Donnerstag, 30. April 2009

Arbeitssuche

... und wenn's nicht klappt mit 'nem neuen Lehrerjob, werde ich eben Netzangucker, is ein schicker Job, der steht mir ...

(Diesmal gibt's ein geklautes Photo, hat Hülya gemacht am Sonntag und ganz lieb um Erlaubnis gefragt, ich sagte, sie könne die gerne hochladen, wenn ich darauf nicht zu fett sei - und vorsichtig, rücksichtsvoll, wie sie ist, hat sie das für bare Münze genommen und mir extra noch dazu geschrieben, dass sie sie sofort löscht, wenn ich irgend eine Kleinigkeit einzuwenden habe ... - ich glaube, manchmal verstehen die Leute hier nicht, wann ich Witze mache und mich selbst veräppel und wann ich etwas ernst meine )

Leute

Jakobsweg - 30.04.2008: Najera => Santo Domingo de la Calzada

Wieder hatte ich einen sehr frühen start geschafft - aufgewacht vom geraschel, als irgendwer packte und ging, also habe ich selbst die wenigen letzten sachen in den schlafsack geworfen, den und den rucksack genommen und bin in den vorraum geschlichen, wo schon hochbetrieb herrschte (z.b. der kurzhaardeutsche und sein gespons waren dort, haben sich mit ungedämpfter stimme unterhalten, während doch die lärmende schulklasse, von der man in der ganzen nacht nichts gehört hatte, so eine störende zumutung war). Zähne putzen, anziehen und rucksack packen dauert ja nur minuten - aber draußen war es dunkel - der halbnazi und co waren schon weg, mit taschenlampen, ich beschloss einfach, so lange zu warten, bis es einigermaßen hell wäre und rauchte schon mal eine gutenmorgenzigarette im dunkeln draußen vor der tür - spannend, vor sonnenaufgang habe ich mich noch nie so oft im freien aufgehalten wie hier, natürlcih immer wieder mal auf dem weg zur arbeit, aber nicht im urlaub, und das hier war ja so etwas wie urlaub.
später dann doch los gewandert, in tiefer dämmerung, lange vor photographierzeit, aber außer landschaft war da ja auch nix (das erste photo laut kamerauhr, die normalerweise stimmt, um 6.59 und das nach mindestens 15 minuten wanderschaft, für meine verhältnisse war ich also tatsächlich tief tief in der nacht aufgestanden).
Aber es hat schon was, ganz allein durch einen wald zu stapfen, während die sonne sich anschickt, demnächst aufzugehen, niemanden zu hören, niemanden zu sehen bis auf ein paar vögel oder anderes kleingetier. Die Stimmung, die Entwicklung des Lichts, die Ruhe, ... sind schon toll, aber als ich den hügel auf die ebene hinauf geklettert war, wurde es einfach nur noch eklig kalt, wehte mir doch ein heftig kühler wind ins gesicht - und vor allem auf die knie, was nicht gerade gut tat.
 morgens früh

Am weg gab es nur zwei dörfer (also nur zwei möglichkeiten für einen kaffee), vor dem ersten gab es dann ein wirklich lustiges bild: eine schick angezogene frau kam aus dem einen haus noch weit vor dem dorf und ging dann richtung dorf mit der eben aufgehenden sonne im rücken (spannend, jenes bild entstand um 8.00 uhr, sonnenaufgang war um 7.13, wie ich gerade im internet recherchiert habe, um was für uhrzeiten es sich damals handelte, habe ich dann jetztt doch nicht mehr im kopf, ich weiß nur, dass es manchmal unverschämt früh war).
Leute

Im dorf gab es dann in der bar wirklich einen kaffee (ich weiß tatsächlich nicht mehr, ob es in der herberge jemanden gab, der mir einen kaffee gekocht hatte oder nicht, ich weiß nur noch, dass es kein frühstück gab dort und dass ich mich selbst versorgte, aber soweit ich weiß, hatte ich noch keinen löslichen kaffee im gepäck, den fand ich erst später). ich saß mit zwei wahnsinnig netten kanadiern an einem tisch, die dann wieder vor mir weiterzogen und die ich dann nie wieder mehr sah. es kam auch eine gruppe von karabinieri für den pausenkaffee, und ja, die eine junge polizeifrau sah richtig gut aus, in meinen verwirrten augen, so gut, dass wir drei chauvinisten-pilger überlegten, ob wir nach einem photo fragen müssten oder es heimlich machen müssten, handelte es sich doch um polizisten und bei uns allen drei offensichtlich um leute, die automatisch ein schlechtes gewissen haben, sobald sie die staatsgewaltige uniform vor augen haben ... wir waren dann der meinung, fragen sei nicht opurtun, vor allem, nachdem der eine herr in uniform so bärbeißig aussähe ...
Bergangst

nach der pause ging es dann gemütlich weiter. die landschaft war angenehm, hügelig zwar, nicht zu langweilig eben, aber ohne übertriebene steigungen oder noch schlimmer abstiege, mit heftig roter erde und steinen, landwirtschaftsfläche im allgemeinen. ich genoss das wandern ganz allein, immer wieder mit musik auf den ohren, aber nur so leise und nur in einem ohr, so dass ich die geräusche um mich herum, das windpfeifen also, aber auch den einen oder anderen vogel, grillen und was sonst noch unterwegs war, hören konnte. vor allem bei den pausen, wenn ich also selbst keine geräusche machte, nahm ich den stöpsel aus dem ohr und genoss die stille um mich herum.
inmitten der wanderung dann eine erneute begegnung mit jenen wesen, die so typisch für den Jakobsweg waren, wie ich ihn auch erfuhr:
Pilger
eine ganze herde wandert bedächtig in einer richtung, die einzelnen folgen einfach nur der richtungsvorgabe, die sie vorfinden und gehen einfach nur so vor sich hin, genau so, wie wir "Pilger" das mit den gelben pfeilen taten: während ich sonst meine wege selbst finde und bestimme, folgte ich hier tatsächlich seit 10 tagen einfach nur gelben pfeilen, die wer auch immer gemalt hatte, verzichtete völlig auf eigene orientierung, hatte auch gar keine brauchbare karte dabei, ich wusste nur ganz grob die allgemeine richtung (immer nach westen eben), aber mehr auch nicht, sondern vertraute darauf, dass meine gelben pfeile, meine unbekannten hirten also, mich sicher zur nächsten herberge geleiten würden ... (allerdigns war ich, im gegensatz zur herde, allein unterwegs, mein hirte hatte sich etwas abstrakter um mich gekümmert als dieser konkrete schafshirt hier, indem mein hirt eine gruppe von freiwilligen war, die in ganz spanien jene gelben pfeile gemalt hatten, die dann auch je nach umgebung eine eigene handschrift aufwiesen, der eine hatte an jeder ecke besonders herausragende fleckchen gesucht, seinen pfeile anzubringen, der andere hatte mechanisch seine pfeile auf den boden gemalt, drei meter hinter der kreuzung, der nächste hatte übervorsichtig vor jeder kreuzung gleich drei pfeile gemacht, damit ich meinen weg auch wirklich nicht verfehlte ... abstrakt betrachtet war ich also zum schaf geworden in einer abstrakten, gigantischen herde, auch wenn ich gerade niemanden konkret sah, so waren meine mitschafe doch alle genau so wie ich auf dem rechten weg, solange wir unserem gelben hirtenpfeil folgten ... (wobei ich mich verwehre, dieses gleichniss als inhaltsgleich mit dem biblischen hirten zu sehen, denn den biblichen hirten, das biblische schaf, gibt es für mich nicht, sorry, es geht einfach nur um das prinzip des weges, um den prozess des sich selbst schafierens, des sich auslieferns an einen festgelegten weg, ...)

aber neben solchen gedanken war ich denn auch noch in der lage, mich in der photographie zu versuchen, eins der lieblingsthemen auf dem weg war "der pilger" - der ich ja auch selbst geworden war, sofern ein pilger ohne religiösen hintergrund möglich ist. also gibt es imemr wieder photos von pilgern in allen möglchen formen:
anderer Pilger


Ansonsten wanderte ich recht zügig bis nach Santo Domingo de la Calzada, wo ich dann auch noch sehr früh ankam und wo ich überlegte, noch ein dorf weiter zu wandern, wobei aber nicht sicher war, wo es die nächste herberge gäbe.
und nachdem ich die herberge im alten kloster gesehen hatte, war ich auch froh, dort einzukehren: einfache betten - keine etagenbetten - jeweils vier davon in einem séparée (diesmal habe ich tatsächlich die rechtschreibung bei dudens nachgeschaut ;-). diese séparées waren durch holzwände von einander getrennt, so dass fast so etwas wie viererzimmer entstanden. außerdem gab es dann neben jedem bett tatsächlich noch so etwas wie einen eigenen schrank - den allerdings niemand wirklich benutzte, war doch klar, dass alle morgen wieder weiter zögen.
beim einchecken lernte ich dann helmut kennen, italiener, der muttersprachlich deutsch und italienisch spricht und den ich für einen schweizer hielt (helmut ist ja auch nicht unbedingt der name, den man sich als typisch italienisch vorstellt ;-).
gemeinsam zogen wir durch die stadt und beschlossen, abends gemeinsam zu kochen. Ein lustiger nachmittag wurde das, mit viel schwätzen und lachen (und abends dann noch eine koreanerin mitbekocht, die sich unbedingt mit dem abwasch revanchieren wollte, durfte sie dann auch gerne ;-)
william ist mir dann auch noch einmal begegnet, der Amerikaner aus Barcelona, der wegen seines jobs zurück nach Barcelona musste. schön das.

kilometer: gerade mal 22
wetter: sonnig, kühl, heftiger gegenwind
allgemein: prima ging's mir, auch wenn die knie nach wie vor schmerzten

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