endlich doch

seit 1988 - sofern ich mich richtig erinnere, weiß ich vom Jakobsweg, seit dem Moment, in dem ich in Santiago de Compostela in einem Schuhgeschäft, wo ich einfach nur schöne, blaue Schuhe gesehen hatte und einkaufte (die leider nur noch in Größe 42 vorhanden waren, im Endeffekt dann doch eine halbe Nummer zu klein für mich, aber ich musste sie einfach haben). Genau in diesem Schuhgeschäft traf ich jene Frau, die mich auf den ersten Blick faszinierte, etwas heruntergekommen, nein, in Klamotten, die offensichtlich lang und oft getragen waren, Wanderklamotten eben, die ein paar hundert Kilometer hinter sich hatten, ausgelatschten Wanderschuhen, in meinem Alter (mein Gott, war ich damals jung), mit kurz geschorenen Haaren und genau der Ausstrahlung, die mich auf den ersten Blick fesselte.
Wir sprachen nur kurz miteinander, ich erfuhr eigentich nur, dass sie aus der Schweiz kam, ich glaube, sie hieß, heißt Christine oder ähnlich, aber ich bin mir nicht mehr sicher. Viel wichtiger ist, dass sie mir erzählte, dass sie gerade den Jakobsweg gewandert war, leider nicht von Zuhause aus der Schweiz (war es Zürich? Ich weiß es nicht mehr), sondern von einem Ort in den Pyrenäen - auf der Französischen Seite ausgehend.
Seitdem war der Jakobsweg in meinem Hinterkopf. Ich informierte mich ein wenig besser, lernte ein wenig über den Jakobsweg und wusste, dass ich ihn irgendwann auch einmal selbst wandern würde.
Bis auf wenige Momente dachte ich nicht an jene Christin - nach dem Schuheinkauf sah ich sie nie wieder, Adressen oder Telephonnummern hatten wir auch nicht ausgetauscht, vermutlich hätten wir das vielleicht sogar, wäre nicht A., die etwas erledigt hatte, nicht in den Laden hereingeplatzt ... Aber der Jakobsweg wurde wichtig für mich. Meine Freunde wussten davon, ich bekam Bücher geschenkt, ich wurde ab und zu gefragt, wann es denn so weit wäre ...
ich wusste 2004, dass ich nach meiner Arbeit in Istanbul den Jakobsweg wanderen würde, ich würde für ein Jahr aussetzen und hätte dann reichlich Zeit. 2005 verlängerte ich den Job um zwei Jahre, im Herbst 2007 hatte fing mein freies Jahr an, im April 2008 startete ich dann endlich um am 27.Mai 2008 in Santiago anzukommen.
Zwei Jahre zuvor war das Buch von HaPe Kerkeling "Ich bin dann mal weg" erschienen, der den Jakobsweg auf seine eigene Weise erlebte und beschrieb. Ich bekam schon sehr schnell das Buch geschenkt aber weigerte mich, es zu lesen. Dieses Exemplar liegt irgendwo in Istanbul in einem Karton, auch heute noch ungelesen. Ein zweites Exemplar bekam ich dann zum Geburtstag 2008 geschenkt, auch dieses Exemplar liegt in Deutschland, ungelesen in einem Karton. Ich weigerte mich, das Buch zu lesen, bevor ich selbst den Jacobsweg wanderen würde.
Jetzt endlich höre ich das entsprechende Hörbuch - schon lange ging mir kein Buch so Nahe, wie dieses. Beim Hören kann ich nicht anders, als mich zu erinnern, mich zu fragen: war ich auch da, habe ich das auch gesehen, warum habe ich davon nichts gewusst, ...? Bei vielem, was Kerkeling erzählt, kann ich einfach nur zustimmen. Bei vielem aber erging es mir ganz anders. Manches habe ich genau so erlebt, aber manches eben gar nicht oder ganz und gar anders.
Und ja, ich bin froh, dass ich endlich das Buch höre - und hören ist vielleicht sogar noch besser, als zu lesen, man hört die Originalstimme, hört im Ausdruck, in der Stimmlage noch viel mehr mitschwingen als nur im Text ...
Und ja, es ist gut, sich wieder zu erinnern ...

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