sollst dir kein Bildnis machen" irgendwann mal recht ernst genommen wurde, was auch heute noch in der Architektur zu bewundern ist und wo Heilige vielleicht in netten Geschichten wohnen aber ganz sicher nicht angebetet werden und wo selbst das Kerzen anzünden keinen Platz im persönlichen Glaubens-Alltag hat. Also war ich auch hier geblendet, machte dreitausend Goldphotos (die alle mehr oder weniger für'n Müll sind), widmete mich dann auch dem Sohn vom Chef (den kenne ich als geborener Evangele immerhin auch ;-)
Chef

Wirklich faszinierend fand ich in den spanischen Kirchen aber immer wieder die Gräber der Kirchenoberen und sonstigen Würdenträger, die es reichlich gab. Da wurden die Toten in einer Realistik dargestellt, (zumindest sehen sie sehr nach Menschen aus, vielleicht heftig geschönt, das mag sein, insofern also nicht realistisch, aber eben sehr sehr menschlichen Formen entsprechend), in einer Fülle an Details und einer Kunstfertigkeit, die ich selten gesehen habe. Und natürlich musste ich die dann auch immer wieder photographieren.
Grab

Ich verbrachte viel viel Zeit in Straßencafés, und betrachtete mir das Leben dort. Die Stadt füllte sich ab Mittag ganz allmählich mit Pilgern, immer wieder sah man Leute mit Rucksäcken an der Kathedrale vorbei kommen, sah sie in Cafés sitzen, sah die Rucksäcke dann wieder verschwinden. Das war schon eine spannende Beobachtung, vor allem weil ich ja außer an meinen eigenen Pausentagen genau so mit Rucksack, müde, schmutzig in eine Stadt kam, oft genug ein Weilchen saß und etwas trank, irgendwo in der Nähe der Kirche, Kathedrale, dem Zentrum dann wieder in einer Herberge verschwand, um etwas später frisch geduscht und gestriegelt heraus zu kommen, mich umzuschauen, vielleicht ein paar Worte aufzuschreiben, zu essen und trinken um dann wieder in der Herberge zu verschwinden, während ich am anderen Morgen lange vor wach werden schon wieder hinaus stapfte aus der Stadt.
Ich sah natürlich nicht nur die Pilger sondern schaute mir viele Schuhe an (wie passend, mein "steps Projekt" http://erik-nehring.de/steps/steps.htm , das auch jetzt immer noch im Kopf war und mich auf Füße, Schuhe und Untergründe achten ließ, während ich doch das allererste mal von diesem "Jakobsweg" in einem Schuhladen gehört hatte, wo ich mir ja selbst jene blauen Schuhe gekauft hatte, in die ich mich verliebt hatte und wo ich jene Pilgerin kennenlernte, die letztendlich diejenige war, die den Traum "Jakobsweg" in mir ausgelöst hatte) und neben den Schuhen fand ich in Burgos endlich mal einen Hinweis auf die maurische Geschichte in Spanien (und ich weiß noch, dass ich nicht allein war, als ich diese Photo machte, dass ich der Person gegenüber erwähnte, dass es verwunderlich sei, so wenig Maurisches zu sehen, womit diese Person nichts anfangen konnte - aber ich weiß nicht mehr, wer das war, vielleicht Sandra, vielleicht Helmut, der wohl auch in Burgos war, vielleicht die beiden Hessen, davon habe ich heute absolut keine Idee mehr, schade eigentlich).
Maurisches

Abends gab es dann wieder ein Abendessen aus der Tüte (ich hatte sogar zwei verschiedene Salate eingekauft, auch die unendlich schwer, wenn auch endlich mal etwas mit ein wenig Grün herinnen, mit Gemüse, das dann doch irgendwie fehlte unterwegs). Danach war ein Ausflug ins Nachtleben geplant, aber die meisten Pilger mussten ja früh schlafen gehen, so wurde unsere Gruppe ab 21 Uhr sehr klein und ich lag dann auch um 23 Uhr im Bett, obwohl ich in der Pension mit meinem Schlüssen ja kommen durfte, wann ich wollte ;-).


Strecke heute: nix (na gut, zwischen 5 und 10 km Runden durch die Stadt, niemand weiß genau wie viel und den Schrittzähler hatte ich am Rucksack, der war in der Pension - und die Zahlen habe ich ja damals sowieso alle nicht aufgeschrieben, benutzte sie nur, um mich selbst zu beeindrucken).
Wetter: Regen in der Nacht, am Morgen ein bisschen, später dann sonnig und wieder trocken
Allgemeinzustand: Wohlgemut und zufrieden - die Knie machten immer noch Schwierigkeiten, so sehr, dass sogar ein Museumswärter, als er meiner und meiner Gangart ansichtig wurde, mir extra den Weg zum Fahrstuhl erklärte, wo ich meine armen Knie schonen könnte.

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