Jakobsweg - 03.05.2008: Agés => Burgos
Es war eine sehr kurze Etappe, 19 km oder so, aber trotzdem anstrengend. Meistens ging ich recht langsam normal, aber zwischendurch hatte ich mal eine Sausephase, ich weiß nicht, warum, es hat sich einfach ergeben. Und danach taten dann die Schienbeine weh - genau das Problem, das auch Helmut hatte, bei ihm blos viel stärker.
Die Spanierin hatte mir ein paar mal zugelächelt (ja doch, ich ihr auch), während wir uns unterwegs immer wieder begegneten, und beim letzten mal sogar zugewinkt, aber da ich als Luxusmensch ja vor hatte, in den größeren Städten zwei Nächte zu bleiben, um mich in aller Ruhe umschauen zu können, und mir dementsprechend in Burgos gleich eine Pension suchte, würde ich sie wohl nicht mehr wieder sehen, da sie ja in der Herberge wohnte und am nächsten Tag weiter zöge.
Soweit die Zusammenfassung.
Inzwischen habe ich ganz viele Photos gefunden für jenen Tag, also muss ich gleich noch ein bisschen des Tages rekonstruieren auf dass die Photos nicht einfach so allein dastehen (und niemand auch nur einen Funken einer Chance hat, sie zu verstehen), sondern deutlicher wird, was ich versuchte zu photgraphieren (na, zumindest ich weiß es dann wieder ;-)
Also, gleich hinter Agés gab's die berühmte Brücke, die der heilige Juan de Ortega baute, die habe ich auch photographiert, aber brücken hatten wir doch schon einige - und einige kommen noch, nicht von heiligen erbaut aber mindestens genauso anschauenswert. Viel eindrucksvoller fand ich ja auf der Strecke die prähistorischen Sachen bei Atapuerca. (Infos zu Atapuerca, das auch auf der Liste des Weltkulturerbes steht, z.B. hier http://www.spanien-aktuell.com/article.513.html )
Die Steine direkt am Wegrand sind allerdings nicht die echten aus der Steinzeit, sondern das Ergebnis von Versuchen aus der experimentellen Archäologie (Transport solcher Steine mit steinzeitlichen Hilfsmitteln und Aufrichtung - und nein, Däniken hatte nicht recht, man braucht dazu keine UFO-Technik ;-). Ob es inzwischen ein Museum oder die offizielle Möglichkeit gibt, die Ausgrabungen zu besichtigen, weiß ich nicht, wusste ich auch damals nicht, niemand hatte mir etwas sagen können in den Herbergen und auch sonst nicht, ich wusste nur, dass es in Ibeas de Juarros ein Museum geben sollte, das liegt etwa 4 km entfernt vom Weg, wäre also ein Umweg gewsen durch Feld und Stein ohne verlässlichen Weg - vielleicht gibt es Feldwege - und hätte bedeutet, dann entweder wieder zurück zu wandern (also insgesamt 8 km, 2 Stunden mehr) oder aber den Rest bis nach Burgos direkt an der Schnellstraße zu gehen.
Ich verzichtete und kletterte statt dessen direkt auf den Matagrande, einen Berg mit einem kleinen Plateau oben drauf, wo Pilgersleut ein spannendes Kunstwerk basteln, eine Steinspirale, von der ich mangels Flugzeug nur einen winzigen Ausschnitt photographieren konnte:
(etwas größer zu sehen, wenn man auf das Bild klickt, aber einfach kein gelungenes Photo, auf einer Fremdseite habe ich eins gefunden, dass einen etwas besseren Eindruck vermittelt: http://www.rexeis.at/burgos.htm )
Von der kleinen Hochebene des Matagrande ging es zunächst einen höllischen Abstieg hinab, den ich größtenteils rückwärts hinunter kletterte - tatsächlich ist das viel schonender für die Knie, als vorwärts hinunter zu stolpern, dann wieder führte der Weg durch angenehm zu wandernde Landwirtschaftslandschaft bis zur Überführung über die Autobahn kurz vor Burgos. Dort war ich eigentlich auf dem richtigen Weg - es gibt zwei Möglichkeiten - aber aus irgendwelchen dummen Gründen ließ ich mich von einigen Leuten, die felsenfest behaupteten, dieser Weg sei gesperrt, überzeugen, dass der andere Weg, der ja auch nicht wesentlich länger ist, genauso gut sei, vor allem, da ich ein Weilchen mit der spanischen Familie wandern konnte ;-)
Von denen trennte ich mich allerdings schnell wieder, sie waren einfach zu langsam und wanderte alleine bis zum Flugplatz von Burgos, damals eine gigantische Baustelle mit Zäunen abegrenzt, heute vielleicht schon fertig.
Irgendwo zwischen diesen wirklich kilometerlangen Zäunen traf ich dann Sandra - in meinen Aufzeichnungen von damals schrieb ich "ich hätte sie normalerweise nie kennen gelernt, aber auf dem Weg ...", ich weiß, dass wir dann bis nach Burgos hinein zusammen gewandert sind, dass sie auch nach einer Pension suchte, dass wir dann nach einiger, nicht ganz so einfacher Suche doch eine Pension fanden, wo es freie Zimmer gab, zwar etwas herunter gekommen, wieder mit Klo und Bad auf dem Flur, mit Tapeten, die wohl der Opa der nicht mehr jugendlichen Wirtin in seiner eigenen Jugend geklebt haben mochte, mit Türen, die nicht so aussahen, als könne man sie tatsächlich schließen (ging dann aber doch), uralt, einfach, unendlich durchgelegene Sprungrahmen mit genauso verbrauchten Matratzen, ...), aber jeweils eigene Zimmer und basta. All das weiß ich noch, aber ich kann mich an Sandra, an die Person, nicht mehr erinnern, und bisher habe ich von ihr auch noch kein Photo gefunden, obwohl wir doch den ganzen Nachmittag und Abend miteinander verbracht haben.
Zurück zur Strecke: nach dem Flugplatz stieß der Weg auf Castanares, einen Vorort von Burgos und dort auf die Nationalstraße 120, die auch den Titel "Calle del Camino de Santiago" trägt, "Straße des Jakobsweges".
Nach dem fast ländlichen Castanares kamen wir dann in die echten Vororte der Stadt Burgos, sehr herunter gekommene Vororte mit zerfallenen aber immer noch bewohnten kleinen Häuschen, Resten von Industrie, typischen Sachen, wie man sie in solchen verlorenen Orten immer findet: Graffiti (selten wirkliche Kunst, viel Schmiererei, viel verbaler Fekalismus), Satellitenschüsseln, Müll überall, Viedeotheken, Läden mit wenig mehr als Alkohol im Sortiment, die genauso schmutzig aussehen wie die Gasse, an der sie liegen ...
Aber natürlich gab es nicht nur Müll und Dreck, es gab auch ein paar schöne Anblicke, z.B. eine alte Villa direkt neben einer dem Verfall preisgegebenen Fabrikhalle aus lang vergangener Blütezeit, die Überreste eines Flachbaus voller auch sehr kunstvoller Graffiti, schön gepflegte Gärten, ...
Spannend war es, den Weg durch die Stadt zu finden - mehrere Kilometer immerhin, ein Weg, der über kleine Gassen führt, gekennzeichnet durch gelbe Pfeile an Hauswänden, auf den Bürgersteigen, nicht immer leicht zu finden, aber auch in der Stadt war das kein großes Problem, auch wenn es mehr oder weniger im Zick-Zack bis zur Kathedrale ging.
Im Stadtzentrum dann auch einige Hotels, Pensionen und schließlich auch die Pension, die Zimmer für uns hatte.
Nach einer Dusche und einer kurzen Ruhezeit bekamen wir dann erst einmal einen Kaffee in der Bar nebenan und spazierten dann durch die Stadt, in der es arg viele Hochzeiten gab. Für eine der Hochzeiten spielte eine Musikgruppe, alle Musiker gekleidet in Gewändern, die der Historie angelehnt waren und der Chef und Dirigent sah in seinem Gewand aus wie Dracula höchst persönlich. Von ihm musste ich einfach ein Photo haben, leider aber waren immer andere Leute zwischen mir und ihm und bevor ich hätte hin gehen können, war er mit der Hochzeitsgesellschaft im Innern der Kirche verschwunden, also musste ein weniger gelungenes Bild ausreichen:
Tageskilometer: ca. 20 plus 4 oder 5 später beim Stadtspaziergang ;-)
Wetter: warm, sonnig, trocken
Allgemeines: Gut ging's mir, auch wenn die Knie immer noch schmerzten
Anmerkung zum Editieren:
Vieles habe ich wirklich vergessen, an einiges kann ich mich ja dann wieder erinnern, Dracula zum Beispiel, die Situation war wieder vollständig präsent, als ich den Tag rekonstruierte, während andere Sachen völlig vergessen sind und ich mich auch jetzt, nach einigen Stunden, die ich Photos angeschaut, ausgewählt und bearbeitet habe, einfach keine Bilder im Kopf auftauchen, keine Gefühle, keine echten Erinnerungen (so kann ich mich an Sandra wirklich gar nicht erinnern, auch wenn mir wieder eingefallen ist, dass wir an der Pension, in der wir dann endlich wirklich unsere Zimmer fanden, einige Male vorbeigegangen waren und vermutet hätten, sie wäre zu teuer für uns - 15,- € war dann aber doch nicht soo viel ;-)
Und daran, dass ich jenes Photo gemacht hatte, daran kann ich mich auch nicht erinnern, auch nicht wo und wann, wie ich auf die Idee kam, überhaupt hoch zu schauen, ... :
Die Spanierin hatte mir ein paar mal zugelächelt (ja doch, ich ihr auch), während wir uns unterwegs immer wieder begegneten, und beim letzten mal sogar zugewinkt, aber da ich als Luxusmensch ja vor hatte, in den größeren Städten zwei Nächte zu bleiben, um mich in aller Ruhe umschauen zu können, und mir dementsprechend in Burgos gleich eine Pension suchte, würde ich sie wohl nicht mehr wieder sehen, da sie ja in der Herberge wohnte und am nächsten Tag weiter zöge.
Soweit die Zusammenfassung.
Inzwischen habe ich ganz viele Photos gefunden für jenen Tag, also muss ich gleich noch ein bisschen des Tages rekonstruieren auf dass die Photos nicht einfach so allein dastehen (und niemand auch nur einen Funken einer Chance hat, sie zu verstehen), sondern deutlicher wird, was ich versuchte zu photgraphieren (na, zumindest ich weiß es dann wieder ;-)
Also, gleich hinter Agés gab's die berühmte Brücke, die der heilige Juan de Ortega baute, die habe ich auch photographiert, aber brücken hatten wir doch schon einige - und einige kommen noch, nicht von heiligen erbaut aber mindestens genauso anschauenswert. Viel eindrucksvoller fand ich ja auf der Strecke die prähistorischen Sachen bei Atapuerca. (Infos zu Atapuerca, das auch auf der Liste des Weltkulturerbes steht, z.B. hier http://www.spanien-aktuell.com/article.513.html )
Die Steine direkt am Wegrand sind allerdings nicht die echten aus der Steinzeit, sondern das Ergebnis von Versuchen aus der experimentellen Archäologie (Transport solcher Steine mit steinzeitlichen Hilfsmitteln und Aufrichtung - und nein, Däniken hatte nicht recht, man braucht dazu keine UFO-Technik ;-). Ob es inzwischen ein Museum oder die offizielle Möglichkeit gibt, die Ausgrabungen zu besichtigen, weiß ich nicht, wusste ich auch damals nicht, niemand hatte mir etwas sagen können in den Herbergen und auch sonst nicht, ich wusste nur, dass es in Ibeas de Juarros ein Museum geben sollte, das liegt etwa 4 km entfernt vom Weg, wäre also ein Umweg gewsen durch Feld und Stein ohne verlässlichen Weg - vielleicht gibt es Feldwege - und hätte bedeutet, dann entweder wieder zurück zu wandern (also insgesamt 8 km, 2 Stunden mehr) oder aber den Rest bis nach Burgos direkt an der Schnellstraße zu gehen.
Ich verzichtete und kletterte statt dessen direkt auf den Matagrande, einen Berg mit einem kleinen Plateau oben drauf, wo Pilgersleut ein spannendes Kunstwerk basteln, eine Steinspirale, von der ich mangels Flugzeug nur einen winzigen Ausschnitt photographieren konnte:
(etwas größer zu sehen, wenn man auf das Bild klickt, aber einfach kein gelungenes Photo, auf einer Fremdseite habe ich eins gefunden, dass einen etwas besseren Eindruck vermittelt: http://www.rexeis.at/burgos.htm )
Von der kleinen Hochebene des Matagrande ging es zunächst einen höllischen Abstieg hinab, den ich größtenteils rückwärts hinunter kletterte - tatsächlich ist das viel schonender für die Knie, als vorwärts hinunter zu stolpern, dann wieder führte der Weg durch angenehm zu wandernde Landwirtschaftslandschaft bis zur Überführung über die Autobahn kurz vor Burgos. Dort war ich eigentlich auf dem richtigen Weg - es gibt zwei Möglichkeiten - aber aus irgendwelchen dummen Gründen ließ ich mich von einigen Leuten, die felsenfest behaupteten, dieser Weg sei gesperrt, überzeugen, dass der andere Weg, der ja auch nicht wesentlich länger ist, genauso gut sei, vor allem, da ich ein Weilchen mit der spanischen Familie wandern konnte ;-)
Von denen trennte ich mich allerdings schnell wieder, sie waren einfach zu langsam und wanderte alleine bis zum Flugplatz von Burgos, damals eine gigantische Baustelle mit Zäunen abegrenzt, heute vielleicht schon fertig.
Irgendwo zwischen diesen wirklich kilometerlangen Zäunen traf ich dann Sandra - in meinen Aufzeichnungen von damals schrieb ich "ich hätte sie normalerweise nie kennen gelernt, aber auf dem Weg ...", ich weiß, dass wir dann bis nach Burgos hinein zusammen gewandert sind, dass sie auch nach einer Pension suchte, dass wir dann nach einiger, nicht ganz so einfacher Suche doch eine Pension fanden, wo es freie Zimmer gab, zwar etwas herunter gekommen, wieder mit Klo und Bad auf dem Flur, mit Tapeten, die wohl der Opa der nicht mehr jugendlichen Wirtin in seiner eigenen Jugend geklebt haben mochte, mit Türen, die nicht so aussahen, als könne man sie tatsächlich schließen (ging dann aber doch), uralt, einfach, unendlich durchgelegene Sprungrahmen mit genauso verbrauchten Matratzen, ...), aber jeweils eigene Zimmer und basta. All das weiß ich noch, aber ich kann mich an Sandra, an die Person, nicht mehr erinnern, und bisher habe ich von ihr auch noch kein Photo gefunden, obwohl wir doch den ganzen Nachmittag und Abend miteinander verbracht haben.
Zurück zur Strecke: nach dem Flugplatz stieß der Weg auf Castanares, einen Vorort von Burgos und dort auf die Nationalstraße 120, die auch den Titel "Calle del Camino de Santiago" trägt, "Straße des Jakobsweges".
Nach dem fast ländlichen Castanares kamen wir dann in die echten Vororte der Stadt Burgos, sehr herunter gekommene Vororte mit zerfallenen aber immer noch bewohnten kleinen Häuschen, Resten von Industrie, typischen Sachen, wie man sie in solchen verlorenen Orten immer findet: Graffiti (selten wirkliche Kunst, viel Schmiererei, viel verbaler Fekalismus), Satellitenschüsseln, Müll überall, Viedeotheken, Läden mit wenig mehr als Alkohol im Sortiment, die genauso schmutzig aussehen wie die Gasse, an der sie liegen ...
Aber natürlich gab es nicht nur Müll und Dreck, es gab auch ein paar schöne Anblicke, z.B. eine alte Villa direkt neben einer dem Verfall preisgegebenen Fabrikhalle aus lang vergangener Blütezeit, die Überreste eines Flachbaus voller auch sehr kunstvoller Graffiti, schön gepflegte Gärten, ...
Spannend war es, den Weg durch die Stadt zu finden - mehrere Kilometer immerhin, ein Weg, der über kleine Gassen führt, gekennzeichnet durch gelbe Pfeile an Hauswänden, auf den Bürgersteigen, nicht immer leicht zu finden, aber auch in der Stadt war das kein großes Problem, auch wenn es mehr oder weniger im Zick-Zack bis zur Kathedrale ging.
Im Stadtzentrum dann auch einige Hotels, Pensionen und schließlich auch die Pension, die Zimmer für uns hatte.
Nach einer Dusche und einer kurzen Ruhezeit bekamen wir dann erst einmal einen Kaffee in der Bar nebenan und spazierten dann durch die Stadt, in der es arg viele Hochzeiten gab. Für eine der Hochzeiten spielte eine Musikgruppe, alle Musiker gekleidet in Gewändern, die der Historie angelehnt waren und der Chef und Dirigent sah in seinem Gewand aus wie Dracula höchst persönlich. Von ihm musste ich einfach ein Photo haben, leider aber waren immer andere Leute zwischen mir und ihm und bevor ich hätte hin gehen können, war er mit der Hochzeitsgesellschaft im Innern der Kirche verschwunden, also musste ein weniger gelungenes Bild ausreichen:
Tageskilometer: ca. 20 plus 4 oder 5 später beim Stadtspaziergang ;-)
Wetter: warm, sonnig, trocken
Allgemeines: Gut ging's mir, auch wenn die Knie immer noch schmerzten
Anmerkung zum Editieren:
Vieles habe ich wirklich vergessen, an einiges kann ich mich ja dann wieder erinnern, Dracula zum Beispiel, die Situation war wieder vollständig präsent, als ich den Tag rekonstruierte, während andere Sachen völlig vergessen sind und ich mich auch jetzt, nach einigen Stunden, die ich Photos angeschaut, ausgewählt und bearbeitet habe, einfach keine Bilder im Kopf auftauchen, keine Gefühle, keine echten Erinnerungen (so kann ich mich an Sandra wirklich gar nicht erinnern, auch wenn mir wieder eingefallen ist, dass wir an der Pension, in der wir dann endlich wirklich unsere Zimmer fanden, einige Male vorbeigegangen waren und vermutet hätten, sie wäre zu teuer für uns - 15,- € war dann aber doch nicht soo viel ;-)
Und daran, dass ich jenes Photo gemacht hatte, daran kann ich mich auch nicht erinnern, auch nicht wo und wann, wie ich auf die Idee kam, überhaupt hoch zu schauen, ... :
erik-n - 3. Mai, 09:59