Montag, 21. Dezember 2009

keine Bilder

aus Bethlehem, die Kamera war kaputt und dann auch noch zu Hause vergessen - ein paar Photos aus Jerusalem sind einigermaßen was geworden trotz Objektivschadens, die kommen irgendwann noch einmal ...
Und trotz Kameraausfalls und des daraus resultierenden durchgängigen Gefühls, nackt gewesen zu sein:
Bethlehem und Ramallah sind absolut geil, ich kann mir gut vorstellen, in beiden Städten zu leben - und nein, es ist normalerweise nicht gefährlich, es fühlt sich dort sehr gut und sicher an, trotz der Check-points, trotz der Siedler auf den Bergen mit ihren Utzis und Maschinengewehren, trotz der Polizei überall - auch die palästinensischen Gebiete sind bewohnt von Menschen, die sich irgendwie in ihrem Alltag, dort eben den eines besetzten Landes, zurecht finden müssen und dann sogar noch lachen können dabei und freundlich sein und Spaß machen ...
Und für Israel gilt genau das selbe: die Politik macht die Länder, die Menschen kaputt, aber die Menschen, die ich dort getroffen habe, waren allesamt nett, zuvorkommend, höflich, ...
(na gut, von den Soldaten mal abgesehen, aber ich glaube, deren job ist es, unausstehlich zu sein ...).

Terrorist Erik-n

Israel und zurück mit Hindernissen

„Lass dir auf gar keinen Fall einen Stempel in deinen Pass geben,“ war der kluge Rat, den mir alle gaben, die schon mal in Israel oder Ägypten waren – der Stempel und das Langzeitvisum für Ägypten war ja schon im Pass, dumm gelaufen.

Und natürlich sah die nette, junge, entzückende und vor allem gut gedrillte Kontrollfee vom Israelischen Sicherheitsdienst oder Geheimdienst oder wie auch immer man das nennt, diesen Stempel, verschwand zu ihrer Chefin um die zu informieren, dass da ein offensichtlich verdächtiger Fall vorlag, und eine Verhörprozedur von 45 Minuten nahm ihren Anfang, nach der ich mir selbst kaum noch glauben konnte, klang doch die Geschichte, die ich erzählte einfach viel zu erfunden um wahr sein zu können. Aber davon habe ich am Donnerstag ja schon berichtet.

Viel lustiger aber war es, als ich versuchte, das gelobte Land zu verlassen: Natürlich fiel jenes Ägyptenvisum sofort auf (ist ja auch über eine ganze Pass-Seite geklebt) – natürlich ließ man mir gleich eine gesonderte Behandlung angedeien: Extra-Röntgenmaschine, vor die ich an der Schlange vorbei geführt wurde, der Computer wurde gleich drei mal durchleuchtet (funktioniert aber immer noch, ätschbätsch), dann ab mit dem armen Erik-n in die Extraschlange zur Nachuntersuchung seines Gepäcks. In der Schlange fragte dann der gute Mann hinter mir nach, was ich denn angestellt hätte, dass die Befragung bei der Passkontrolle so lange gedauert habe: Er hatte auch in der Schlange hinter mir gestanden und geduldig warten müssen.
Meine Sonderbehandlung hatte dann den Vorteil, dass ich extra aus der Schlange geholt wurde und nicht warten musste, bis die Reihe an mich käme, immerhin ein Vorteil.
Ich hatte es tatsächlich geschafft, einfach nur mit einem kleinen Rucksack unterwegs zu sein, Handgepäck nur, trotz Kamera und Computer und auf dem Hinweg hatte das ja auch ohne Probleme funktioniert – also ging ich davon aus, dass der Spuk gleich vorbei wäre. Auf die Frage, warum ich denn extra aus der Schlange geholt worden wäre, sagte mir die junge Frau (bei mir waren es immer junge Frauen, bei der Dame nebenan ein junger Mann …), sie hätte mich ausgesucht, weil ich so nett aussähe … nein, weil mein Flug bald ginge (es war spätestens halb neun, der Flieger sollte um 11 starten) – aber nervös hat mich das noch nicht gemacht.
Ganz gemütlich wurde nun der Rucksack ausgepackt, jede schmutzige Unterhose nach versteckten Teilen abgetastet, jedes Teil einzeln untersucht, später auch noch jedes Teil einzeln geröntgt – immerhin konnte ich einen Blick auf das Tele werfen, jede einzelne Linse war afu dem Bildschirm zu sehen – aber nicht genug damit, mit einem Abreibesystem wurde jedes einzelne einigermaßen feste Teil sorgfältig abgerieben, bei Stoff und Ähnlichem ersparte sich die gute Frau die Mühe, funktioniert da wohl nicht.
Besonders spannend waren ja so Sachen wie mein I-Pod, das Telephon oder gar die Fernsteuerung für die Kamera, ein System aus Infarotsender für die Hand und -Empfänger für die Kamera, sehr suspekt, kann man mit so etwas doch bestimmt böse Sachen anstellen, den Piloten auf den Kopf schlagen (es wiegt bestimmt 50Gramm und ist aus Hartplastik) oder es vor der Stewardess auf den Boden werfen, auf dass sie stolpert und sich die Stirn irgendwo anschlägt, lauter Sachen, die ich regelmäßig mache. Warum sie mir aber nicht erlaubten, einfach vorzuführen, wie das Ding in Wirkloichkeit funktioniert, weiß´ich nicht, Mossads Wege sind unerforschlich.
Zwischendurch kam immer mal jemand vorbei um eine Frage zu stellen, in meinem Pass zu blättern (der auch mal eine halbe Stunde lang alleine durch die israelische Sicherheitswelt geisterte und Alarmsirenen heulen ließ).
Irgendwann reichte es nicht, dass meinem Gepäck die Sonderbehandlung widerfuhr, nein, ich durfte sie auch erleben: von einem jungen Mann, kaum der Pickelzeit entwachsen, wurde ich in ein Separé geführt, musste Taschen entleeren (ja, auch gebrauchte Papiertaschentücher werden kontrolliert), Jacke, Gürtel und Schuhe ausliefern, auf dass sie durchleuchtet würden, wurde dann noch einmal mit dem Metallsuchgerät genauestens abgetastet, meine Klamotten wanderten in die Durchleuchtung, ich durfte warten und mich mit dem Spiegel beschäftigen – wurde ich dadurch oder durch den Bewegungsmelder beobachtet, der in der Zelle hing? Nach einiger Zeit kam der junge Mann zurück, vermutlich frustriert, nach einem Wochenende, an dem ich die Schuhe nur von kurzen Schlafphasen unterbrochen getragen hatte, rochen sie sicherlich nicht mehr ganz taufrisch – und der ganze Aufwand wurde weder durch Sprengstofffunde noch die wundersame Entdeckung von panzer- oder menschenbrechenden Waffen belohnt, nicht einmal irgendwelche geheimen Dokumente waren zu finden, auch das wieder eine halbe Stunde erschöpfender, unbefriedigender Schatzsuche.
Aber damit nicht genug, als ich zu meinem Gepäck zurück gebracht wurde, durfte ich das meiste wieder zusammen packen, es fehlten nur Duschgel, Zahncreme, Kontaktlinsenreinigungscreme, insgesamt bestimmt 50 mL halbflüssiger Stoffe, die beim Hinflug auch im Rucksack gewesen waren, abgetastet und für gut befunden. Die drei Teile waren nicht mehr dabei, tragisch, da ich in ganz Kairo noch keinen Optiker gefunden hatte, der mich mit dem entsprechenden Linsenreiniger versorgen konnte. Aber zu meiner Erleichterung durfte ich dann die gigantische Kiste bewundern, in der diese drei Teile gelandet waren und die im Gepäckabteil des Fliegers mitreisen sollte, nachdem ich meinen Namen darauf geschrieben hatte, um sie wiederzufinden, wenn ich ankäme.

where's the bomb?

Diese Kiste durfte ich zwar (mit einem Kugelschreiber) beschreiben, nicht aber aufmachen um einen Blick hinein zu werfen – kurz überlegte ich mir, ganz querulant darauf zu bestehen, dass ich mit Gepäck, das ich nicht selbst gepackt hätte, wohl kaum fliegen könnte, würde man mir doch von israelischer Seite raten, genau das niemals nie zu tun, aber nach 1,5 Stunden, die inzwischen vergangen waren, verzichtete ich gerne auf diese kleine Stichelei, packte nur das, was die Untersuch-Fee schon an Klamotten in den Rucksack gestopft hatte „I tried to pack you lugage as far as possible for you …) wieder aus und untersuchte es ratzfatz, um es dann selbst wieder hineinzustopfen – und sie hatte tatsächlich nur die Klamotten geschafft, Kamera und Elektrik lagen noch neben dem Rucksack, der schon mit Kleidung fast voll genug aussah, aber ich hatte doch alles sehr schnell (unter sehr genauen Blicken des Wachpersonals, es waren zeitweise vier Leute direkt mit mir beschäftigt) wieder systematisch und zufriedenstellend klein eingepackt.
Nun, ich packte, war fertig zu gehen, bekam meinen Pass ausgehändigt und wollte von dannen ziehen, als ich von dem Sicherheitsjüngling dann nicht wirklich freundlich aufgefordert wurde, ihm zu folgen - wieder hatte die Sonderbehandlung den Vorteil, dass ich in keine Schlange warten musste, ratzfatz brachte mich der junge Mann durch den Check-In und führte mich dann zur Abgabe für sperriges und zerbrechliches Gepäck, wo meine Box abgegeben wurde, ohne dass ich die Chance gehabt hätte, sie anzufassen, danach brachte er mich in den Bereich, in dem die anderen Fluggäste nach der normalen, harmlosen durchleuchtung und durchsuchung ihres Handgepäcks ankommen, von da ab durfte ich dann alleine weiter gehen, spanned die Sicherheitsvorkehrungen für den Bereich: zuerst spricht man in ein verstecktes Mikrofon, was weiß ich nicht, das hat der gute Mann so geschickt gemacht, dass ich keine Zeit hatte, etwas mitzukriegen, dann wird die Ausweiskarte durch den Leser gezogen und zuletzt der Finger auf den Fingerabdruckscanner gelegt, alles unter den Augen eines weiteren Wachmanns, der die Türanlage nicht aus den Augen lässt. Nachdem die Tür sich geöffnet hatte, wurde ich hindurch geschickt und endlich meinem Schicksal überlassen – ich hatte nun ganz sicher keine Gelegenheit mehr, irgend etwas böses anzustellen – aber einen Kaffee konnte ich dann doch noch trinken, bevor das Boarding anfing.
Alles in Allem hatte der israelische Sicherheitsdienst ungefähr 1,5 Stunden gebraucht, mit mir fertig zu werden, um dann frustriert feststellen zu müssen, dass ich zwar sicherlich ein ganz ein schrecklicher Untäter bin, mir aber leider nichts zu beweisen war – und auf meine Frage, was denn das Problem gewesen sei, wurde ich nur rüde aufgeklärt, laut IATA sei das Mitführen jeglicher Flüssigkeiten verboten und ich hätte mich dem widersetzt – wahr ist, dass IATA nur Empfehlungen aussprechen kann und dass die entsprechende Empfehlung lautet, dass Flüssigkeiten in Behältern für jemals nicht mehr als 100 ML Füllmenge erlaubt sind, die in einem durchsichtigen Plastikbeutel mitgeführt werden sollten.
OK, ich gebe ja zu, ich hatte jenes Duschgel dabei, die Creme für die Kontaktlinsen und Zahncreme, jeweils winzige Verpackungen allesamt weit unter 100 ML und ich Gewaltverbrecher hatte sie nicht im Plastikbeutel – aber es wäre egal gewesen, ich hatte ein falsches Visum im Pass und war mehrmals in den palästinensisch verwalteten Gebieten gewesen, hatte dort die Folgen menschenverachtender israelischer Politik gesehen, hatte mit Palästinensern gesprochen, war sogar durch den Container-Checkpoint gekommen, der eigentlich nur Palästinensern vorbehalten ist (und das, lieber Mossad, ohne, dass dort jemand meinen Pass kontrolliert hätte, schon klar, dass ihr das mitbekommen habt, aber lächerlich ist euer Verhalten dann doch, nicht wahr?)

OK, genug.
Bei Gelegenheit werde ich dann wieder berichten, dass sowohl Israel als auch die palästinensischen Gebiete wunderschön sind, dass in beiden Gebieten nette Menschen leben, dass beide mehr als nur eine Reise wert sind – beide wohlgemerkt, schade nur, dass die offizielle israelische Seite sich mit Aktionen wie der hier geschilderten Willkür selbst weltweit lächerlich macht, schlimmer noch, sich viel schlimmer nach Außen präsentiert als die Menschen im Innern wirklich sind, abgesehen von wenigen extremen Idioten, die es ja bekanntlich überall gibt, in Deutschland genauso wie in der ganzen Welt und genauso wie in Israel oder den palästinensischen Gebieten. Bedauerlich, dass manche Staaten die Außendarstellung den Idioten stärker überlassen als den vernunftbegabten Einwohnern.

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