Jakobsweg – 26.05.2008: Santiago de Compostela
Jakobsweg – 25.05.2008: Santiago de Compostela
Nach dem für Pilgerverhältnisse späten Abendessen und dem noch späteren Nachhausekommen schlief ich ganz gemütlich aus, um dann lange zu frühstücken und ganz gemächlich durch Santiago zu ziehen, soweit ich mich erinnere, war ich mit ein paar Leuten für Mittag oder Nachmittag verarbredet – zuerst mit San, um ein Reisebüro zu finden, wo sie ihren Rückflug, sofern möglich, vorverlegen wollte und ich meinen Rückflug organisieren würde. Sie hatte mich gebeten, mitzukommen, weil sie befürchtete, sich nicht ausdrücken zu können und sie wohl den Eindruck hatte, mein Spanisch wäre gut genug um solche Sachen zu besprechen, später waren dann noch ein paar andere Treffen geplant mit verschiedenen Leuten zwecks Abschied, zwecks Photos, zwecks Bier trinken, kurz und gut stand mir ein ganz gemütlicher Tag in Santiago bevor, ganz ohne Wandern.
Durch die Stadt herumstrolchend machte ich natürlich ein Photo der „heiligen Pforte“, durch die seit jeher die Pilger in die Kathedrale zum Pilgergottesdienst strömen – nur kann ich mich heute nicht mehr erinnern, welches jene berühmte „heilige Pforte“ ist, auf meiner Festplatte gibt es viele viele Tür- und Torphotos, also nehme ich einfach mal eines als Beispiel, gerade weil es von jenem schicken Jakob gekrönt ist:
Im Reisebüro fanden wir dann eine nette Dame, die, besonders eben für Pilger wie uns, die Geschäfte auf Englisch erledigen konnte – San konnte ihren Heimflug auf den nächsten Tag vorziehen, ich bekam auch einen Flug für den nächsten Tag angeboten und entschied, dass ich dann auch gleich fliegen würde, am Kap Finisterre war ich schon gewesen und dahin würde ich nicht mehr wandern, auch wenn das viele Pilger tun, Santiago an sich ist so klein, dass es sich nicht lohnt, länger dort zu bleiben. Auf die Idee, z.B. in Spanien zu bleiben und z.B. in Madrid ein paar Tage zu bleiben, vielleicht auch nach Barcelona zu fahren, kam ich gar nicht, also kaufte ich mit meinem fast letzten Bargeld das Ticket, das mich dann direkt nach Istanbul bringen würde.
Kaum waren die Tickets gebucht und die Pakete vom Hauptpostamt abgeholt (ganz einfach, man präsentiert die Quittungen, die man beim Wegschicken bekommen hat und einen Ausweis, wartet 10 Minuten und schon ist die Sache erledigt), warteten schon ein paar andere Leute, mit denen ich zusammen in die Kathedrale wollte – ein ordentlicher Pilger hat ja ein paar Stationen abzuarbeiten, auf dass der ordentliche katholische Ablass gewährt wird (ich gebe zu, ich habe sie vergessen, aber ich weiß, dass es dazu gehört, die Säule am Eingang zu berühren, ein paar Gebete zu sprechen, den Sarkropharg des Jakobus zu berühren und natürlich an der Pilgermesse teilzunehmen – und zumindest den Sarkropharg habe ich besucht und später dann noch die Messe.
Als bei der Messe die Zahlen der Teilnehmer aus den unterschiedlichen Längern und Städten verlesen wurden, habe ich mich einen Moment lang geärgert, dass ich nicht darauf bestanden hatte, als „Pilger aus Istanbul“ registriert zu werden – hätte ich das getan, wäre ich verlesen worden: „Pilger aus Istanbul: einer“ - so aber war ich nur ein Teil von „Pilger aus Deutschland: 68“
Aber diese kleine Eitelkeit beschäftigte mich nicht wirklich lange, nach der Messe (bei der übrigens das dicke Weihrauchfass nicht in Aktion trat, das geschieht nur an Sonntagen und besonderen Feiertagen) engagierte mich erst einmal Melinda als Fußmodel – sie wollte mit ihrer Lochkamera Photos der Füße von Pilgern machen, ganz gleich, wie lädiert diese waren und ich hatte mich zur Verfügung gestellt.
Nachdem sie meinen Fuß photographiert hatte, lungerten wir noch gemeinsam ein Weilchen herum auf der Suche nach möglichen freiwilligen Models – und ganz stolz kann ich hier gestehen, dass ich es tatsächlich schaffte, zwei junge Frauen zu überzeugen, ihre Füße zur Verfügung zu stellen – und das obwohl sie nur Spanisch konnten und ich eben keines ;-)
Beim Lungern rund um die Kathedrale, sah ich auch zum letzten Mal die Esel aus Frankreich – und auch diesmal reichte es nicht für eine Begegnung, ich sah sie ankommen aber die Polizei war da, bevor es eine Chance für ein „Hallo“ gegeben hätte und vertrieb sie – offensichtlich sind Pilger nur dann beliebt und gern gesehen, wenn sie das gepflegte Straßenbild nicht durch tierische Anwesenheit oder potentielle tierische Hinterlassenschaften gefährden.
Überhaupt lebt Santiago de Compostella hauptsächlich von den Pilgern und der (ständig wachsenden) Bekanntheit des Jakobsweges – einen internationalen Tourismus gibt es im übrigen Galicien abseits des Jakobsweges fast gar nicht. Dementsprechend sieht man überall Pilger oder ähnlich aufgemachte Werber, mal für ein Konzert, mal für ein Hotel, mal für ein Museum ...
Abends gab es dann wieder ein Essen mit ein paar Leuten zusammen, ich kann mich allerdings nicht mehr erinnern, mit wem – Melinda war dabei, San, Hartmut, ich, insgesamt waren wir um die 10 Leute. San und ich würden am nächsten Morgen wirklich richtig früh starten – ein Taxi war schon organisiert, das uns zum Flugplatz bringen würde, also ging es relativ früh nach Hause in die Pension. Aber auf dem Weg musste ich doch noch ein wenig photographieren, ich versuchte mich in Kathedralenphotos ohne Stativ:
Richtig interessant war dann noch jene Frau, die mit ihrem Hund unterwegs war und Model für Gesiterphotos spielte:
Danach ging es brav ins Zimmer, wo ich den Rucksack flugfertig packte (immerhin jetzt wieder mit zusätzlicher Füllung aus zwei Paketen, wobei es galt, die alte Kamera so zu verpacken, dass ihr keine zusätzliche Gefahr drohte, denn die würde ich in Istanbul reparieren lassen). ...
Strecke: 0 Kilometer
Wetter: teils sonnig, teils bewölkt, nur wenig Regen.
Allgemeine Befindlichkeit: gut, wenn auch manchmal ein wenig wehmütig.
Nach dem für Pilgerverhältnisse späten Abendessen und dem noch späteren Nachhausekommen schlief ich ganz gemütlich aus, um dann lange zu frühstücken und ganz gemächlich durch Santiago zu ziehen, soweit ich mich erinnere, war ich mit ein paar Leuten für Mittag oder Nachmittag verarbredet – zuerst mit San, um ein Reisebüro zu finden, wo sie ihren Rückflug, sofern möglich, vorverlegen wollte und ich meinen Rückflug organisieren würde. Sie hatte mich gebeten, mitzukommen, weil sie befürchtete, sich nicht ausdrücken zu können und sie wohl den Eindruck hatte, mein Spanisch wäre gut genug um solche Sachen zu besprechen, später waren dann noch ein paar andere Treffen geplant mit verschiedenen Leuten zwecks Abschied, zwecks Photos, zwecks Bier trinken, kurz und gut stand mir ein ganz gemütlicher Tag in Santiago bevor, ganz ohne Wandern.
Durch die Stadt herumstrolchend machte ich natürlich ein Photo der „heiligen Pforte“, durch die seit jeher die Pilger in die Kathedrale zum Pilgergottesdienst strömen – nur kann ich mich heute nicht mehr erinnern, welches jene berühmte „heilige Pforte“ ist, auf meiner Festplatte gibt es viele viele Tür- und Torphotos, also nehme ich einfach mal eines als Beispiel, gerade weil es von jenem schicken Jakob gekrönt ist:
Im Reisebüro fanden wir dann eine nette Dame, die, besonders eben für Pilger wie uns, die Geschäfte auf Englisch erledigen konnte – San konnte ihren Heimflug auf den nächsten Tag vorziehen, ich bekam auch einen Flug für den nächsten Tag angeboten und entschied, dass ich dann auch gleich fliegen würde, am Kap Finisterre war ich schon gewesen und dahin würde ich nicht mehr wandern, auch wenn das viele Pilger tun, Santiago an sich ist so klein, dass es sich nicht lohnt, länger dort zu bleiben. Auf die Idee, z.B. in Spanien zu bleiben und z.B. in Madrid ein paar Tage zu bleiben, vielleicht auch nach Barcelona zu fahren, kam ich gar nicht, also kaufte ich mit meinem fast letzten Bargeld das Ticket, das mich dann direkt nach Istanbul bringen würde.
Kaum waren die Tickets gebucht und die Pakete vom Hauptpostamt abgeholt (ganz einfach, man präsentiert die Quittungen, die man beim Wegschicken bekommen hat und einen Ausweis, wartet 10 Minuten und schon ist die Sache erledigt), warteten schon ein paar andere Leute, mit denen ich zusammen in die Kathedrale wollte – ein ordentlicher Pilger hat ja ein paar Stationen abzuarbeiten, auf dass der ordentliche katholische Ablass gewährt wird (ich gebe zu, ich habe sie vergessen, aber ich weiß, dass es dazu gehört, die Säule am Eingang zu berühren, ein paar Gebete zu sprechen, den Sarkropharg des Jakobus zu berühren und natürlich an der Pilgermesse teilzunehmen – und zumindest den Sarkropharg habe ich besucht und später dann noch die Messe.
Als bei der Messe die Zahlen der Teilnehmer aus den unterschiedlichen Längern und Städten verlesen wurden, habe ich mich einen Moment lang geärgert, dass ich nicht darauf bestanden hatte, als „Pilger aus Istanbul“ registriert zu werden – hätte ich das getan, wäre ich verlesen worden: „Pilger aus Istanbul: einer“ - so aber war ich nur ein Teil von „Pilger aus Deutschland: 68“
Aber diese kleine Eitelkeit beschäftigte mich nicht wirklich lange, nach der Messe (bei der übrigens das dicke Weihrauchfass nicht in Aktion trat, das geschieht nur an Sonntagen und besonderen Feiertagen) engagierte mich erst einmal Melinda als Fußmodel – sie wollte mit ihrer Lochkamera Photos der Füße von Pilgern machen, ganz gleich, wie lädiert diese waren und ich hatte mich zur Verfügung gestellt.
Nachdem sie meinen Fuß photographiert hatte, lungerten wir noch gemeinsam ein Weilchen herum auf der Suche nach möglichen freiwilligen Models – und ganz stolz kann ich hier gestehen, dass ich es tatsächlich schaffte, zwei junge Frauen zu überzeugen, ihre Füße zur Verfügung zu stellen – und das obwohl sie nur Spanisch konnten und ich eben keines ;-)
Beim Lungern rund um die Kathedrale, sah ich auch zum letzten Mal die Esel aus Frankreich – und auch diesmal reichte es nicht für eine Begegnung, ich sah sie ankommen aber die Polizei war da, bevor es eine Chance für ein „Hallo“ gegeben hätte und vertrieb sie – offensichtlich sind Pilger nur dann beliebt und gern gesehen, wenn sie das gepflegte Straßenbild nicht durch tierische Anwesenheit oder potentielle tierische Hinterlassenschaften gefährden.
Überhaupt lebt Santiago de Compostella hauptsächlich von den Pilgern und der (ständig wachsenden) Bekanntheit des Jakobsweges – einen internationalen Tourismus gibt es im übrigen Galicien abseits des Jakobsweges fast gar nicht. Dementsprechend sieht man überall Pilger oder ähnlich aufgemachte Werber, mal für ein Konzert, mal für ein Hotel, mal für ein Museum ...
Abends gab es dann wieder ein Essen mit ein paar Leuten zusammen, ich kann mich allerdings nicht mehr erinnern, mit wem – Melinda war dabei, San, Hartmut, ich, insgesamt waren wir um die 10 Leute. San und ich würden am nächsten Morgen wirklich richtig früh starten – ein Taxi war schon organisiert, das uns zum Flugplatz bringen würde, also ging es relativ früh nach Hause in die Pension. Aber auf dem Weg musste ich doch noch ein wenig photographieren, ich versuchte mich in Kathedralenphotos ohne Stativ:
Richtig interessant war dann noch jene Frau, die mit ihrem Hund unterwegs war und Model für Gesiterphotos spielte:
Danach ging es brav ins Zimmer, wo ich den Rucksack flugfertig packte (immerhin jetzt wieder mit zusätzlicher Füllung aus zwei Paketen, wobei es galt, die alte Kamera so zu verpacken, dass ihr keine zusätzliche Gefahr drohte, denn die würde ich in Istanbul reparieren lassen). ...
Strecke: 0 Kilometer
Wetter: teils sonnig, teils bewölkt, nur wenig Regen.
Allgemeine Befindlichkeit: gut, wenn auch manchmal ein wenig wehmütig.
erik-n - 28. Mai, 11:54