Jakobsweg – 23.05.2008: Palas del Rei => Arzúa

Offensichtlich war ich damals wieder sehr früh auf den Beinen – warum, kann ich heute nicht mehr erinnern, aber ich habe noch genau das Bild vor Augen, wie ich am frühen Morgen schon vor der Tür stand, unter dem winzigen Vorsprung an die Wand gequetscht, um bei der Guten-Morgen-Zigarette nicht gar zu nass zu werden. Vermutlich hatte mich wohl wieder ein Frühaufsteher aufgeweckt, auf jeden Fall habe ich das erste Hórreo schon um 6.35 photographiert, wozu ich aber erst aus dem Dorf heraus musste, also mindestens schon 10 Minuten gewandert war – heute kann ich ja nur staunen darüber, dass ich das fertig gebracht habe, jeden Morgen sooo früh aufzustehen und einfach in den Regen hinaus zu wandern ...
Auf jeden Fall machte ich wieder viele Hórreo-Versuche auf dem Weg durch das richtig ländliche Galicien – wieder führte der Weg durch Wiesen und Wälder (Felder sind in der Gegend tatsächlich arg rar) und ich genoss über weite Strecken, einfach alleine durch diese archaisch anmutende Umwelt zu wandern – wobei der anfänglich leichte Regen zwar nicht wirklich schön war aber zu der kontemplativen Stimmung beitrug, indem alle anderen Geräusche außer dem des Wassers übertönt wurden.
Wald und Wiesen

Und irgendwann in einem der winzigen Dörfer (ich glaube, sowas nennt man dann Weiler) habe ich auch das Photo hinbekommen, das ich jetzt als das tägliche Hórreo-Photo ausgewählt habe – die Dinger haben mich so fasziniert, dass ich jetzt noch von dem einen Tag 20 bis 30 Photos davon auf meiner Festplatte habe, auch nachdem ich die schlimmsten (verwackelte, gar zu langweilige Ausschnitte, unter- und überbelichtete, ...) längst gelöscht habe. Aber egal, es war auch ein Hórreotag, also gibt es jetzt wieder eins von diesen Dingern (die denen am schwarzen Meer übrigens auffallend ähneln – noch eine Gegend, wo ich noch einmal hin muss, um ein paar bestimmte Photos zu machen ;-)
Hórreo

Ungefähr auf der Hälfte der Tagesetappe lag eine mittelalterliche Brücke, bei der ich für zehn Minuten ausharrte, um ein paar Photos zu machen – ich versuchte mich natürlich auch in Totalen, um die spitze Form, die ich so aus Deutschland nicht kannte (oder zumindest mich nicht an ähnliche Bauwerke erinnerte) aufzuzeichnen, aber reizvoller war doch der Versuch, sie inklusive Wanderern auf ein paar Pixel zu bannen, war ein Teil meiner Wanderung doch auch in dem Willen geschehen, sie in Photos zu dokumentieren. Also wartete ich auf ein passendes Bild – von den fünf Bildern, die mir heute zusagen, habe ich dann einfach eins ausgewählt (vor einiger Zeit, als ich beschlossen hatte, den um ein Jahr verspäteten Bericht zu schreiben und dafür dann auch ein paar Tage lang Photos wählte und bearbeitete, wohl wissend, dass ich dazu später, beim Schreiben also, kaum käme – heute würde ich ein anderes aussuchen).
mittelalterliche Brücke bei Melide

Während ich bei der Brücke damit beschäftigt war, passende Photomomente abzuwarten (und einige Leute verwundert vorbei kamen und kaum verstanden, dass jemand trotz des Regens einfach nur dort stand und wartete – einige fragten nach, was ich täte, zwei oder drei sogar, ob sie mir helfen könnten), kam auch San vorbei und wir beschlossen, ein Weilchen gemeinsam zu wandern.
Wir waren uns immer wieder mal begegnet und hatten geschwätzt und die letzten zwei Tage hatten wir uns auch immer wieder gegenseitig überholt, also bot es sich an, einfach mal ein Stück gemeinsam zu gehen – und auch wenn wir aus völlig verschiedenen Welten kamen, oder gerade deswegen, hatten wir reichlich Gesprächsstoff – und als wir nach Melide kamen, stellten wir auch fest, dass wir beide Hunger hatten und den Pulpo probieren wollten, für den die kleine Stadt bekannt ist (Wikipedia z.B. weiß nicht viel mehr als vom Pulpo zu berichten: http://de.wikipedia.org/wiki/Melide_(Galicien) ;-))
Wir fanden ein entsprechendes Lokal und hatten einigen Spaß mit einer Mahlzeit, die doch etwas ungewohnt aussieht für mitteleuropäische (oder südafrikanische) Gewohnheiten:
Middach
Die Tintenfische werden dort am Stück gekocht und vor dem Servieren einfach in Portionsgröße ab- und klein geschnitten. Auf dem Teller sieht das dann noch seltsamer aus – auch wenn es absolut lecker ist und ich kaum etwas anderes bräuchte um einige Zeit überleben zu können (in Galicien habe ich immerhin vor 20 Jahren alle möglichen Meeresfrüchte kennen und lieben gelernt, eben auch Pulpo, nur habe ich leider die kleine Bar nie wieder entdeckt, in der es damals den weltbesten „Pulpo con sua tinta“ oder so ähnlich gegeben hatte, aber der in Melide war auch nicht schlecht ;-)
Pulpo

Auch wenn es wegen des Regens arg schwer viel, sich wieder auf den Weg zu machen, zogen wir doch weiter – in Melide war es fast schon trocken, als wir ankamen, fing aber wieder an, stärker zu regnen, als wir aufgegessen hatten. Und natürlich war die kurze Schwachregenphase nur eine Täuschung gewesen, den Rest der Etappe wanderten wir durch immer stärker werdenden Regen, der so stark war, dass das Gespräch schwierig wurde, weil es galt, das ständige Prasseln auf die Kapuze zu übertönen, was nicht einfach war, Photos habe ich nur noch sehr wenige gemacht, einfach weil es zu umständlich war, die Kamera unter dem Umhang hervor zu zaubern und sie dann wieder trocken zu verstecken, selbst ich, der ich doch normalerweise recht unerschrocken bin und die Kamera durchaus einem leichten Regen aussetze und keine Angst vor ein wenig Spritzwasser habe, befürchtete doch, sie zu zerstören, wenn ich sie zu oft und zu nass werden ließ.
Tür und Tor und Katze

Ich hatte eigentlich vor gehabt, nur bis nach Arca do Pino zu wandern, aber dort entschieden wir spontan, bis nach Arzúa weiter zu gehen, da wir dort wohl eher eine Pension fänden, wo wir eigene Zimmer beziehen könnten, jeweils ein eigenes Bad hätten und unsere Klamotten trocknen könnten, die inzwischen völlig durchnässt waren, selbst meine Schuhe waren zum ersten Mal seit Start der Wanderung bis nach Innen durchnässt, trotz der Stulpen (allerdings fehlte es an Imprägnierung, einem Service, der in den Herbergen fehlte und mit dem vermutlich auch einiges an Geld zu verdienen wäre, haben doch so ziemlich alle Pilger genau das selbe Problem und ist in Galicien einfach ganz sicher davon auszugehen, dass man einige heftige Regentage auf dem Weg hat).
Lustig war es, sich mit San relativ zielstrebig einer völlig fremden Stadt zu nähern und ganz sicher davon auszugehen, eine erträgliche Pension zu finden: Nachdem sie ein erfolgreiches Berufsleben unter anderem als Inhaberin eines gut gehenden Maklerbüros führte, eine Tochter groß gezogen hatte, alleine diverse Reisen gemacht und sich schließlich auch hier alleine über 700 Kilometer durch Spanien geschlagen hatte, machte sie nicht den Eindruck, sich nicht zurecht zu finden, aber sie gestand mir, dass sie immer entweder in großen Hotels geschlafen hatte, die durch entsprechende Schilder zu finden waren in richtig großen Städten und dann dementsprechend teuer waren oder dass sie anhand der gelben Pfade die Herbergen gefunden hatte. Von Pensionen und Hostals hatte sie nie gehört und hatte sie nie gefunden und war dann auch ganz erstaunt, als ich genau so etwas suchte und nach kurzer Zeit auch fand. Besonders angenehm fand sie den Preis (soweit ich mich erinnere, waren es 20,- €, vielleicht sogar nur 15 pro Einzelzimmer, das erinnere ich nicht mehr genau) Die Pension war modern, die Zimmer praktisch, die Bäder groß und das Wasser wunderbar war, außerdem gab es einen Heizungsraum, wo wir unsere nassen Sachen trocknen konnten (selbst die Schuhe waren am nächsten Morgen fast trocken). Das einzige, was fehlte, war die Bar direkt um die Ecke für das Abendessen und das Frühstück am nächsten Morgen, aber die würden wir am Weg finden – und nach einer reichlichen Pause zum Trocknen und Aufwärmen zogen wir dann auch los und konnten uns dann im Ausgehzentrum des Orts auf eine Pizzeria einigen, wo wir statt spanischen Tapas dann italienische Pizza bekamen, nicht wirklich gute, aber eine willkommene Abwechslung zu Brot, Käse und Äpfeln, von denen ich die vergangene Zeit gelebt hatte.
Müde, wie sich das für Pilger gehört, die morgens früh aufstehen um die Hähne aus den Federn zu jagen, waren wir wohl beide rechtschaffen müde und gingen bald in unsere Pension zurück. Ich schlief wohl sofort ein, nachdem ich in mein Zimmer gekommen war. Und ausnahmsweise schlief ich wohl auch ein, ohne mir den Wecker auf eine bestimmte Zeit zu stellen, die morgige Etappe wäre so kurz, dass es egal war, wann ich aufstünde.

Strecke: 28 Kilometer, hügelig von 600 auf 300 herab.
Wetter: mal stärkerer, mal weniger starker Regen, übertrieben nass und frustrierend
allgemeine Befindlichkeit: gut, trotz des Regens!
daoxiang1 - 3. Dez, 01:24

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