Montag, 1. Juli 2013

Indische Wartezeiten

Gestern kaufte ich ein paar Kleinigkeiten wie Kühlschrank, Waschmaschine und Gaskochdingens.
Das Gaskochdingens wurde gleich am selben Abend noch geliefert, obwohl ich erst heute damit gerechnet hatte. Der Rest sollte heute kommen. Und so sitze ich hier, kann nicht weg und warte.
Morgen werde ich dort anrufen - jetzt ist natürlch niemand mehr da, bis acht sollte geliefert werden, auch um halb acht war schon niemand mehr zu erreichen ....
Prima, dass ich statt groß einzukaufen, weil ich ja bald einen Kühlschrank hätte, der zu füllen wäre, zu Hause saß und auf den selben wartete, der dann nicht kam ...
Aber wenn man hier sagt, dass die Leute unzuverlässig sind, dann werden die Damen und Herren Inder gleich böse und fühlen sich persönlich angegriffen - leider aber weiß ich, dass fast alle Termine bisher nie funktionierten, auf Handwerker oder Lieferungen muss man im Schnitt mindestens zwei, eher drei Tage warten - und das durchaus auch nach dem Anruf, in dem einem gesagt wird "In fünf Minuten" - auch da muss man damit rechnen, dass derjenige erst übermorgen und nach sieben weiteren Telefonaten da ist.

Endlich: In Ägypten wehren sich die Menschen wieder ...

es wird langsam Zeit.
Schon am Anfang der Revolution machten die Ägypter den Fehler, ihre Generäle, allesamt Freunde, Vertraute oder zumindest Unterstützer und Nutznießer des Mubaraksystems, nicht zu entmachten, sonden ihnen die Macht zu überlassen, also den allerschlimmsten Mördern, Dieben und in Sachen Politik und Wirtschaft Idioten (die natürlich vom Westen unterstützt wurden und werden, ein großer Applaus an den Westen, dem ja schon immer Diktaturen und Massenmord lieber war als ein Volk, das die eigenen Interessen in die Hand nimmt). Diese Generäle machten indirekt Mursi zum Präsidenten, einen Betonkopfislamisten, der wiederum genauso keine Ahnung hat vom Leben, von Politik, von Wirtschaft, von Menschenrechten und für den der Koran in seiner eigenen Steinzeitauslegung das einzige Buch ist, das er vermutlich je gelesen hat, verstanden hat er vermutlich noch weniger, denn Islam als Idee ist tausend Mal friedlicher, toleranter und liebt die Menschen im Gegensatz zu den Ideen der Bruderschaft. Und das Volk spielte mit, lies sich von den Worten "Demokratie, gewählt, Mehrheit" blenden und vergaßen dabei den massiven Wahlbetrug der Generäle, die erst zur Wahl zwischen dem einen General und dem anderen Moslembruder führte, zur Wahl zwischen Pest und Cholera, denn ohne ihren Betrug hätte es eine Wahl zwischen einem weltlichen Liberalten gegeben und dem Bruder, den die Bruderschaft locker und mit Links verloren hätte.
Nach einem Jahr, das Mursi dazu nutzte, seine private Macht und die der Moslembruderschaft ganz und gar undemokratisch zu mehren durch Basteleien an der Verfassung, andererseits durch verfassungsfeindliche Gesetze, durch Gewalt, durch Lügenkampagnen in den staatlichen Medien usw, nach einem Jahr der politischen Unfähigkeit und des wirtschaftlichen Absturzes sind die Ägypter endlich wieder auf der Straße.
Es wird Zeit.
Und jetzt wäre ich gerne wieder dort, in dem Land, das ich damals frustriert verlassen hatte, frustriert, weil all die Energie, der Mut, die Freude und Zuversicht der Menschen, die eine Revolution gemacht zu haben glaubten, mit Füßen getreten wurden, weil diese Menschen, die so schön uns stolz auf Ägyptens Straßen gefegt hatten, weil sie endlich wieder in einem Land lebten, das ihres war, das sie gestalten, schön machen wollten.
Der Dreck war wieder da, wieder war draußen kaum jemand, der sich wagte, dem Gegenüber in die Augen zu schauen, wieder versank all das Positive in jenem bigotten Lügenmeer, in dem nur der Schein zählt ...
Ich hoffe, dass die Ägypter diesmal nicht vor den Generalen halt machen, dass sie nicht die alten Dinosaurier an der Macht lassen, sondern dass sie jetzt weiter gehen und sich trauen, selbst zu bestimmen. Und sei es nur dadurch, dass sie wirklich Neuwahlen erzwingen und einen Wahlbetrug wie beim letzten Mal nicht zulassen, dass sie auch nach den Wahlen präsent bleiben, ihre Rechte einfordern und sich nicht blenden lassen von tumben Moschee-Predigern, die den einzig wahren Weg zu wissen behaupten, Weißhaus-Entsandten, die jedem in den Popo klettern, der "Stabilität" verpricht, der den Status Quo halten will (schreiende Ungerechtigkeit, gigantisches Elend, Missachtung von Demokratie und Menschenrechten, Unterdrückung der Frau, der Intelligenz, der Nubier, der ... der ... fast aller Menschen eben usw. usw.) oder weichgespülten FDP-Reisenden, die auf dem Tahrir Square auch nur Worthülsen loswerden wollen um danach dann mit den Generälen in exclusiver Runde beim Essen über die Verteilung der Gewinne zu verhandeln.

Doch, wenn ich sehe, dass es immer noch etwas gibt von dem Geist, der damals Mubarak wegschwemmte, der Ägypten für kurze Zeit zum wirklich schönen Land machte, in dem zu Leben eine Freude war, dann geht es mir gleich besser - auch wenn ich mir heimlich Sorgen mache um S., die mittendrin ist in Ägypten ...

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