Sonntag, 19. April 2009

Jakobsweg - 19.04.2008: Istanbul => Saint-Jean-Pied-de-Port

zwanzig jahre war es ein traum: als ich zum ersten mal tatsächlich vor ungefähr 20 jahren vom Jakobsweg erfuhr, wusste ich, dass ich ihn selbst einmal wandern würde. lange zeit war es einfach eine vorstellung, was ich machen würde, wenn ich zeit und geld hätte, also sehr irreal, später wurde es dann etwas dringlicher, etwas, was ich dann wirklich real machen wollte, wenn sich die gelegenheit ergäbe, dann ergab sich die gelegenheit, ein job war gefunden, der im herbst begänne, zeit gab es noch reichlich, das geld auf dem konto würde auch reichen, also buchte ich den entsprechenden flug.
und ansonsten bestand die vorbereitung daraus, einiges an material anzuschaffen (richtige dicke, fette, gute wanderschuhe, schon monate vorher und seitdem immer an den füßen, wenn es raus ging, so kleinigkeiten wie ein rucksack, ein schlafsack in miniformat, gerade mal 600 gramm oder so, ein treckinghandtuch (ja, sowas gibts und es ist viel leichter als ein normales, wenn es sich auch etwas seltsam anfühlt auf der haut), diverse kleidung für wind und wetter ...), außer dem material war es dann auch ein richtig guter reiseführer mit kleinen tageskarten und einem genialen begleitbuch, in dem wahnsinnig viel erzählt und erklärt wurde und in das ich vorher keinen blick geworfen hatte, ansonsten ein bisschen allgemeiner information, eben das wissen, wo der weg ungefähr lang führte, in welcher zeit er entstanden war, dass es auch heute noch reichlich herbergen am Weg gäebe, wo ein pilger schlafen könne, dass in santiago bei den pilgermessen das dicke weihrauchfass geschwungen würde (und das hatte ich damals, vor 20 jahren tatsächlich schon gesehen, wenn auch nur von außen, da die kirche reichlich übervoll gewesen war). Und natürlich hatte ich mich körperlich vorbereitet - hatte alle möglichen wege zu fuß zurück gelegt, hier in der stadt, ohne sonderliches gepäck, auf gerade wegen in einer stadt, die ich gut kenne, mit einer tageshöchstleistung von 15 kilometern.
Kurz und gut: irgendwie hatte es nie wirklkch so ausgesehen, als würde ich tatsächlich den Jakobsweg wandern, zwar nur den spanischen Teil, aber immerhin schon einmal das.

Und nun war es dann wider erwarten doch so weit:
04.30 Uhr war start daheim in Istanbul, dann mit dem auto zum flughafen Atatürk, von da aus nach Madrid, von dort drei stunden später nach Pamplona.
Beim ersten eincheck schon ein schock: ohne handgepäck waren es denn doch statt der errechneten 9 kg (ja, die fühlten sich allerdings schwer an) doch 13 - und im handgepäck noch der photokram und der winzi-computer.
der flugplatz von Pamplona ist winzig - dort fielen die 8 leute mit wandergepäck und suchendem blick richtig auf, die allesamt nach der besten möglichkeit fahndeten, günstig und bald nach Sait Jean Pied de Port zu kommen, wo für uns alle der Jakobsweg beginnen sollte.
nach etwas herumirren und herumfragen fanden wir dann ein großraum-taxi, das uns alle acht nach frankreich bringen würde, für gerade mal15,- € pro person. in dem taxi fanden sich dann also Rosemary, süße amerikanische Oma aus Florida, 6 Leute aus Brasilien, 2 junge männer, die wohl uniferien hatten, ein sehr junges paar, ein älteres paar, und schließlich ich.
in Sait Jean Pied de Port dann ein kleiner kulturschreck:
Hauptstraße in Saint Jean Pied de Port
Eine ganze Straße voller herbergen, restaurants, pilgerbüros und vor allem Massen von Leuten, die ihr Wandergepäck mit sich herumschleppten ...
na gut, die Brasilianer wollten partout in eine pilgerherberge, vor allem um dort einen ersten stempel zu bekommen, dann aber auch, um dort zu schlafen, wenn plätze frei wären. Rosemary und ich hofften, dann doch etwas mehr luxus und vor allem eine eigene, saubere und warme dusche zu finden, bevor dann morgen das wirkliche pilgerleben anfinge, also fragten wir bei den pensionen nach und fanden auch sofort passende zimmer - sogar einzelzimmer - nachdem wir ihr ausgiebigst erklärt hatten, nicht mutter und sohn zu sein hielt uns die Hauswirtin eben für ein liebespaar.
Später dann zielloses herumschlendern im städtchen, das offensichtlich von jahrhunderten pilgerrei geprägt ist, in dem ich aber keinen einzigen guten französischen milchkaffee auftreiben kann - und auch die spanische art, kaffee zu machen, finde ich nicht, frustrierend das.
ahnungslos (und nach wie vor habe ich hapekerkelings "ich bin dann mal ..." nicht gelesen, den sogar absichtlich, weil ich diese wanderung denn doch schon ein paar jahre länger im kopf hatte als es dieses buch auf den bestsellerlisten gibt und auch andere bücher, reiseführer, pilgerhandbücher, wegbeschreibungen, .... kenne ich nicht, selbst mein spanischselbstlernkurs, extra besorgt, liegt unangerührt noch immer auf dem schreibtisch herum), ahnungslos also und ohne irgendeine konkrete vorstellung, was es bedeuten mag, dass ich morgen durch die Pyrenäen wandern werde, schaue ich mich um in der richtung, in der der weg morgen früh aus dem städtchen hinaus führen wird:
Blick auf die Pyrenäen von Saint Jean Pied de Port aus

also brav ins bett mit mir, morgen würde ich um 7 uhr aufstehen und eine halbe stunde später schon auf dem weg sein - früher mag ich mich denn doch nicht aufraffen müssen, habe ich mir überlegt, schließlich mache ich das ganze nicht aus religiöser büßerpein sondern aus spaß an der freude ...

Aber immerhin waren wir dann doch noch im Pilgerbüro und haben ein bisschen herumgefragt und einen ersten Stempel bekommen. Ich würde morgen tatsächlich den Napoleonsweg wandern, Rosemary den anderen an der Straße entlang, ihr gepäck ließ sie vom ehegatten der vermieterin in die nächste station fahren - natürlich für ein schweinegeld.
die brasilianer wollten morgen zum teil die selbe strecke wandern wie ich, nur wollten die schon um 6 uhr aufbrechen - wo ich also noch glückseelig vor mich hin träumen würde, während Rosemary den leichteren weg an der straße nehmen würde, sie traute sich den weg durch die berge nicht zu.

Wetter: typischer apriltag, immer wieder mal garstiger regen (die ersten pilger hatte ich durch eben diesen parallel zur Straße wandern sehen, in dicke capes gehüllt, nicht gerade eine traumhafte vorstellung), aber auch längere sonnige phasen, in denen es dann so warm wurde, dass man ohne jacke herumlaufen konnte.
stimmung: zweifel zwar aber gespannt.

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