Jakobsweg – 15.05.2008: Hospital Orbigo => Rabanal del Camino
Vom gestrigen Tag habe ich eine Kleinigkeit aufzuschreiben vergessen: Die Gruppe von Brasilianern – und auch wenn ich HaPe Kerkeling nie gelesen habe, hat sich auch zu mir rumgesprochen, dass der angeblich von vielen Brasilianerinnen erzählt hatte, die kaum anderes im Kopf hätten als die Frage, wer mit wem. Auch in der Herberge in Hospital Orbigo hatte ich es mit einer Gruppe von Brasilianern zu tun, von denen mir allerdings weder irgendwelche wie auch immer gearteten sexuellen Betätigungen aufgefallen wären noch sonstige Besonderheiten im Gehirn verblieben wären, das einzige, was ich noch erinnere, ist die Tatsache, dass gerade diese brasilianische Gruppe sehr früh aktiv wurde und – wie bei Gruppen üblich – kaum Rücksicht zeigte und ratzfatz jeden aufweckte, zumindest aber mich, der ich eine recht schlaflose Nacht hinter mir hatte, hatte doch ausnahmsweise das Schnarchen im Bett nebenan arg gestört (der gute Mann schnarchte so unregelmäßig, dass man sich wirklich nur schwer daran gewöhnen konnte).
Das Frühstück fiel kurz aus, es gab die Reste aus der Tüte, die ich am vergangenen Tag schon herumgeschleppt hatte, Kaffee aus der Instant-Packung, alles im noch sehr kühlen Freien des Herbergsgartens und auf die Schnelle, vor allem auch um den sich allmählich formierenden Gruppen zu entgehen.
Schon im nächsten Dorf nutzte ich die Gelegenheit, die sich durch eine gerade öffnende Bar ergab, für ein zweites Frühstück – und das nach nur ca. 2 Kilometern – nicht zuletzt auch in der Hoffnung, dem Regenguss zu entgehen, der sich am wild bewölkten Himmel ankündigte.
Ganz ohne Regen ging es dann aber doch nicht – es war nicht gar so schrecklich, wie es geschienen hatte, ich kam ohne den Regenumhang aus, aber es nieselte doch beständig und war nicht wirklich begeisternd schön – aber die Pflanzen im Wald sahen doch ganz hübsch aus so grün und beregnet ...
Irgendwo versteckt im Wald gab es denn auch wieder eine typische der-Weg-feiert-sich-selbst-Stelle, wo Unbekannte (zumindest habe ich keine Ahnung, wer das war und zur Zeit auch keinen Internetanschluss, über den ich die Möglichkeit hätte, ein wenig zu forschen, den Upload organisiert B. für mich, der die Texte auf dem Stick mitnimmt, um sie dann für mich hochzuladen), wo also Leute, über die ich zur Zeit nichts sagen kann, ein paar Pilgerwegskunstwerke der eher naiven Art aufgestellt haben. Um diese Kunstwerke, vermutlich an einer Stelle hinterlassen, die irgendeine geschichtliche Bedeutung für den Weg hat, vielleicht stand dort mal ein Kloster, wahrscheinlicher eine Herberge, noch wahrscheinlicher ein alter Wegweiser und noch wahrscheinlicher etwas noch weniger Bedeutsames, aber egal, wessen an dieser Stelle gedacht wird, sie wird von einer Unzahl von Pilgern genutzt, ihre Wegmarken zu hinterlassen – vom verschwitzten, zerrissenen T-shirt, das kurzerhand beschriftet wurde, über verschlissene Turnschuhe bis hin zur abgebrochenen Fahrradpedale findet sich ein wildes Samelsurium von Hinterlassenschaften, meist mit Namen und Datum versehen, oft mit ein paar klugen Sprüchen, immer wieder mit frommen Wünschen für andere, sehr oft mit ganz eigennützigen, nicht weniger verständlichen Wünschen wie „möge die Krankheit von mir genommen werden“.
Aber was lästere ich hier vor mich hin – ist doch dieser Text hier nichts anderes als eine etwas länger formulierte Hinterlassenschaft – und dummerweise nicht einmal auf dem Weg selbst hinterlassen, sondern online und um ein Jahr versetzt ...
Das Bild dazu:
Einige Stunden und ein paar Kilometer später gab es einen kleinen Aufstieg auf eine kleine, etwas höher gelegene Ebene und an deren Ende einen kleinen Turm, der vielleicht einmal eine Antenne getragen hatte, vielleicht auch nur als Aussichtsturm gedacht war, vielleicht einem völlig anderen Sinn diente, den ich mir nicht vorstellen kann, auf jeden Fall hatte der Turm eine Leiter und eine kleine Plattform oben drauf, wo man einmal stehen und in die Ferne blicken könnte – was lag also näher, als genau das zu tun. So dachte ich, legte also den Rucksack ab und war in Nullkommanichts oben auf dem Turm, wohl ein wenig belächelt von diesem und jenem, vielleicht sogar mit Kopfschütteln bedacht von den Mitgliedern der lautstark vorbeiziehenden Gruppe deutschländer Wanderer, von denen nicht einer stehen blieb, von denen auch kein einer ein Wort nach oben sandte, nicht einmal der traditionelle Pilgergruß „buon Camino“ wurde erwidert, schön, dass ich diese Leute tatsächlich nicht kannte, vorher nicht gesehen hatte und auch später nicht wieder sehen würde. Die Brasilianer zumindest grüßten hoch, fragten nach der Aussicht und zogen gleichfalls vorbei. Und die Aussicht war auch nicht wirklich berückend schön – aber doch besser als von unten und einfach interessant – zumindest für mich, wer weiß, vielleicht bin ich ja wirklich ein klein wenig anders.
Nach dem kleinen Abstecher in die Höhe, dauerte es nicht mehr lange bis nach Astorga, wo ich bei den Ausgrabungen römischer Keramik auf heftigen Regen und auf dem Marktplatz dann noch auf Thomas und Sylvia stieß, die ich am zweiten Tag – in der kleinen Herberge von Zubiri kennen gelernt hatte, die dann von Pamplona ins Schwabenland zurückgekehrt waren, um dann in Leon mit frisch geheilten ehemals heftigst entzündeten Nagelbetten erneut loszuwandern. Mit beiden trank ich gemütlich einen Kaffee (und das erste mal auf dem Weg schon zur Mittagszeit ein Bier), besichtigte dann den alten Bischoffspalast (ich habe den Namen des Architekten vergessen, aber hübsche Sachen hat er gemacht, wenn auch nicht ganz mein Stil, könnte es etwas mit Caudillo gewesen sein?), ließ die gerade geschlossene Kathedrale rechts liegen und ging einfach weiter, es war zwar schon 13.40 (das habe ich mir damals aufgeschrieben, interessant, warum wohl?) aber ich beschloss, nicht in Astorga zu bleiben, sondern noch ein paar Kilometer weiter zu wandern, jetzt wieder ziemlich allein auf der Strecke, wie üblich waren nach dem Mittagessen kaum noch Pilger auf dem Weg zu sehen. Um so spannender war dann aber das Gewitter, das sich im Tal rechts vom Weg entlud – und das sehr plötzlich gekommen war, geradezu beängstigend schnell und vor dem ich über eine weite Strecke keine Zufluchtsmöglichkeit gehabt hätte, hätte es plötzlich die Richtung geändert und wäre den Hang hinauf gekrochen, auf dessen Flanke ich unterwegs war. Mit argem Herzklopfen beobachtete ich das Gewitter, versuchte gleichzeitig, es zu photographieren, was natürlich unmöglich war, überlegte, mich notfalls im Straßengraben klein zu machen, weit genug von meinem Gepäck entfernt, wie die Fachleute für so einen Fall raten und war mir nur nicht sicher, ob es notwendig wäre, sich von der Kamera zu trennen und sie beim Rucksack zu lassen oder ob es nicht möglich sei, zumindest dieses gute Stück am Körper zu behalten. Glücklicherweise kam es nicht näher, ich geriet zwar in einige kräftige Regengüsse, auch Hagel war dabei, aber blieb doch von der Hauptmasse des Gewitters verschont.
„In El Gauso dann noch die Meckerziege aus der Herberge (von Hospital Orgibo) sitzend mit einem Glas Bier vor der nächsten Herberge“ schrieb ich damals – und ganz genau erinnere ich mich, dass sie, wie scheinbar bei den meisten Deutschländern auf dem Weg so üblich, übertrieben laut zu ihrem Trinkkumpan sprach. „Wo ist der denn abgestürzt“ fragte sie in einem recht miesen Ton, wohl in der Meinung, ich könne sie nicht hören. Zu mir gewandt und (noch lauter, aber in weniger beleidigendem Ton) fragte sie, warum ich so spät erst ankomme, worauf ich nur entgegnete, dass es doch sehr interessant auf dem Weg sei, dass es einiges zu sehen gegeben habe und dass ich Zeit hätte und wanderte gemütlich weiter, was sie dann ganz offensichtlich nicht begriff (es war sicher schon 15.30 Uhr) – aber selbst wenn ich keine Lust gehabt hätte, weiter zu gehen, in dieser Herberge wäre ich dann ganz sicher nicht geblieben, wenn ich dort einer solchen Person ausgeliefert wäre, aber ich hatte Lust, weiter zu gehen und fühlte mich durchaus in der Lage, noch einige Stunden zu wandern.
Hysterisch fragte sie mich, ob ich wirklich weiter wolle. „Klar, das Gewitter ist doch vorbei“ entgegnete ich. „Bis zur nächsten Herberge sind es aber noch 10 km – und ich habe gehört, dass da alles voll ist ...“ versuchte sie mich zu überzeugen. „'Ich habe gehört' habe ich hier schon oft gehört, und nie hat es gestimmt, tut mir ja Leid, und 10 Kilometer noch? Na und, ich habe doch reichlich Zeit,“ meinte ich und war auch schon weiter gewandert, und blieb ein paar Türen weiter stehen – zum Photographieren natürlich, nicht um einzukehren.
Vermutlich schwadronierte sie noch den ganzen Nachmittag über diesen Unbelehrbaren, der bestimmt kein Quartier fände – aber es waren tatsächlich nicht zehn Kilometer, sondern gerade mal sechs, ich machte auf dem Weg noch viele viele Photos und fand dann eine Herberge, die fast leer war, in der eine ganz tolle Stimmung herrschte und in der ich die Brasilianer wieder traf – und wieder waren sie laut, wenn auch ganz ohne erotische Intermezzi. Ganz und gar nicht vermisste ich das Gemähre der Meckerziege oder ihrer deutschländischen Genossen ...
Und wie gesagt, ich hatte reichlich photographiert, unter anderem auch einen neuen Kirchentyp, wie er nun häufiger anzutreffen war:
Strecke: über 30 Km
Wetter: überwiegend bedeckt, ca. 15 Grad, bei Regen kälter. Viel Regen, Gewitter.
Allgemeine Befindlichkeit: nach zu wenig Schlaf vielleicht ein wenig empfindlich was zu lautes und zu arrogantes Verhalten anging, ansonsten sehr gut, auch wenn die Knie immer noch weh taten, mich aber in der Beweglichkeit nicht einschränkten.
Das Frühstück fiel kurz aus, es gab die Reste aus der Tüte, die ich am vergangenen Tag schon herumgeschleppt hatte, Kaffee aus der Instant-Packung, alles im noch sehr kühlen Freien des Herbergsgartens und auf die Schnelle, vor allem auch um den sich allmählich formierenden Gruppen zu entgehen.
Schon im nächsten Dorf nutzte ich die Gelegenheit, die sich durch eine gerade öffnende Bar ergab, für ein zweites Frühstück – und das nach nur ca. 2 Kilometern – nicht zuletzt auch in der Hoffnung, dem Regenguss zu entgehen, der sich am wild bewölkten Himmel ankündigte.
Ganz ohne Regen ging es dann aber doch nicht – es war nicht gar so schrecklich, wie es geschienen hatte, ich kam ohne den Regenumhang aus, aber es nieselte doch beständig und war nicht wirklich begeisternd schön – aber die Pflanzen im Wald sahen doch ganz hübsch aus so grün und beregnet ...
Irgendwo versteckt im Wald gab es denn auch wieder eine typische der-Weg-feiert-sich-selbst-Stelle, wo Unbekannte (zumindest habe ich keine Ahnung, wer das war und zur Zeit auch keinen Internetanschluss, über den ich die Möglichkeit hätte, ein wenig zu forschen, den Upload organisiert B. für mich, der die Texte auf dem Stick mitnimmt, um sie dann für mich hochzuladen), wo also Leute, über die ich zur Zeit nichts sagen kann, ein paar Pilgerwegskunstwerke der eher naiven Art aufgestellt haben. Um diese Kunstwerke, vermutlich an einer Stelle hinterlassen, die irgendeine geschichtliche Bedeutung für den Weg hat, vielleicht stand dort mal ein Kloster, wahrscheinlicher eine Herberge, noch wahrscheinlicher ein alter Wegweiser und noch wahrscheinlicher etwas noch weniger Bedeutsames, aber egal, wessen an dieser Stelle gedacht wird, sie wird von einer Unzahl von Pilgern genutzt, ihre Wegmarken zu hinterlassen – vom verschwitzten, zerrissenen T-shirt, das kurzerhand beschriftet wurde, über verschlissene Turnschuhe bis hin zur abgebrochenen Fahrradpedale findet sich ein wildes Samelsurium von Hinterlassenschaften, meist mit Namen und Datum versehen, oft mit ein paar klugen Sprüchen, immer wieder mit frommen Wünschen für andere, sehr oft mit ganz eigennützigen, nicht weniger verständlichen Wünschen wie „möge die Krankheit von mir genommen werden“.
Aber was lästere ich hier vor mich hin – ist doch dieser Text hier nichts anderes als eine etwas länger formulierte Hinterlassenschaft – und dummerweise nicht einmal auf dem Weg selbst hinterlassen, sondern online und um ein Jahr versetzt ...
Das Bild dazu:
Einige Stunden und ein paar Kilometer später gab es einen kleinen Aufstieg auf eine kleine, etwas höher gelegene Ebene und an deren Ende einen kleinen Turm, der vielleicht einmal eine Antenne getragen hatte, vielleicht auch nur als Aussichtsturm gedacht war, vielleicht einem völlig anderen Sinn diente, den ich mir nicht vorstellen kann, auf jeden Fall hatte der Turm eine Leiter und eine kleine Plattform oben drauf, wo man einmal stehen und in die Ferne blicken könnte – was lag also näher, als genau das zu tun. So dachte ich, legte also den Rucksack ab und war in Nullkommanichts oben auf dem Turm, wohl ein wenig belächelt von diesem und jenem, vielleicht sogar mit Kopfschütteln bedacht von den Mitgliedern der lautstark vorbeiziehenden Gruppe deutschländer Wanderer, von denen nicht einer stehen blieb, von denen auch kein einer ein Wort nach oben sandte, nicht einmal der traditionelle Pilgergruß „buon Camino“ wurde erwidert, schön, dass ich diese Leute tatsächlich nicht kannte, vorher nicht gesehen hatte und auch später nicht wieder sehen würde. Die Brasilianer zumindest grüßten hoch, fragten nach der Aussicht und zogen gleichfalls vorbei. Und die Aussicht war auch nicht wirklich berückend schön – aber doch besser als von unten und einfach interessant – zumindest für mich, wer weiß, vielleicht bin ich ja wirklich ein klein wenig anders.
Nach dem kleinen Abstecher in die Höhe, dauerte es nicht mehr lange bis nach Astorga, wo ich bei den Ausgrabungen römischer Keramik auf heftigen Regen und auf dem Marktplatz dann noch auf Thomas und Sylvia stieß, die ich am zweiten Tag – in der kleinen Herberge von Zubiri kennen gelernt hatte, die dann von Pamplona ins Schwabenland zurückgekehrt waren, um dann in Leon mit frisch geheilten ehemals heftigst entzündeten Nagelbetten erneut loszuwandern. Mit beiden trank ich gemütlich einen Kaffee (und das erste mal auf dem Weg schon zur Mittagszeit ein Bier), besichtigte dann den alten Bischoffspalast (ich habe den Namen des Architekten vergessen, aber hübsche Sachen hat er gemacht, wenn auch nicht ganz mein Stil, könnte es etwas mit Caudillo gewesen sein?), ließ die gerade geschlossene Kathedrale rechts liegen und ging einfach weiter, es war zwar schon 13.40 (das habe ich mir damals aufgeschrieben, interessant, warum wohl?) aber ich beschloss, nicht in Astorga zu bleiben, sondern noch ein paar Kilometer weiter zu wandern, jetzt wieder ziemlich allein auf der Strecke, wie üblich waren nach dem Mittagessen kaum noch Pilger auf dem Weg zu sehen. Um so spannender war dann aber das Gewitter, das sich im Tal rechts vom Weg entlud – und das sehr plötzlich gekommen war, geradezu beängstigend schnell und vor dem ich über eine weite Strecke keine Zufluchtsmöglichkeit gehabt hätte, hätte es plötzlich die Richtung geändert und wäre den Hang hinauf gekrochen, auf dessen Flanke ich unterwegs war. Mit argem Herzklopfen beobachtete ich das Gewitter, versuchte gleichzeitig, es zu photographieren, was natürlich unmöglich war, überlegte, mich notfalls im Straßengraben klein zu machen, weit genug von meinem Gepäck entfernt, wie die Fachleute für so einen Fall raten und war mir nur nicht sicher, ob es notwendig wäre, sich von der Kamera zu trennen und sie beim Rucksack zu lassen oder ob es nicht möglich sei, zumindest dieses gute Stück am Körper zu behalten. Glücklicherweise kam es nicht näher, ich geriet zwar in einige kräftige Regengüsse, auch Hagel war dabei, aber blieb doch von der Hauptmasse des Gewitters verschont.
„In El Gauso dann noch die Meckerziege aus der Herberge (von Hospital Orgibo) sitzend mit einem Glas Bier vor der nächsten Herberge“ schrieb ich damals – und ganz genau erinnere ich mich, dass sie, wie scheinbar bei den meisten Deutschländern auf dem Weg so üblich, übertrieben laut zu ihrem Trinkkumpan sprach. „Wo ist der denn abgestürzt“ fragte sie in einem recht miesen Ton, wohl in der Meinung, ich könne sie nicht hören. Zu mir gewandt und (noch lauter, aber in weniger beleidigendem Ton) fragte sie, warum ich so spät erst ankomme, worauf ich nur entgegnete, dass es doch sehr interessant auf dem Weg sei, dass es einiges zu sehen gegeben habe und dass ich Zeit hätte und wanderte gemütlich weiter, was sie dann ganz offensichtlich nicht begriff (es war sicher schon 15.30 Uhr) – aber selbst wenn ich keine Lust gehabt hätte, weiter zu gehen, in dieser Herberge wäre ich dann ganz sicher nicht geblieben, wenn ich dort einer solchen Person ausgeliefert wäre, aber ich hatte Lust, weiter zu gehen und fühlte mich durchaus in der Lage, noch einige Stunden zu wandern.
Hysterisch fragte sie mich, ob ich wirklich weiter wolle. „Klar, das Gewitter ist doch vorbei“ entgegnete ich. „Bis zur nächsten Herberge sind es aber noch 10 km – und ich habe gehört, dass da alles voll ist ...“ versuchte sie mich zu überzeugen. „'Ich habe gehört' habe ich hier schon oft gehört, und nie hat es gestimmt, tut mir ja Leid, und 10 Kilometer noch? Na und, ich habe doch reichlich Zeit,“ meinte ich und war auch schon weiter gewandert, und blieb ein paar Türen weiter stehen – zum Photographieren natürlich, nicht um einzukehren.
Vermutlich schwadronierte sie noch den ganzen Nachmittag über diesen Unbelehrbaren, der bestimmt kein Quartier fände – aber es waren tatsächlich nicht zehn Kilometer, sondern gerade mal sechs, ich machte auf dem Weg noch viele viele Photos und fand dann eine Herberge, die fast leer war, in der eine ganz tolle Stimmung herrschte und in der ich die Brasilianer wieder traf – und wieder waren sie laut, wenn auch ganz ohne erotische Intermezzi. Ganz und gar nicht vermisste ich das Gemähre der Meckerziege oder ihrer deutschländischen Genossen ...
Und wie gesagt, ich hatte reichlich photographiert, unter anderem auch einen neuen Kirchentyp, wie er nun häufiger anzutreffen war:
Strecke: über 30 Km
Wetter: überwiegend bedeckt, ca. 15 Grad, bei Regen kälter. Viel Regen, Gewitter.
Allgemeine Befindlichkeit: nach zu wenig Schlaf vielleicht ein wenig empfindlich was zu lautes und zu arrogantes Verhalten anging, ansonsten sehr gut, auch wenn die Knie immer noch weh taten, mich aber in der Beweglichkeit nicht einschränkten.
erik-n - 15. Mai, 00:14
und die andere: ebenso.
was mich gerade fasziniert ist dieses vertrauen. da sagen die einen das und das und trotzdem, da vertraut man auf was anderes - und wird auch nicht enttäuscht (na gut, das errotische kam da dann doch etwas zu kurz ... aber war da was groß zu erwarten?)