türkische Realität

Donnerstag, 17. Januar 2008

geldfragen

neulich auf dem klo:
"das kostet aber eine Lira".
"Ja, kann ich jetzt rein?"
"das kostet aber eine Lira."
"das ist doch eine Lira!"
"das kostet aber eine neue türkische Lira."
"das ist doch eine neue türkische Lira!"
"haben Sie kein türkisches geld? Das kostet eine neue türkische Lira."
"können sie nicht zählen? das ist eine lira."
"aber das kostet eine lira."
"das ist eine lira. wenn Sie nicht zählen können, ist das ihr problem."
"das kostet aber eine lira. das ist keine lira, das sind verschiedene münzen".
"aber das ist eine lira."
"das da nehme ich nicht. das ist keine lira. es kostet eine türkische lira."
"mein gott, sind Sie zu blöd zum zählen? das ist eine türkische lira."
"das ist mir egal, wie viel das ist. das nehme ich nicht. das kostet eine lira."
...

Der arme Mann, sah nett aus, sehr sorgfältig gekleidet, wenn auch nicht gerade reich, musste tatsächlich noch weiter reden und betteln, bis ihn der kassierer endlich auf das behindertenklo ließ (seiner meinung nach darf jemand, der nicht ordentlich bezahlt, allerhöchstens, als zeichen besonderer, unendlicher gnade, auf's behindertenklo, aber nicht in den allgemein zugänglichen teil). und ich, der ich in der schlange hinter dem älteren herrn stand, sah mit einem konzentrierten blick, dass da tatsächlich 2x25 kurus und 5x10 kurus lagen, zusammen also 1 YTL, der vollständige (und übertrieben hohe) preis ...
manche leute in diesem land sind tatsächlich etwas seltsam.

Sonntag, 13. Januar 2008

Flickr gerichtlich geblockt

Schon spannend das, gestern noch gemütlich ein photo hochgeladen, heute mittag freunde getroffen, die erzählten, es gebe probleme mit Flickr und dann abends selbst gesehen, dass nur die Meldung zu erreichen war, Flickr sein gerichtlich verboten. Inzwischen, ein paar Stunden später, läufts wieder - na, schauen wir mal, was daraus wird, youtube war auch immer wieder mal verboten ...
youtube damals wegen irgendwelcher darstellungen Atatürks, die den herren richtern nicht gefallen haben, soweit ich weiß, bei Flickr ist es bestimmt ähnlich.

Sonntag, 2. Dezember 2007

Ach sooo

Komisch das, wenn man als arbeitsloser den täglichen kontakt zur arbeitswelt verliert: am 24. november war lehrertag in der türkei, immerhin, das habe ich noch mitbekommen.
seitdem aber kann ich mit meinem ausweis die fähren kostenlos benutzen, das wusste ich einfach nicht, hatte keine ahnung und zahlte immer brav. erst als ich gestern aktive lehrer traf und wir gemeinsam mit der fähre unterwegs waren, hatte ich dann mein aha-erlebnis.
und so funktioniert's: wenn du mal in Istanbul bist, besorg dir einen lehrerausweis (wird organisiert von der schule, für die du arbeitest, braucht drei, vier schriftstücke mit stempel und direktorenunterschrift, einen gang zur zentrale von iett (istanbul elektirk tasinmak t-irgendwas = öffentliche Nahverkehrsgesellschaft) ein paar stunden schlange stehen und schon kriegt man ein plastikkärtchen, wo "ögretmen" = lehrer draufsteht. mit diesem stigma auf der stirn (muss nicht aufgeklebt werden, reicht auch schon, wenn man's in der hand hält) darf man dann in der zeit nach dem lehrertag bis zum jahreswechsel kostenlos fähre fahren.
Is doch schick, oder?
aber nur ein kleiner ausgleich dafür, dass lehrer und andere berufe so unendlich schlecht bezahlt werden in diesem bildungshungrigen land.

Donnerstag, 22. November 2007

yabanci

V (zu ihren Kollegen): Yabanci geldi
E: Evet, bir yabanci geldi
Ve yabanci Antalya'ya bir bilet almak istiyor ...
(Allgemeines Lachen)

Und auf Deutsch:
Verkäuferin: Ein Fremdling ist gekommen
E: Ja, ein Fremdling ist gekommen. Und der Fremdling möchte ein Ticket nach Antalya kaufen.

Und lustig, wie sie alle lachten, wie sie leicht errötete und mir das Ticket verkaufte (und obwohl es keinen Rabatt für Lehrersleut gibt, mir doch 5 Lira nachließ ;-).
Vielleicht hätte ich nach ihrer Tel. Nr. fragen sollen? Sie wäre noch viel röter geworden - ich auch - und sie würden nicht nur heute abend noch davon reden sondern die nächsten zwei wochen noch ...

Montag, 12. November 2007

es kommt einfach mit!

Ich habe ja noch was vergessen, irgendwie nicht ganz passend zum 12.11:
Gemütlich saß ich im café, freute mich über einen wirklich guten kaffee, was in der Türkei nicht wirklich selbstverständlich ist, freute mich auch, dass das radio nicht gar zu laut war und siehe da, aus den lautsprechern tönte plötzlich "Stille Nacht, heilige Nacht ..." (glücklicherweise in einer noch erträglichen instrumentalversion und tatsächlich sehr leise).
Da flüchte ich schon in den islamischen süden und was passiert? weihnachten kommt einfach mit!

Dienstag, 6. November 2007

Türkische Realität - Wasser

Wenn meine Mutter von ihrem besuch hier erzählt, dann fasst sie das erlebnis wie folgt zusammen: "Überall Wasser aber trinken kann man es nicht, überall laufen die Leute mit Wasserflaschen unter'm Arm rum ...".
Recht hat sie, wasser gibt's reichlich, gestern z.B. als Regen, bestimmt 50 bis 100 l. pro m², Marmarameer gibt's, Bosporus, sogar bis ans schwarze Meer reicht die stadt - und aus der wasserleitung kommt auch immer welches, zumindest hier in Üsküdar seit zwei Jahren ohne eine einzige wassersperre. Nur: trinken sollte man es nicht.
Und was macht man, wenn man nach hause kommt und feststellt, dass die große wasserflasche schon wieder leer ist und die fee kein neues bestellt hat? Flugs anrufen und höchstens eine halbe stunde warten, das mache ich gerade, und schon werden die nächsten 19 liter geliefert - für 3,50 = 2€ inklusive lieferung ...

Hausfluchten

... bald kommt die Fee und macht alles frisch und neu.
Aufgeräumt habe ich schon für sie, jetzt noch schnell den kaffee austrinken, bisschen im netz stöbern und raus aus dem haus, bevor sie da ist - eigentlich ist es ja das normalste von der welt, sie macht einen job, den ich nicht so gerne mache, ich bezahle dafür (und für türkische verhältnisse verdient sie richtig viel, für die drei, vier stunden bei mir alle zwei wochen bekommt sie ein viertel des hier üblichen monatlichen Mindestlohnes, wenn sie also zehn wohnungen pro woche hätte, würde sie mit ihrer arbeit wesentlich mehr verdienen als ein lehrerehepaar hier zu lande - und ich weiß, dass sie normalerweise ausgebucht ist).
Aber irgendwie ist es doch blöd, wenn sie auf ihren Knien liegend den Boden schrubbt (schrubber und ähnliches werkzeug benutzt sie aus irgendwelchen, mir unverständlichen gründen nicht) und ich gemütlich kaffee trinkend am computer sitze - also raus ins leben, vielleicht gelingt mir ja heute das ultimative photo?

Sonntag, 28. Oktober 2007

Türkische Realität - Terrorangst

Die Angst vor Anschlägen geht um in der Türkei. Und immer, wenn akuell was passiert ist, seien es Bomben in Minibussen oder Angriffe auf Militäreinheiten, wird ganz heftig auf Sicherheit geachtet, wo auch immer möglich.

Erst auf dem Marathon: Wer über die Brücke gehen wollte, unter der die Startlinie liegt, wurde kontrolliert: Taschen wurden durchsucht, die Leute gewissenhaft abgetastet. Gewissenhaft? Nun ja, als Blondie kam, mit dicker fetter Kamera und noch fetterer Phototasche, in die locker nebst Maschinengewehr auch noch die eine oder zweite Bombe gepasst hätten, wurde ich einfach durchgewinkt, manchmal nett, Fremdländer zu sein ;-)

Später dann, auf dem Heimweg, wanderte ich (mit the clash auf den Ohren, passenderweise "London's burning") am Sahil - der Uferstraße des Bosporus - richtung Wohnung und kam an einer Autokontrolle vorbei: Wie sie ausgewählt wurden, weiß ich nicht, aber da standen schon drei Autos, die gerade gründlich durchsucht wurden und ein Polizist hielt Ausschau nach weiteren Kandidaten.
Und gerade in dem Augenblick, als ich des Geschehens gewahr wurde, packte der eine Autofahrer ganz gemütlich seine schicke, glänzende, metallischsilberne Pistole wieder, wie in schlechten Krimis üblich, in den Hosenbund, nachdem er das Magazin wieder hineingeschoben hatte.
Warum er eine Pistole hat, weiß ich nicht, aber die Herren von der Polizei hatten ihn und den Ballermann schon kontrolliert und waren jetzt dabei, seinen Kofferraum zu filzen. Interessant - und schon seltsam, dass es da wirklich Leute gibt, die die Knarre einfach so ganz cool im Hosenbund stecken haben ... Aber scheinbar darf er das, naja, andere Länder andere Sitten oder gibt's das auch bei uns daheim in deutschen Landen?

Dienstag, 23. Oktober 2007

Türkische Realität - Heldengedenken

Am Wochenende wurden bei Kämpfen zwischen PKK und türkischer Armee eine Menge Menschen umgebracht. Überall in der Türkei hängen Fahnen, um der türkischen Soldaten zu gedenken - die Toten auf der anderen Seite werden, wenn überhaupt, nur am Rande und als "Terroristen" erwähnt.
Nicht gesprochen wird von dem heftigen Einkommensgefälle vom Westen zum Osten, nicht gesprochen wird von fehlender Infrastruktur, nicht gesprochen wird von tausenden Dörfern, die zwangsgeräumt wurden, nicht gesprochen wird über Modelle einer teilweisen Autonomie (und da gibt es viele, wie z.B. das Bundestaatenmodell, das Modell Großbritannien, das Modell Schweiz, ...).
Interessant ist natürlich auch, dass die Angriffe der PKK gerade jetzt erfolgen, nachdem die Armee ermächtigt wurde, in den benachbarten Irak einzumarschieren, um dort die PKK zu bekämpfen. Dabei erinnert sich scheinbar niemand daran, dass nachweislich einige der Bomben, die der PKK in den letzten Jahren zugeschrieben wurden, auch einige von Angehörigen der ruhmreichen türkischen Armee gelegt wurden, um eigene Ziele zu verfolgen. (Natürlich auch kein Gesprächsthema im Istanbul von heute)
Schade, dass darunter auch Privates leiden muss: selbst gute Freunde lassen in dieser Frage nicht mit sich reden, für sie ist ganz klar, dass es eine gute (türkische) und eine böse (kurdische) Seite gibt, die immer und an allem Schuld ist. Leiden muss darunter auch die Photogruppe: die meisten gehen, statt den Marathon zu nutzen, bei dem man die Gelegenheit hat, über die Bosporusbrücke zu wandern und viel zu photographieren, zu einem "Heldenfriedhof" zum organisierten Gedenken der toten türkischen Soldaten - an sich nichts böses, aber leider, meiner Meinung nach, etwas einseitig ...

Freitag, 12. Oktober 2007

Schere im Kopf

Irgendwie ziemlich beschissen das:
Da gebe ich mir eine höllische Mühe, eine neue Galerie für http://www.erik-nehring.de/ zu basteln, diesmal eine etwas spannendere, wo wirklich mal ein wenig Körper zu sehen ist, und schwuppdiwupp fällt mir ein, dass ich ja nicht ewig arbeitslos bleiben kann und dass potentielle künftige Arbeitgeber die Seite angucken könnten - und wenn ein Lehrer in der Türkei Aktbilder veröffentlicht, auf denen dann auch noch Marmelade ist, dann ist das tatsächlich ein Skandal.
Nu sitz' ich hier und frage mich, ob ich mich selbst zensiere oder ob es mir egal sein soll ...
Die Schere im Kopf fängt an zu schnippeln ...

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