Freitag, 27. November 2009

Opferfest

Hier stelle ich jetzt einfach mal einen Text online, der in den letzten zwei Tagen entstanden ist, dazu ein paar Bilder, die letzten von heute Morgen:

Schlachtefest sagen sie alle, früher fand' ich das unpassend, erwarten wir doch auch, dass man unser Weihnachten nicht „Geschenkewahnzeit“ oder „Karpfenfrestag“ nennt. Und in zehn Jahren Türkei war ich durchaus in der Lage, die Augen vor dem Schlachteritual zu verschließen – es findet, zumindest im Istanbul moderner Zeiten, nicht mehr mit dem stumpfen Frühstücksmesser auf dem heimischen Balkon sondern in speziellen Einrichtungen statt, wo nicht mehr der Familienälteste das Opfer dahinmetzelt, sondern ein geübter Metzger, der nicht blind auf den Hals des armen Viehs einsticht in der Hoffnung, es irgendwann o schwer zu verletzen, dass es das Zeitliche segnen möge, sondern jemand, der professionell weiß, womit, wo und wie er zu schneiden hat, auf dass das Tier möglichst schnell und ohne Komplikationen stirbt. Genau wie daheim in deutschen Gefilden geschieht das eigentliche Schlachten nicht mehr öffentlich statt sondern vollzieht sich hinter vershlossenen Mauern, das Blut fließt unsichtbar, guten Gewissens können wir uns den Luxus leisten, beliebig viel Fleisch zu essen ohne uns vergegenwärtigen zu müssen, wer wie unter welchen Umständen unser Essen erschossen, erschlagen, aufgeschlitzt, erstickt, bei lebendigem Leib geköpft, in kochendes Wasser geworfen oder wie auch immer umgebracht hat, wie auch in Deutschland sieht man in Istanbul auch während des Opferfestes kein Blut auf der Straße, keine dampfenden Eingeweide (auf denen sich dann auch ratzfatz Fliegen tummeln), keine Äxte, die, von kräftigen Männerarmen geschwungen, das Rückgrat eines schon halb zerlegten Ochsen zerteilen, kann nicht in die großen, traurigen braunen Augen der Kuh vor dem Metzgerladen nebenan schauen, die zwar nicht mehr ganz Kalb ist, für ein erwachsenes Tier aber noch nicht alt genug, die zwischen Artgenossen steht mit dem Blick auf die immer weniger werdenden Überreste seines Geschwists, das eigene Schicksal direkt vor Augen, wie in Deutschland auch riecht man nicht jenen sehr deutlichen Geruch kalt werdenden Bluts, hört man keine Schafe blöken, kein Muhen in den Straßen, kein Ziegengemecker.

Opferfest 01
(Transport eines künftigen Opfers)

Hier in Kairo füllt sich die Stadt mit künftigen Opfern – morgen fängt das Opferfest an, überall wo sich ein wenig Platz findet, warten Schafe, Ziegen und Kühe auf ihre Käufer, bei den Metzgern werden zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, die Tiere zu schlachten, das Fleisch zu zerteilen – unter freiem Himmel, da, wo gestern noch Fußweg war, wo Autos parkten, wo vor der Baulücke ein Obdachloser sein Kartonlager aufgebaut hatte. Die Verkaufsfläche so eines Ladens verdoppelt sich auf dieser Weise, verdreifacht sich, wächst ungemen an – überall hängen Tierhälften oder -Viertel, ohne Haut natürlich, ohne Eingeweide, fertig für die Küche, die Gefriertruhe, das große Essen morgen und die folgenden Tage – die Läden sind voll, ständig wird Nachschub gebracht und ständig wird verkauft und trotzdem bilden sich Schlangen von wartenden Kunden. Und noch bevor das eigentliche Fest anfängt kann man es schon riechen mancherorts, sieht es überall in der Stadt. Im Augenblick weiß ich gar nicht, ob ich überhaupt noch gespannt bin darauf, was hier geschehen mag oder ob ich es nicht eher fürchte.
Aber egal, ertens bin ich hier, weil ich ja das Neue, Fremde, Ungewohnte kennen lernen wollte, zweitens sollte ich meine faule Doppelmoral wieder in die Ecke sperren, wo sie hingehört, bin ich doch, wie die meisten, hemmungsloser Karnivore, liebe erklärtermaßen mein Jägerschnitzel und meine Currywurst einmal im Jahr, vorzugsweise das Schnitzel mit den fiesen fettigen Bratkartoffeln von Anni in ihrer genialen Eckkneipe in Köln, wo ich schon Ewigkeiten nicht mehr war, liebe Fleisch in ganz verschiedenen Zubereitungen, sogar gelegentlich roh, mache mir keine Gedanken darüber, unter was für Umständen die Hähnchen dahinvegetieren, die ich als Braten, als Wurst, als Köfte, als Döner und sogar im Salat verschlinge, denke nie darüber nach, dass die auf wirklich grausame Weise ermordet werden in den Fabriken überall in der Welt, ganz egal ob hier im Norden Afrikas oder im Norden Europas und, endlich, drittens, habe ich hier, wie das ab und an bei mir vorzukommen beliebt, ein wenig übertrieben, raubt mir der Blutgeruch doch keineswegs den Schlaf, höre ich doch das Schreien gemarterter Kreatur bisher eher nur in meinen Träumen, nicht jedoch real und musste ich auch noch nicht Zeuge einer öffentlichen Schlachtung auf der Straße werden (ja, zugegeben, die Reste habe ich im Vorbeigehen schon gesehen, aber wenn ich mich an meinen Besuch damals im städtischen Schlachthof daheim in hessisch Sibirien erinnere, ist alles das, was ich hier bisher gesehen, gehört, gerochen, geahnt habe, harmlos im Vergleich zu jenem Ort, der meinen Vater damals zum Alkoholiker machte, den ich glücklicherweise nur einmal in meinem Leben betreten musste, an einem Samstag, wo nicht geschlachtet sondern nur aufgeräumt wurde.

Opferfest 02

Interessant ist das schon, dass wir inzwischen ganz und gar keinen Bezug mehr haben zu dem, was wir essen. Würden sich unsere Gewohnheiten ändern, wenn wir selbst erlegen müssten, was dann abends auf dem Tisch steht, wenn wir das Schwein erst erschießen und dann seine Halsschlagader öffnen, wenn wir dem Huhn den Kopf abhacken müssten? Würde ein „Schlachtefest“, wo jeder selbst das egiene Essen umbringen müsste, irgendetwas verändern?

Inzwischen ist ein Tag mehr vergangen, ich hatte mehr Gelegenheit, herum zu schauen, zu staunen, die Menschen nicht zu verstehen ... Heute ist der erste Ferientag, keine Ahnung, ob das offizielle Opferfest schon angefangen hat oder ob es heute Abend anfängt oder Morgen oder überhaupt. Den ganzen Tag schon tobt der Bär in der Stadt – und nicht alleine, er hat zum Spielen all seine motorisierten zweibeinigen Freunde mitgebracht, die sich jetzt auf den Straßen vergnügen. Und der Straßenverkauf von Opfern geht weiter: Irgendwann im Laufe des Morgens sind sie wieder aus ihren irgendwo in der Stadt versteckten Nachtquartieren wieder aufgetaucht und stehen wieder am Straßenrand, die kleinen Schafherden hauptsächlich, Rinder gibt es weniger direkt am Straßenrand, die versammeln sich an speziellen Verkaufsstellen. Und aus dem rasenden Verkehr hält plötzlich eins der alten Taxis, zwei, drei Männer steigen aus, betrachten mit Kennermiene die Schafe, suchen sich zwei aus, die dann auch flugs zum Taxi gezerrt werden (an einem Beim brutal gezerrt, jawohl ja) und mit zusammen gebundenen Beinen in den Kofferraum gesperrt werden – und so'n alter Fiat hat nicht gerade einen luxuriösen Schafststall als Kofferraum, man muss froh sein, wenn man ein, zwei Koffer hinein bekommt. Und der Kofferraumtransport ist das normalste der Welt zur Zeit in Kairo – ich habe es allein auf meiner Straße gleich an drei verschiedenen Stellen gesehen, ich wage nicht mir vorzustellen, was alles in den Kofferräumen all der Autos verborgen ist, die hier und heute unterwegs sind ...

Opferfest 03


Und ja, ich bewerte das alles aus meiner westeuropäischen städtischen Perspektive heraus, halte das für Tierquälerei, verstehe ganz und gar nicht, ass hier tatsächlich viele viele Menschen diesem Brauch folgen, der mir nur noch fremd anmutet, aus vergangenen Zeiten übernommen, die doch schon lange vorbei sind. Ich halte das für nicht mehr zeitgemäß, finde es barbarisch, kulturlos obwohl ich doch gleichzeitig weiß, dass meine Werte, meine Vorstellungen von gut und falsch, meine Ideen und meine Sicht auf die Welt eine sehr spezielle ist, aus einer Kultur heraus, die sicher nicht besser ist als andere, anders zwar, mit anderen Grundlagen, einer anderen Geschichte, aus einer ganz anderen Ausgangsposition heraus.
Steht es mir zu, einen Brauch schrecklich zu finden, der in einer ganz anderen Kultur verankert ist, so wie in der unsrigen das Abendmahl mit Worten wie „Dies ist mein Leib ... Dies ist mein Blut“ und jenem berühmten Gimmik des Katholizismus, urch den sich beim Klingeln eines Glöckchens tatsächlich das Brot in Jesu' Fleisch, der Wein tatsächlich in sein Blut verwandeln (so wurde mir zumindest aus gut unterrichteter katholischer Quelle berichtet) oder eben ganz andere Sachen in ganz anderen Kulturen?
Andererseits aber frage ich mich, ob es nicht doch universelle Werte gibt, Werte, die über kleinen Kulturdifferenzen stehen, Werte, die für jeden und alles gelten – und die sich eben nicht aus unserer westlich christlichen Vergangenheit ableiten – eben allgemeingültige Werte und Ideen. Und welche sind das, wie lassen sie sich finden, beschreiben, wie wäre damit umzugehen, dürfte ich, wenn ich sie kennen würde, ich nicht aus meiner christlichen Herkunft heraus urteilte sondern auf Grundlage der universellen Ethik, dürfte ich dann über eine Kultur, egal welche, so etwas sagen wie „das ist doch grausam“ oder „das ist ekelig“. Zweites sicher nicht, ekelig ist sowieso nur einfach ein sehr persönliche Angelegenheit, sogar kulturunabhängig, ich finde Spinnen ekelig, die kleine Sophia letztens beim Ausflug findet sie süß, mir wird übel, wenn ich an einen gefüllten Schweinsmagen denke, ein ehemaliger Bundeskanzler ist bekannt dafür, gerade solche Sachen bevorzugt verspeist zu haben („und sagt das etwas über seine Qualitäten als Politiker?“ fragt gleich wieder der verquere Moralist in mir und setzt auch gleich zu einer Verdammung dieses Herren an, den ich mir tatsächlich sehr gut in der Hölle vorstellen kann, zumindest aber im Gefängnis, den ich im Himmel ganz und gar nicht sehe, aber das ist eine ganz andere Frage).
Tierquälerei müsste doch ein universeller Begriff sein, klar umrissen, genauso wie „unmenschlich“ oder „grausam“ oder „brutal“, frei von kulturellen Vorurteilen, ganz logisch und für alle Menschen gleich bedeutend.
Egal. Ich ruhe nicht in einer solchen universellen Ethik, einer allgemein gültigen Philosophie (habe von der doch auch gar keine Ahnung), einem religions- und kulturunabhängigen Wertegeflecht, nein, ich bin einfach nur ein hundsordinärer Deutscher, der aus Hesssch Sibirien in die weite Welt gezogen ist und diese nun aus großen, aber eben auch hessisch sibirisch geprägten Augen heraus bestaunt und sich seine provinziellen Gedanken dazu macht.

Opferfest 04



Wexl – neues Thema neues Glück oder so.
Und als elender Voyeur, der ich bin, bin ich ständig auf der Suche nach dem neuen, Berichtenswerten. Habe ich schon einmal die Fliegen erwähnt, die hier unterwegs sind? ch weiß nicht warum, aber diese blöden Viecher sind hier einfach hemmungsloser als daheim in unseren nördlicheren Gefilden, setzen sich dreist auf meine Nase und ignorieren pusten, kopfschütteln und rühren sich auch nach leichtem Wedeln der Hand vor der Nase kaum von der Stelle – würde man sich die Nase platthauen, wären sie wohl mit hin, wie die Nase Matsch, aber wer will schon eine matschige Nase im Gesicht? Und de Fliege würde im Zermatschen wohl noch fies vor sich hin kichern, so wie die sich hier aufführen. Glücklicherweise muss es kein schwerer Schlag sein, der die Fliegen verjagt, es reicht, wenn man dem Vieh mit der Hand auf die Pelle rückt, so nahe kommt, dass man sie im nächsten Moment einfach mit einem Muskelzucken eingefangen hätte, aber diese Anstrengung verlange sie schon uns, nicht nur von mir übrigens, as habe ich überprüft, an meinen vergammelten Ausdünstungen liegt es wohl doch nicht, die eine Fliege, die es überall gibt, bei mir im Zimmer gestern, im Lehrerzmmer, in meinem Büro (ja, das habe ich hier, teile es mir mt der Verwaltungscheffin der Schule), im anderen Lehrerzimmer, im Schulbus, n der einen Klasse, diese einsamen Kämpfer jeweils, Einzelkämpfer vielleiccht, die die anderen Fliegen einfach so aus ihrem Revier vertrieben haben und schließlich einsam sich auf's Leuteärgern verlegt haben, diese ekligen Störenfriede machen sich offensichtlich einen Spaß daraus, von einem Opfer zum nächsten zu fliegen und wirklich jeden im Raum ene Zeit lang zu foltern ...

Aber von den Fliegen wollte ich doch gar nicht erzählen, eher von den Essproblemen der Ganzverschleierten, die ich jetzt endlich mal beobachten konnte, ausnahmsweise sogar ganz aus Versehen, ich ließ den Blick schweifen, ganz ohne Starren und plötzlich war da jenes Stück Stoff hochgehoben und darunter ein Gesicht im Profil, in das en Bissen geschoben wurde, ehe der Vorhang wieder herunterklappte und die Sicht auf as arg blasse Gesicht wieder abgeblockt war.
Nein, ich verstehe es nicht, verstehe nicht, wie Menschen sich das antun, angeblich gibt es ja Frauen, die das freiwillig machen, genauso wenig verstehe ich, wie es Menschen geben kann, die das anderen antun, indem sie sie dazu zwingen.
Und wenn es wirklich einen Gott gäbe, der erst Leute erschuf und dann so bedauernswert mikrig wäre, den Leuten zu verbieten, diese Schönheit zu sehen, wäre das der perfekte Beweis dafür, dass es Götter nicht gibt, so armselig und bemitleidenswert kann kein Gott sein, der in irgendeiner Art und Weise meine Achtung oder gar Anbetung verdient, diese Ideen der Verschleierung sind eindeutig Menschenwerk.

Und das letzte Thema für heute ist mein Schulbusfahrer: der Schulbus ist ein typischer Minibus, sowas, wie es damals mit dem VW-Bus anfing und was heute in allen möglichen Varianten in der ganzen Welt unterwegs ist und Menschen von A nach B bringt, zurück und nach C sogar auch noch. Und die Busse, die für meine Schule fahren, sind allesamt n9cht alt sondern hochmodern, haben sicher schon ein paar Kilometer gesehen, haben aber nichts, ganz und gar nichts mit en fahrenden Beulen zu tun, die auf den Straßen hier den öffentlichen Nahverehr darstellen: Unsere Busse snd gepflegt, machen einen sicherenn Eindruck, schaue zuverlässig aus – und aussehen sehen die Fahrer auch so aus, es gibt gewisse Regeln was Kleidung und Auftreten angeht. Aber ein Michael Schuhmacher kann sich sicher auch gepflegt anziehen, sein Fahrstil mag auch der Rennpiste und dem speziellen Fahrzeug mit einer Menge an Sicherheitstechnik entsprechen, auf einer stark befahrenen Straße und mit 15 Kindern als Ladung ist es ganz und gar nicht angebracht, zu schneiden, mit Vollgas bis auf CM auf den vorausfahrenden aufzufahren, statt abzubremsen Hupe und Lichthupe zu benutzen, wo besonnenere Fahrer gar ncht erst auf 100 km/h beschleunigen würden, ist doch schon in dem Kreisel, in dem die wahnsinnige Beschleungung beginnt klar, dass nur Sekunden später weder abzubremsen ist, weil es durch die Schlaglöcher (die auch gestern schon da waren, vor einer Woche schon, vor einem Jahr schon, die der Fahrer lange schon kennt), weil es allerhöchstens in Schrittgeschwindigkeit durch diese Schlaglöcher geht. Aber mit diesem Schock gibt sich unser Schulbuskamikaze ncht zufrieden: 200 m hnter den Schaglöchern kommt der Abzweig nach links. Genug, um wieder Gas zu geben und den LKW locker rechts zu überholen, der schon fast am Abzweig ist, natürlich nicht ohne Einsatz von jedem einzelnen PS des Motors, der Hupe, sämtlicher Lichter und verbissenem, mordbereitem Geschtsausdruck, um den normal schnell fahrenden Bus auf der rechten Seite an den Rand zu zwingen. Vor dem LKW wird dann natürlich mit quietschenden Bremsen in die Kehre gefahren, nur um da den rechts fahrenden Bus zu übreholen, ehe es rechts abzubiegen gilt – in Deutschland innerhalb von einigen Sekunden mehrere Fälle schwerer Nötigung, heftigster Geschwindigkeitsübertretungen, rechtes Überholen, gefährlicher Eingriffe in den Straßenverkehr, ... und das alles, weil wir heut Morgen offensichtlich zu früh waren – die Straßen waren noch zu frei, wir haben eine Rekordzeit hingekriegt (und die beschriebene Sequenz war nur ein Bruchteil der ganzen Strecke, von denen alle 100 Meter für einen zweijährigen Führerscheinentzug ausgereicht hätten)
Ich bin ja n er Regel ein umgänglicher Mensh, aber wenn der gute noch einmal so fährt, werde ich ihn nicht nur bitten, langsamer zu fahren (was natürlich gar nicht fruchtet), sondern mich enfach direkt beim Chef beschweren, der sowieso der Meinung ist, dass bei den Busfahrern ein Exempel statuiert werden muss, weil ie alle zu schnell fahren. Die Fahrt heute Morgen hat für eine Entlassung voll und ganz ausgereicht.


Zum Abschluss noch eine kleine Anmerkung noch einen Tag später, inzwischen hat es tatsächlich angefangen, das Zuckerfest, inzwischen ist der Blutfluss tatsächlich an meinem Haus vorbei geflossen, nicht weil jeder vor der Haustüre irgendwelche Opfer umgebracht hätte, sondern weil beim Metzger um die Ecke viele viele Tiere getötet und zerlegt wurden, die die Leute brachten oder vor Ort (noch lebend) gekauft hatten und sie dann vom Fachmann töten ließen, inzwischen habe ich eine Schächtung selbst beobachtet, auf dem kleinen Schlachtplatz vor einem dieser Metzgerläden, eine öffentliche Tiertötung, die lange nicht so brutal aussah wie man sich das vorstellt, wenn man davon hört und nicht weiß, um was es geht, die aber trotzdem nichts ist, was ich gerne sehen möchte und die nach wie vor weltweit sehr umstritten ist weil die einen sagen, es sei ganz harmlos, das Tier spüre von einem gut geführten Schnitt mit scharfem Messer gar nichts und sei in Sekunden tot, die anderen sagen, trotzdem sterbe das Tier einen Erstickungstot, weil das Hirn ja nicht mehr mit Blut und somit auch nicht mit Sauerstoff versorgt sei, einen Erstickungstod verbunden mit der entsprechenden Panik ...
Ein interessantes Thema ist das, wobei doch das Opferfest an sich noch ganz andere Dimensionen hat, über die ich hier gar nicht geschrieben habe, geht es dabei doch um die alte Geschichte des Vaters, der seinen Sohn zu opfern bereit ist, weil sein Gott ihm das aufgetragen hat (war das nicht der alte Abraham? Und was für Archkriecher versuchte sich da der alttestamentarische Gott heranzuzüchten? Was für ein mickriger Geist mag wohl in so einem Gott stecken, der seinen Anhängern so absurdes an Arschkriecherei abverlangt?), geht es doch um den ururalten Brauch der Opferung, der Gabe von etwas Wertvollem um einerseits den Glauben zu zeigen und andererseits von seinem Gott, seinen Göttern irgend etwas zu erbitten oder sich für etwas zu bedanken.
Und im Islam hat sich das dann noch ein wenig gewandelt, ist zum Ritual geworden, bei dem heutzutage zu einem bestimmten Termin geopfert wird, je nach Einkommen mehr oder weniger, ein größeres oder kleineres Tier (das Ganze stammt aus einer Zeit, als die Tierhaltung noch lebenswichtig und zentraler Inhalt des Alltags war, heute würde ein entsprechend moderner Gott vielleicht ein technisches Spielzeug fordern, für die weniger gut verdienenden ein schickes Handy, für die besser gestellten müsste es schon ein Mercedes sein und die, die richtig Geld haben, dürfen dann einen Jumbo opfern oder jenen neuen Airbus A300 oder wie das dicke Teil heißen mag), es wird also ein Tier geopfert und - den Aspekt sehen wir im Westen ja nur selten - das Fleisch des Tieres wird nicht egoistisch selbst aufgegessen, nein, nach bestimmten Schlüsseln wird ein großer Teil des Fleisches an bedürftigere Verwandte verteilt und ein ebenso großer oder gar größerer Teil an bedürftige Fremde - das Opfer stellt also nicht nur ein blindes Gehorsamszeichen gegenüber einem willkürlichen Gott dar, sondern hat auch wichtige soziale Aspekte (vor allem wenn man bedenkt, dass das Ofper jederzeit möglich ist, sich also nicht nur auf das Opferfest beschränken muss, wo es heutzutage extrem gehäuft auftritt)
Ok, ich fange wieder an zu schweifen. Genug für heute, ich muss hinaus in die Welt

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