Montag, 20. April 2009

tagwerk

tagwerk für heute: vorfühlgespräch mit S. von der Bogazici-Uni, einige Photos bearbeitet, ansonsten gerade mal den Blog für morgen geschrieben, alleine der brauchte als reine schreibzeit schon eine stunde - habe ich mir da zu viel vorgenommen?

Jakobsweg, 20.04.2008, Saint Jean Pied de Port => Roncesvalles

In der pension einiges "vergessen" - der rucksack ist wohl um ein kilo leichter geworden, aber immer noch weit weit schwerer als die angestrebten 12 kg.
Nach dem aufstehen noch ganz kurz Rosemary verabschiedet, die gerade los zog, sich wieder über die vermieterin und den gatten aufregend, die für alles ein schweinegeld verlangten und vieles lange nicht so viel wert war (das frühstück lächerlich einfach: weißbrot und marmelade, aber immerhin gab's noch eine zweite tasse kaffee, aber bei 5,- zusatzeuro zu 35 pro nacht auch das allermindeste).
nach gerade mal 20, 25 minuten also schon auf der straße, von anfang an regelmäßig bergauf, im ort noch gemäßigt, steigungen, wie man sie eben kennt, steigungen, die sich mit dem auto ohne probleme fahren lassen, steigungen, wo dann die fahrschullehrer einen das anfahren mit handbremse üben lassen ...
und es wurde immer steiler: von ca. 200 meereshöhenmetern in Sait Jean Pied de Port ging es hoch auf fast 1500 höhenmeter, um dann wieder auf 1150 zu sinken, was auf 3 km passieren würde - insgesamt zwar "nur" 23 km, aber das mit 16 kg auf dem rücken nach einem training, bei dem die höchste und längste steigung wohl die Treppe auf das obere geschoss der fähre war ...
na gut, wohlgemut stapfte ich vor mich hin, manchmal konnte ich in weiter ferne vor mir andere wandersleute sehen, die nicht so faul wie ich gewesen und etwas früher gestartet waren, im matsch wurde deutlich, dass auch sie nur die sehr sehr späten von großen mengen anderer waren, die heute schon den selben weg gegangen waren. aber anfangs gab es außer dem matsch und wasser überall in pfützen, rinnsälen am wegrand, strömenden bächen, die überbrückt wurden, nur hinweise auf die unbillen des wetters, es war zwar kühl, aber doch schon fast durchgehend die sonne, bis ich ganz oben ankam - gerne hätte ich gerastet, aber dafür war es einfach zu kalt.
Ganz oben in den Pyrenäen
ein Café oder eine andere geheizte rastmöglichkeit gab es nicht mehr, die hatten bald hinter Saint Jean Pied de Port aufgehört (und überall war ich eingekehrt, hatte dann auch endlich meinen richtigen Kaffee bekommen und war nicht in der lage gewesen zu entscheiden, ob die leute denn französisch oder spanisch sprachen, auch wusste ich nicht, wann ich die grenze überqueren würde ... aber egal wo: immer traf ich dort die beiden hessen, die genauso drauf waren wie ich, immer über die strecke jammernd, immer froh gemut weiter ziehend, immer über die leute lästernd, die stress machten, gemacht hatten, sicher schon angekommen waren, waren sie doch viele stunden vor uns gestartet und sausten im sauseschritt an den gastlichen orten vorbei, die wir so liebten.
ganz oben aber traf ich nur noch ganz selten andere leute, die meisten überholten mich, aber ab und zu war ich auch mal schneller als ein anderer, besonders interessant waren die beiden frauen, die ihre fahrräder einen wirklich richtig fiesen abhang hoch gewuchtet hatten, fahrräder, mit denen ich nicht in der stadt unterwegs sein wolte, geschweige denn auf denen ich eine längere tour machen würde, aber immerhin fahrräder, die ich noch ein paar mal sehen würde auf der pilgerfahrt.
den größten teil der strecke wanderte ich also allein - eine komische erfahrung, alleine durch eine gegend zu wandern, die ich nicht kannte, immer wieder zu hoffen, den nächsten pfeil auch wirklich zu finden und auf dem richtigen weg zu sein, nur groß abschätzen zu können, wie weit es noch wäre, nicht zu wissen, ob in Roncesvalles noch ein schlafplatz zu bekommen wäre, einfach zu wandern, während auf den wiesen neben mir tatsächlich ein paar skelette herum lagen und weit oben Geier kreisten, echte Geier.
irgendwann aber war der höchste punkt erreicht, es wurde denn auch dunker am himmel, es fing immer mal an zu regnen und der weg war schon lange nicht mehr asphaltiert sondern nur noch matsch, es wurde immer kälter und endlich fand ich die letzten schneereste, die es sofort zu dokumentieren galt ;-)
letzte reste des schnees am wegrand
und wie es sich gehört, spielte ich auf dem weg reichlich mit der kamera herum - die geierbilder sind nicht so toll, aber eine andere, seltsame lebensform habe ich dann wohl doch einigermaßen getroffen:
letzte reste des schnees am wegrand und erik direkt davor

nach wirklich anstrengenden stunden bergauf bergauf kam am ende doch noch die hölle des ziegenpfades, der abstieg von über 900 metern auf einer strecke von 3 kilometern im regen auf einem matschweg ohne irgendwelche hilfsmittel, teilweise wirklich übel heftig fast rennend um nicht das gleichgewicht zu verlieren, nur um dann Roncesvalles zu erreichen, ein kloster mit einer scheune, die zur herberge umgebaut wurde und von belgischen freiwilligen bewirtet wird:
Herberge in Roncesvalles
dort können bis zu 120 menschen (in einem raum) schlafen, es gibt kein frühstück, aber immerhin jeweils 2 duschen für männer und frauen, genauso viele waschbecken und toiletten wohl sogar ein paar mehr.
im winzigen ort gibt es dann noch eine recht große gaststube, wo das pilgermenü kredenzt wird, einfach aber gut, und nur nach vorbestellung zu bekommen, man muss also sofort nach ankunft dort hin, zettelchen holen, bezahlen, sonst gibt's nix in den bauch - und das ist doof, weil es im ort außer dieser gaststube und dem doch wesentlich teureren hotel, das auch ausgebucht war, nichts gibt. ich hatte das glück, noch eins der letzten essen zu bekommen, genoss es dann auch an einem großen tisch mit einer wahllos zusammengestellten gruppe von leuten, die ich später allesamt nie wieder sah, franzosen dabei (ein netter alter herr, der sein schuldeutsch aus direkten nachkriegszeiten herauskramte z.B.), eine spanische kleinfamilie zwei allein wandernde - ein unsymphat den ich vergessen habe und ich eben.
die türen werden um 21.30 abgeschlossen, das licht um 22.00 ausgeschaltet, bis dahin muss man also im schlafsack liegen, sonst bleibt man vor der tür!

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