Montag, 21. Juli 2014

Ein Traum wie ein Film

In eine Wohn-, Arbeits- und zum Teil auch Lebensgemeinschaft von recht typischen 68ern geriet ein junger Mann (der auch immer wieder ich war). Sehr oft war der "Vater", ein etwas älterer Mann zu sehen, der an einem gigantischen Holzbuddha arbeitete, der allerdings eher wie ein Hanuman aufrecht und schlank dastand und mit Schnitzereien verziert war, die zwar filigran wie ein hinduistischer Tempel Südindiens waren aber nicht figürlich sondern abstrakt. Die Frau arbeitete an kleineren Werken, sie war immer draußen. Da der Buddha eine Ecke des ganzen, im Entstehen begriffenen Hauses war, gab es dort keine Wände, waren Innenraum und das Außen nur duch einen Höhenunterschied gekennzeichnet, drinnen war man im ersten Stock, draußen auf dem Boden.
Der IchjungeMann arbeitete auch, eher am Haus als Schreiner oder Zimmermann. Es gab noch einen zweiten, aber von dem war nicht viel zu sehen.
Die Szenen des künstlerichen Zusammenlebens wurden manchmal unterbrochen von Kommentaren aus dem Off, begleitet von solchen Filmkommentaren.
Das Haus wuchs nur langsam, immer wurde gebaut, geschabt, gesägt, gehämmert, gewerkelt - und dabei gesprochen, über alle möglichen Themen, einmal auch über den Buchladen aus der nahen Kleinstadt, der wohl mal eine Auswahl an Büchern senden würde, so dass man sich Bücher aussuchen und kaufen könnte. Der IchjungeMann war plötzlich sehr aufgeregt, nicht nur wegen der Bücher, auch wegen der jungen Frau die da vielleicht mitkäme - eine konkrete Vorstellung, wer das wäre, gab der Traumfilm aber nicht.
Jahre später zog der IchjungeMann davon, pilgerte, war im R4 unterwegs, traf oft genauso junge Leute, die wie er durch die Welt zogen, eine große Gemeinschaft von Pilgern - das allerdigns nichts mit den drei Buchreligionen zu tun hatte, es ging viel eher um Liebe, Erfahrungen, Weisheit, es waren eher Blumenkindpilger denn religiöse.
Einmal musste der IchjungeMann seine Blase entleeren, er war mitten auf einer Wiese mit seinem Auto, aber rundherum waren andere Menschen und weit und breit keine Toilette, also duckte er sich irgendwo hinter dem Auto und lies laufen - bis plötzlich eine Massenbewegung entstand, alle kamen auf ihn zu, wollte er nicht überrannt werden, musste er sich mit seinem Auto an die SPitze bringen. Das schaffte er auch, fragte aber seine Mitfahrer, wie denn die Massenpanik entstanden sei.
Es gäbe in den nächsten Herberge nur noch ganz wenige Schlafplätze, alles sein ausgebucht, so wurde ihm gesagt. Er blieb stehen. "Na gut, warum sollen wir dann, wie alle, losrennen, um in die nächste oder übernächste Herberge zu kommen, die sind doch bei dem Massenansturm, den wir hier erleben, sofort auch überfüllt. Warum bleiben wir nicht einfach hier und schlafen in dieser Herberge und wandern gemütlich hinter der Massenwelle hinterher, dann haben wir immer Platz.
Der IchjungeMann kam nach einiger Zeit wieder in das Künstlerhaus. Es war größer geworden, der Vater und die Mutter älter, sein Kollege kam auch auf einem Ochsenwagen angefahren. Sie freuten, balgten sich.
WIeder wurde von dem Buchladen gesprochen, er wollte eine Filiale im Künstlerhaus eröffnen, der IchjungerMann sagte, er würde einen Teil abziehen, denn er müsste 10,50 DM für Gesprächstherapie zahlen - ich rätselte einige Zeit, was das bedeuten würde und dachte mir später, dass damit gemeint war, der Laden hätte eine höhere Miete zu zahlen, um die Geldnot des IchjungerManns auszugleichen.
Weiter ging es mit einer Hochzeit, der IchjungerMann und die Frau aus dem Buchladen waren die Vermählten, auch ohne Kirche und Standesamt. Der "Vater" übergab ihnen den Dachboden, auf dessen Hängematte schon viele genächtigt hatten.
Ob wir da wohl unsere Kinder gemacht haben? Fragte der IchjungerMann und blickte auf die Seiten des Gästetagebuches, in dem viele Gäste ihre Dachbodenerlebnisse beschrieben hatten und in dem ein großer Teil frei geblieben war, für den IchjungerMann und seine Herzallerliebste. Aber der Vater antwortete nicht, verwies nur auf spätere Seiten, wo ein recht reicher Unternehmer beschrieb, dass er auf eben jener Hängematte seinen Sohn gezeugt hätte.

Mit Tanz und der Ankunft von einer Gruppe Pilgerfreunden endete der Traum, pünktlich eine Minute vor dem Wecker und begleitet vom Schreien unseres Schreivogels, der jeden Morgen einen Höllenlärm veranstaltet, bis es endlich hell wird.

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